# taz.de -- Der Zoff um den Atom-Frachter: Ein Lob auf die Feuerwehr | |
> Innenausschuss befasst sich fünf Stunden lang mit dem Brand auf dem | |
> Atomfrachter „Atlantic Cartier“. Innensenator spielt die | |
> Beinahe-Katastrophe herunter. | |
Bild: Fast dreimal so lang wie ein Fußballfeld: Die "Atlantic Cartier" liegt s… | |
HAMBURG taz | Die Grünen hatten das brisante Thema per Eilantrag auf die | |
Tageordnung gehievt: Der Brand auf dem Auto- und Containerfrachter | |
„Atlantic Cartier“ im Hamburger Hafen am 1. Mai, der beinahe zu einer | |
Katastrophe geführt hätte. Und so befasste sich am Freitagabend der | |
Innenausschuss der Bürgerschaft fünf Stunden lang mit dem Thema, denn das | |
300 Meter lange Schiff hatte neben Autos auch neun Tonnen atomares | |
Uranhexafluorid, unbestrahlte Brennelemente, Munition und 160 Tonnen | |
explosives Ethanol an Bord. Und zum ersten Mal musste Innensenator Michael | |
Neumann (SPD) öffentlich zur Beinahe-Katastrophe Stellung nehmen. | |
Nach den langen Befragungen waren sich die Anwesenden im Ausschuss jedoch | |
nur in einem Punkt einig: Die Feuerwehr habe grandios dafür gesorgt, dass | |
es zu keiner Katastrophe gekommen ist, in dem sie „professionell“ | |
gearbeitet habe. | |
Weil nun mal alles gut gegangen ist, neigten Neumann und weitere | |
Behördenvertreter dazu, die „Großeinsatzlage“ herunterzuspielen. Es sei | |
alles zu jeder Zeit unter Kontrolle gewesen. Und auch der Leiter des | |
Katastrophenschutzes, Lothar Bergmann, beteuerte, dass sein Einsatz nur | |
„geübte Praxis“ zur Vorsorge gewesen sei, „wenn man die Lage noch nicht | |
einschätzen kann.“ | |
Dabei waren die Umstände des Einsatzes widrig. In einem einstündigen | |
Power-Point-Vortrag schilderte Feuerwehr-Chef Klaus Maurer „den komplexen | |
Einsatz“. So sei ein anfangs eingeleiteter „Innenangriff“ auf das Feuer a… | |
dem Pkw-Deck wegen der hohen Temperaturen „abgebrochen“ worden. Eine | |
zweimalige Flutung des Raumes mit dem Brandherd mit bordeigenem | |
Kohlendioxid sei notwendig gewesen, um das Feuer in den Griff zu bekommen. | |
Dass die Feuerwehr kein eigenes Kohlendioxid (CO2) einsetzen konnte, sieht | |
Maurer nicht als Problem. „Wir haben nicht das Know-how, dieses Löschmittel | |
vorzuhalten“, sagte er. Problematisch sei jedoch, dass es wegen des | |
Hafenfeiertages nicht möglich war, bei der Kupferhütte Aurubis vorrätiges | |
CO2 von der Peute zum O’Swaldkai zu transportieren. | |
In der Nacht sei es dann gelungen, 33 Container über dem Brandherd von | |
einer Containerbrücke von Bord zu holen – drunter auch Gefahrgutcontainer. | |
Der Uranhexafluorid-Container, der 30 Minuten 800 Grad Hitze aushalten | |
muss, habe in ausreichenden Abstand zum Feuer gestanden. | |
Neumann kündigte an, aus den „Erfahrungen Konsequenzen zu ziehen“. So soll | |
die Flotte der drei Löschboote, die seit diesem Wochenende wegen | |
Personalmangels und Reparatur auf ein Schiff dezimiert ist, wieder | |
aufgestockt werden. „Vermutlich steht Ende des Monats das Boot, das in der | |
Werft ist, wieder zur Verfügung“, sagte Maurer. Indirekt animierte Neumann | |
Linkspartei und Grüne mit den Worten: „Der Ausstieg aus der Atomwirtschaft | |
ist richtig“ dazu, die Debatte um Atomtransporte in den Hafen neu | |
aufzurollen. | |
Die Fraktionschefin der Linkspartei, Dora Heyenn, kündigte auch prompt an, | |
dass es jetzt „politisch angesagt ist“, ihren im Umweltausschuss liegenden | |
Antrag zum Verbot von Atomtransporten im Hafen „noch vor einer juristischen | |
Entscheidung über die Bremer Häfen“ wieder auf die Tagesordnung zu setzen. | |
2 Jun 2013 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
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