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# taz.de -- Investitionen am Bocksberg: Lieber Schnee als Wald
> Trotz seltenerer Schneefälle setzt Goslar auf den Ausbau des
> Wintersporttourismus. Der Wirtschaftsminister hält das für die richtige
> Strategie.
Bild: Wenns keinen Schnee gibt, macht man halt selbst welchen: Schneekanone am …
GOSLAR taz | Anders als beim Wurmberg in Braunlage hat es in Goslar
Verhandlungen gegeben und auch Kompromisse bei den Umweltbelangen: Zumal
bei der Wasserentnahme für den Kunstschnee, und der Frage, wie im
Trinkwasserschutzgebiet mit den verunreinigten Schmelzwassern umzugehen
ist.
Und die fast 60.000 Quadratmeter Wald, die am Bocksberg in
Goslar-Hahnenklee für die Bebauung mit Vierer-Sessellift Großparkplatz,
Abfahrtsstrecken und eine Winterrodelbahn gerodet werden, sind mit
Aufforstung von 230.942 Quadratmetern zu kompensieren. Das hat man
festgelegt, gesetzeskonform, bloß ohne zu klären, wo. Eine Sommerrodelbahn
ist am Bocksberg schon seit 2012 in Betrieb, und insgesamt läuft das
Projekt unter dem Titel „Erlebnisberg“. Nun hat der Stadtrat von Goslar die
nächste Ausbaustufe bewilligt: SPD, CDU und FDP stimmten dafür, dagegen
votierten nur ein Abgeordneter der Bürgerliste und die Grünen, 33 zu fünf –
der Rest enthielt sich.
„Mit sanftem Tourismus hat das wenig zu tun“, begründet Grünen-Chef Jochen
Baldauf das Nein zum Projekt. Er trauere vor allem dem städtischen Wald
hinterher: Rund 80 Hektar waren der Bocksberg Invest GmbH zunächst so
billig hinterhergeworfen worden, dass die Kommunalaufsicht das Geschäft
stoppte. Sie verdonnerte die Stadt, 350.000 Euro mehr zu verlangen – bei
einem ursprünglichen Kaufpreis von einer halben Million. Die Investoren
fanden das immer noch ein gutes Geschäft. „Der Wald ist jetzt weg“, sagt
Baldauf.
Mindestens auf dem Papier haben die Bedenken Einzug gefunden in die
Goslarer Beratungen: So wurde, weil es sich um Eingriffe in ein
Landschaftsschutzgebiet handelt, ein „Umweltbericht“ in den
Planfeststellungsbeschluss aufgenommen. Der ist allerdings fragwürdig: Die
Lichtemission der geplanten Pistenbeleuchtung erwähnt er gar nicht, sondern
nur den dadurch erhöhten Energieverbrauch. Und zudem stellt er mit
umweltfachlicher Akkuratesse klar, dass „aus wirtschaftlichen Gründen der
Bau für die Nordharzregion zwingend erforderlich“ sei.
Als „etwas unglücklich“ bezeichnet Amtsleiter Helmut Borrmann die
Formulierung, aber letztlich gehe es ja „um eine Interessensabwägung“, auch
wenn die hier im falschen Kapitel des Planwerks auftauche. Und immerhin
erwähnt die Vorlage das Risiko, dass die Attraktivität auch abnehmen könne,
„da Schneefälle insgesamt seltener“ würden. „Deshalb war uns wichtig, d…
es um ein Sommer- und Winterkonzept geht“, erklärt Borrmann.
Die Stadt hatte schon im Jahr 2011 eine Anschubfinanzierung von 714.000
Euro zugesagt, außerdem gibt’s vom Bund und von Niedersachsen je 557.000
Euro, bewilligt von Schwarz-Gelb. Aber „auch die aktuelle Landesregierung“,
so ein Sprecher des Wirtschaftsministers, „hält den Ausbau des
Wintersportangebots im Harz für erfolgversprechend“.
12 Sep 2013
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
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