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# taz.de -- Familien-unfreundlich: Ende für betriebsnahe Krippen
> Vor zehn Jahren gründete die evangelische Kirche die City Kids.
> Arbeitgeber sollten Kinderbetreuung mitfinanzieren. Doch das taten sie
> kaum noch.
Bild: Kein Geld für "City-Kids" in der Bremer City - solche Kitas soll es bald…
Weil Unternehmen in der City und der Überseestadt sich nicht an der
Finanzierung beteiligen, hat der Landesverband evangelischer
Kindertagesstätten seine betriebsnahen Kleinkindkrippen „City Kids“
eingestellt.
„Es gab einfach kaum noch Arbeitgeber, die bereit waren, ihren Anteil zu
zahlen“, sagt der Leiter des Verbands, Carsten Schlepper. Zum vergangenen
Kindergartenjahr hätten bereits 85 Prozent der Eltern den Arbeitgeberanteil
von 390 Euro mitbezahlen müssen – zusätzlich zu den 420 Euro Eigenanteil.
Letzteren hätten sich zwar einige Eltern von der Behörde bezuschussen
lassen können, aber nicht in der vollen Höhe. Das sei für viele einfach zu
viel Geld, so Schlepper, weswegen im vergangenen Jahr erstmals Plätze nicht
vergeben werden konnten. Mit dem Ausbau der öffentlich geförderten
Kindertagesbetreuung sei die Chance auf einen normal teuren Krippenplatz
gestiegen: Dieser kostet höchstens 310 Euro.
Der sinkende Druck auf die Eltern habe sich auf die Unternehmen übertragen,
so Schlepper. „Die Bereitschaft der Arbeitgeber sich zu beteiligen, ist
stark gesunken.“ Wobei sich seit der Gründung im Jahr 2003 ohnehin kleinere
Betriebe, etwa Anwaltskanzleien und Zahnarztpraxen, finanziell beteiligt
hätten. „Die größeren wie die Sparkasse haben argumentiert, sie könnten ja
nicht für alle ihre Mitarbeiter einen Platz mitfinanzieren.“
Auch die Bremer Landesbank, Radio Bremen oder Kellogs, die in unmittelbarer
Nähe einer der drei City-Kids-Standorte liegen, haben ihren Mitarbeitenden
dort keine Kinderbetreuung gesponsert. „Dafür können wir das Geld der
Gebührenzahler nicht ausgeben“, sagt Radio-Bremen-Sprecher Jens Böttger.
Dafür betonen die Unternehmen, dass sie sich in anderer Weise für die
Vereinbarkeit von Familie und Beruf einsetzen. Die Sparkasse und die
Landesbank wurden dafür von der Hertie-Stiftung als besonders
familienfreundlich ausgezeichnet. Bei Radio Bremen arbeiten laut Böttger
rund 30 Prozent der fest Angestellten in Teilzeit, auch Führungskräfte wie
die Personalchefin.
Die Sparkasse Bremen bietet ihren MitarbeiterInnen seit zwei Jahren die
Möglichkeit, einen von 65 Plätzen in vier Krippen in Anspruch zu nehmen,
die sie in Kooperation mit der Bremer Heimstiftung betreibt. Die Eltern
müssten zwar für die Beiträge selbst aufkommen, sagt Sparkassen-Sprecher
Nils Andresen. „Dafür sind die Angebote flexibler als andere.“
Das waren auch die der City Kids. Vom pädagogischen Konzept unterschieden
sie sich nicht von den anderen kirchlichen Einrichtungen. Aber sie kosteten
auch deshalb mehr, weil sie andere Öffnungszeiten hatten. Statt von 7.30
Uhr bis 17.30 Uhr sind sie ab August nur noch von 8 bis 17 Uhr geöffnet –
länger als die meisten anderen. Und die Möglichkeit, sich einen Platz zu
teilen, wird auch wegfallen. Wobei pro Gruppe nur drei von acht Plätzen
dafür zur Verfügung standen, damit eine stabile Gemeinschaft der Ein- bis
Dreijährigen entstehen konnte. „Für kleine Kinder ist es eine Zumutung,
wenn sie jeden Tag mit anderen Kindern zusammen sind“, sagt Schlepper vom
Landesverband.
Deshalb findet er es auch problematisch, wenn Unternehmen oder die Bremer
Handelskammer fordern, die Stadt müsste viel flexiblere Betreuungsmodelle
anbieten. „Es kann nicht darum gehen, ein Kleinkind zehn Stunden am Tag
irgendwo unterzustellen oder es um 5.30 Uhr zu wecken, damit es zum
Schichtbeginn in der Krippe ist.“ Unternehmen seien noch stärker gefordert,
Eltern Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen. Gar nichts hält er von
Modellen wie dem der Bremer Handwerkskammer, die Räume zur Verfügung
stellt, in denen Tageseltern Kinder betreuen. „Das machen die auf eigenes
Risiko und eigene Verantwortung“, kritisiert Schlepper. Besser wäre es, ein
eigenes pädagogisches Konzept zu entwickeln und umzusetzen.
Nachteile hat das Ende der City Kids für die Stadt: Sie muss jetzt den
Zuschuss der Arbeitgeber übernehmen. Bestehen bleiben die Kooperationen der
Kirche mit Daimler, Arcelor, Kraft und die Klinik Links der Weser.
9 Jun 2013
## AUTOREN
Eiken Bruhn
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