# taz.de -- Weniger Geld für Privatschulen?: Frau Scheeres’ Privatproblem | |
> Der Senat will Privatschulen weniger fördern – oder? Die CDU ist erst | |
> dafür, dann dagegen, die Senatorin gibt sich „offen“. | |
Bild: Ist Bildungssenatorin Sandra Scheeres dafür? Oder dagegen? Man weiß es … | |
Es wird eine Menge zu besprechen geben, wenn am heutigen Dienstag der Runde | |
Tisch Privatschulen in der Senatsbildungsverwaltung tagt. Das so heikle wie | |
komplizierte Thema Privatschulfinanzierung verursacht derzeit politischen | |
Aufruhr. | |
Aber worum geht es eigentlich genau? Ist es ein bildungspolitischer | |
Skandal? Inhaltlich sicher: Der Entwurf der Bildungsverwaltung zu einer | |
Änderung des Schulgesetzes enthält eine finanzielle Schlechterstellung | |
freier allgemeinbildender Schulen. Die erhalten derzeit vom Staat 93 | |
Prozent ihrer Personalkosten, je nach Schulform ab dem dritten oder fünften | |
Jahr nach Gründung – oder aber sofort, wenn sie einen bewährten Träger | |
haben. Diese Bevorzugung der „freien Schulen in bewährter Trägerschaft“ | |
würde die Gesetzesänderung beenden. Über Sinn oder Unsinn dieser Maßnahme | |
wird aber gar nicht vorrangig diskutiert. | |
Vielmehr geht es darum, wie der Vorschlag ins Gesetz gelangen konnte. Denn | |
in einem ersten Änderungsentwurf, der im Juni auch dem Landesverband | |
Deutscher Privatschulen (VDP) zuging, bezog sich die Änderung nur auf | |
„Ergänzungsschulen“, keine allgemeinbildenden Schulen. Auf die ausgedehnt | |
wurde der Entwurf auf Drängen der (SPD-)Finanzverwaltung, heißt es aus dem | |
Umfeld der Bildungsverwaltung. Ob mit oder ohne (SPD-)Senatorin Sandra | |
Scheeres’ Einverständnis, ist unklar. | |
Ein Politskandal also? Die CDU jedenfalls, deren Verwaltungen für Inneres | |
und Justiz den erweiterten Vorschlag befürworteten, zog ihr Plazet später | |
im Senat zurück. Begründung: Die erste positive Zeichnung sei nur auf | |
Grundlage einer juristischen Prüfung geschehen. | |
Auch Scheeres, die den Kürzungsvorschlag erst verteidigt hatte, will ihn | |
heute nur noch „offen und konstruktiv“ diskutieren. Entschieden sei nichts, | |
heißt es aus ihrer Pressestelle. | |
„Wir sind erzürnt“, sagt VDP-Vorstand Andreas Wegener. Der Runde Tisch sei | |
gegründet worden, „die freien Schule vor wichtigen Entscheidungen | |
anzuhören“. Von der Kürzung von Zuschüssen hält der geschäftsführende | |
Direktor der Privaten Kantschulen naturgemäß nichts. „Dabei sind die | |
staatlichen Schulen, deren Kosten das Land voll übernimmt, für Berlin viel | |
teurer“, so Wegener. | |
In Berlin hat sich die Zahl der Privatschulen in zehn Jahren verdoppelt – | |
entsprechend stiegen die Zuschüsse von knapp 100 Millionen Euro 2002 auf | |
fast 190 Millionen. Jeder zehnte Schüler in Berlin besucht heute eine | |
Privatschule. Für Scheeres stellt sich damit die Frage, „ob | |
Gründungsanreize für private Schulen noch gegeben werden sollen“, die vor | |
allem Kindern aus wohlhabenden Familien offenstünden. | |
Für Mieke Senftleben (FDP), viele Jahre bildungspolitische Sprecherin im | |
Abgeordnetenhaus, ein Scheinargument: „Kürzt man die Förderung, müssen die | |
Elternbeiträge erhöht werden. Die soziale Mischung wird dann noch | |
schwieriger.“ Für Senftleben ist der Streit eine „typische | |
Gemeinschaftsarbeit“ der großen Koalition: „Die SPD haut in alter Tradition | |
auf die Privatschulen ein, die CDU pennt.“ | |
16 Sep 2013 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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