| # taz.de -- Kommentar über den Vegesacker Volksmob: Eine Schande | |
| > In Vegesack wurden mobile Flüchtlingsunterkünfte durch Bürger und Beirat | |
| > verhindert. Statt Sachargumente überwogen die Ressentiments eines | |
| > rassistischen Mobs. | |
| Bild: Mageda Abou-Khalil leitet das Flüchtlingsheim in der Vegesacker Johann-L… | |
| In Vegesack wurde die Errichtung von Mobilbauten für Flüchtlinge durch den | |
| Beirat verhindert. Es hätte sachliche Argumente gegen die | |
| Container-Wohnungen gegeben. Es hätte diskutiert werden können, wo und ob | |
| es bessere Orte für Flüchtlinge gibt. | |
| Doch Bürgern und der Beiratsmehrheit ging es nicht um eine Diskussion. Und | |
| nicht um das Wohl der Flüchtlinge. Staatsrat Horst Frehe wurde | |
| niedergebrüllt. Ebenso alle, die nicht kategorisch gegen die Unterkunft | |
| waren. Rassistische Kommentare wurden öffentlich vorgetragen, | |
| menschenverachtende und neonazistische Anmerkungen durch die | |
| Zuschauerreihen geraunt. | |
| Die AnwohnerInnen haben ihre Ressentiments nicht akademisch verpackt wie in | |
| Schwachhausen und im Viertel, es waren nicht nur ein paar Verwirrte. Nein: | |
| Was im Vegesacker Beirat am Donnerstag auftrat, war ein rassistischer | |
| Volksmob. | |
| Das Schlimmste ist: Dies wurde nicht nur zugelassen, sondern | |
| Beiratsparteien hatten die Leute mobilisiert. Die Stammtisch-PolitikerInnen | |
| von SPD bis „Bürger in Wut“ benutzten die Unterstützung gegen das Ressort. | |
| Damit haben sie sich schuldig gemacht. Die Beiratsmitglieder sind | |
| verantwortlich für das, was war, und für das, was kommt. Sie schwammen | |
| nicht nur auf der Welle der rassistischen Ressentiments, sie haben die | |
| AnwohnerInnen bestärkt. FDP-Mann Buchholz wollte VertreterInnen des | |
| Integrationsrates und des Vereins Zuflucht zum Schweigen bringen. Jene, die | |
| vom Leben der Flüchtlinge in anderen Stadtteilen hätten erzählen können. | |
| Statt von ihrer Expertise zu profitieren, wurden sie niedergebrüllt. | |
| Schuldig gemacht hat sich auch Ortsamtsleiter Dornstedt. Vielleicht war er | |
| gekränkt, dass er aus der Innenstadt zu spät informiert wurde. Vielleicht | |
| ließ er das Horst Frehe nun durch seine Bürger wissen. Er hätte bei | |
| rassistischen Kommentaren eingreifen müssen, hätte die Sitzung abbrechen | |
| müssen. Einen Mann, der mit Neonazi-Parolen agitierte, lässt er reden. | |
| Stattdessen ermahnte er den Linken-Beirat Sabri Kurt, sachlich zu bleiben. | |
| Dornstedt hat nicht versucht, die Aggressivität zu unterbinden. | |
| Was in Vegesack passiert ist, ist eine Schande. Und es macht Angst. Nicht | |
| auszudenken, wie es werden soll, wenn die Wutbürger richtig loslegen. Schon | |
| die Beiratssitzung erinnerte jene, die es erlebt haben, an die Zeit Anfang | |
| der 1990. Es liegt nun an allen Vernunftbegabten, zu verhindern, dass | |
| Vegesack Schule macht. | |
| 5 Jul 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Fremdenhass vs. Engagement: Angst vor Provokationen | |
| Die Leiterin des Flüchtlingsheims in der Johann-Lange-Straße in Vegesack | |
| macht sich nach dem rassistischen Ausbruch auf der Beiratssitzung Sorgen. | |
| Mobilbauten für Flüchtlinge abgelehnt: Vegesacks Volksmob | |
| Auf einer Sitzung des Ortsbeirats im Bremer Stadtteil Vegesack sprechen | |
| sich Lokalpolitiker gegen Unterkünfte für Flüchtlinge aus. Befürworter | |
| werden niedergebrüllt. |