# taz.de -- Mehr Schokolade, weniger Vertrauen: Die Dänen wollen Wachstum | |
> Der letzte Alteigentümer von Bremens letzter Traditionsmarke räumt das | |
> Feld. Offenbar gab es keine Einigkeit über die Strategie. | |
Bild: Jetzt ohne Schokolade: Wolf Kropp-Büttner (links) und Hasso Nauck. | |
Acht Monate liegen zwischen den Rücktrittserklärungen der beiden bisherigen | |
Hachez-Geschäftsführer. In der von Hasso Nauck von Anfang des Jahres wurde | |
abschließend betont, wie wichtig der Verbleib von Wolf Kropp-Büttner im Amt | |
sei: „Das ist vor allem aus Kontinuitätsgründen und für die Orientierung | |
der Belegschaft von Bedeutung.“ Was also bedeutet der nun erklärte | |
sofortige Rückzug Kropp-Büttners aus der Führung des | |
Schokoladen-Herstellers? | |
Während bei Nauck noch davon die Rede war, dass dieser sich mehr Zeit für | |
seine Oldtimer gewünscht habe, ist bei Kropp-Büttner zu lesen: „Das für | |
eine konstruktive Geschäftsführung gegenseitige Vertrauen konnte nicht im | |
notwendigen Maß wachsen.“ Nauck und Kropp-Büttner hatten die | |
Traditionsfirma 2012 an die dänische Toms AG verkauft – mit der erklärten | |
Absicht, als Geschäftsführer dabeizubleiben. Nauck betonte damals: „Nichts | |
wird sich ändern.“ Man werde sich lediglich „hervorragend ergänzen“. | |
Allerdings war immer klar, dass beide Firmen unterschiedliche Philosophien | |
verfolgen. Nauck und Kropp-Büttner waren bei Milka ausgestiegen und hatten | |
später Hachez übernommen. „Nauck stellte die Perspektiven des Mittelstandes | |
über eine weitere Karriere in den ebenso einengenden wie unpersönlichen | |
Strukturen der Großkonzerne“, ist noch immer auf der Hachez-Homepage zu | |
lesen. Toms, mit 15.000 Tonnen Jahresproduktion Dänemarks größter | |
Schokohersteller, ist zweifellos ein Großkonzern – auch wenn er, mit einem | |
Bonbons produzierenden Apotheker als Gründerfigur, eine ähnlich heimelige | |
Geschichte wie Hachez aufweisen kann. | |
Toms-Chef Jesper Møller hat nie verhehlt, ein Anhänger umfassenden | |
Wachstums zu sein. Der frühere Chef des dänischen Industrieverbandes | |
verkündet gern: „Wer nicht schrumpfen will, muss wachsen.“ Regelmäßige | |
Firmenzukäufe auf dem globalen Markt seien erforderlich. | |
Bei den Hachez klang das immer anders: Stets wurde das hohe Lied | |
traditioneller Handwerkskunst gesungen, das stundenlange gemächliche Rühren | |
der Kakaomengen als Kult zelebriert. Ein beliebtes Bonmot der Besitzer | |
lautete: „Uns geht es nicht um Market-Share, sondern um Stomach-Share.“ | |
Bei der Belegschaft gibt es nun Unruhe, sagt Dieter Nickel von der | |
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Allerdings besteht aus | |
seiner Sicht keine Gefahr für die rund 500 Mitarbeiter, die auch die | |
„Feodora“-Schokolade produzieren. Toms sei eine seriöse Firma, die ihre | |
Angestellten sehr gut behandle, und: Der neue dänische | |
Allein-Geschäftsführer von Hachez lerne „fleißig deutsch“. | |
Stärker wird die Belegschaft beruhigen, dass Toms die Produktion von | |
Tafelschokolade nach Deutschland verlegt hat – dänische Arbeiter verdienen | |
fast das Doppelte wie ihre deutschen Kollegen. Im Vertrieb gehen die Dänen | |
neue Wege, in dem sie in Kattenturm ein Outlet-Center planen. | |
Direktvermarktung gibt es bislang nur in kleinem Umfang in der Neustädter | |
Westerstraße mit Hachez-Bruch aus den berühmten „Braunen Blättern“. | |
Nauck lässt durchblicken, dass er von den Dänen enttäuscht ist, von denen | |
er sich offenbar mehr Engagement erwartete: „Der enge Schulterschluss, den | |
wir uns gewünscht haben, hat nicht stattgefunden.“ Gleichwohl sei ein | |
Verkauf richtig gewesen, um den Standort zu sichern. | |
12 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
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