# taz.de -- Kommentar Royales Baby: Auch nur ein kackender Wurm | |
> Die Positionen der Linken sind heute längst nicht mehr so eindeutig wie | |
> früher. Bei der Geburt eines Prinzenbabys tritt da dann auch linke | |
> Nostalgie zutage. | |
Bild: Komparsen der Entertainmentindustrie: Kate, William und Baby | |
Monarchen, die regieren, stehen der Demokratie und der Freiheit im Weg, und | |
konstitutionelle Monarchen, die nur repräsentieren, sind verwöhnte Bengels, | |
die auf Kosten anderer Leute leben. Denkmäler institutionalisierter | |
Ungleichheit! Also weg mit ihnen! Es lebe die Republik! So in etwa denken | |
Linke und Radikaldemokraten seit bald 250 Jahren. | |
Klar: Da und dort hat man sich mit konstitutionellen Monarchien arrangiert, | |
schließlich schaden sie ja kaum, wohingegen die Abschaffung der | |
Show-Königinnen und -Könige Streitereien auslösen würde, die man sich | |
besser spart. Aber Fans der Monarchien, das werden Republikaner und | |
Demokraten nimmermehr. | |
Eine Schwundform des Antimonarchischen zeigt sich noch in dem Ärger | |
darüber, warum öffentliche TV-Stationen und „die Medien“ so viel Sendezeit | |
mit der Geburt eines armen Prinzenbabys verplempern, das ja auch nur ein | |
kackender Wurm ist und ohne Krone aus der Mama schlüpft. | |
Und doch gibt es da noch eine andere politische Emotionalität, auch wenn | |
sie nicht immer offen zutage tritt: linke Nostalgie. Verstanden sich die | |
meisten Linken früher als Kraft des Fortschritts, wozu das Abschneiden | |
alter Zöpfe ebenso zählte wie der Bau möglichst vieler Kraftwerke, so ist | |
das heute längst nicht mehr so eindeutig. Beschleunigung, Technisierung und | |
ein Wandel, der sich nicht immer nur zum Besseren vollzieht, machen auch | |
Linke empfänglich für Sentimentalitäten. | |
## Suche nach einem „echten Leben“ | |
Wer Entfremdung in der Moderne empfindet, sucht nach einem „echten Leben“; | |
ist vielleicht angerührt von Tradition, alten Accessoires und Bauernhäusern | |
mit Holzkastenfenstern. Und was ist so eine Königin oder so ein Prinz denn | |
anderes als ein Accessoire aus einer verlorenen Zeit? Vor allem pompöse | |
Königsbegräbnisse sind ja sehr malerische Umzüge. | |
Letztendlich sind Könige, Königinnen, Prinzen und Prinzessinnen heute | |
freilich auch nichts anderes als Komparsen der Entertainmentindustrie. Man | |
kann wegzappen. Und die Frauenzeitungen, die noch immer wie in den | |
fünfziger Jahren die Aristomilieus als „große Welt“ verkaufen, werden | |
selbst von ihren LeserInnen kaum ernst genommen. | |
Ja, klar, man kann wie der Linke-Parteichef den „Monarchie-Hype“ | |
kritisieren. Man kann, wenn man will, einer Traditionsinstitution in einer | |
„geschichtsvergessenen“ Zeit sogar etwas abgewinnen. Man kann aber auch | |
beides einfach sein lassen. Denn letztlich gilt: Es ist völlig | |
bedeutungslos. | |
23 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Robert Misik | |
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