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# taz.de -- Bundestagswahl: Grüne klar zweistellig
> Die CDU gewinnt auch im Land klar vor der SPD, die Grünen aber rutschen
> ab: von 17,4 auf rund 12 Prozent. Fraktionschefin Ramona Pop fordert
> Konsequenzen.
Bild: Da konnten sie noch lachen: die erfolglosen grünen Wahlkreiskandidaten A…
Das Rote Rathaus wird zwar noch rot regiert. Sonst aber ist die
dominierende Parteifarbe nicht nur bundesweit, sondern auch im strukturell
linken Berlin derzeit CDU-schwarz. Die Christdemokraten verbesserten sich
auf fast 29 Prozent, deutlich vor der SPD, die immerhin auf 24,5 Prozent
zulegte. Die Linkspartei hielt mit rund 19 Prozent in etwa ihr Ergebnis von
2009. Der große Verlierer des Abends aber, noch stärker als im Bund, sind
die Grünen. Sie sackten von 17,4 auf 12,1 Prozent ab (Auszählungsstand
21:35 Uhr, 83,8 Prozent). Fraktionschefin Ramona Pop gab dem Bundesergebnis
die Schuld forderte gegenüber der taz von der Bundespartei Konsequenzen.
Die Grünen erleben mit dem Ergebnis eine schwindelerrenge Talfahrt. Auf
Landesebene stimmten in Umfragen vor zweieinhalb Jahren noch über 30
Prozent für sie, von denen bei der Abgeordnetenhauswahl im Herbst 2011 noch
17,6 Prozent blieben. Bei Befragungen zur Bundestagswahl wollten vor knapp
vier Wochen noch 19 Prozent der Berliner Wählerinnen und Wähler grün
wählen. In der jüngsten Umfrage waren es immerhin noch 15 Prozent.
„Hier hat eindeutig der Bundestrend reingeschlagen“, sagte Pop.
Bundesthemen hätten den Wahlausgang auch in Berlin dominiert. „Das
Politikangebot hat bei den Wählern nicht überzeugt“, sagte die
Fraktionschefin. Nun nur zu sagen, man sei nicht durchgedrungen, reiche
nicht. In etwa so hatte sich in einem ersten Fernsehinterview die Berliner
Spitzenkandidatin Renate Künast geäußert. „Jetzt kann man nicht zur
Tagesordnung übergehen“, sagte Pop.
Das für die Grünen enttäuschende Ergebnis im Bund erlebte die Berliner
Fraktionschefin wie viele hunderte anderer Parteimitglieder, Sympathisanten
und Journalisten in der Columbiahalle am Exflughafen Tempelhof mit. Dort
wurde, vorerst noch nur halblaut, Kritik an der Führungsriege um
Spitzenkandidat Jürgen Trittin laut. „Die Dinosaurier müssen weg“, äuße…
sich ein langjähriges Parteimitglied. Eine frühere Führungskraft sagte nach
der Rede Trittins: „Ich sehe für mich keinen Grund, jetzt zu klatschen.“
Die Landesvorsitzende Bettina Jarasch wirkte bei der Erklärungssuche für
den tiefen Absturz merklich geschockt. „Dass wir unter unserem Ergebnis von
2009 landen, damit habe ich gerechnet, vielleicht mit 15 Prozent“, sagte
sie der taz. Genau diesen Wert hatten die Grünen in einer vor zwölf Tagen
veröffentlichten Umfrage bekommen.
Was denn in diesen zwei Wochen passiert sei, fragte Jarasch. „Im Grund doch
nur die Debatte um Pädophilie.“ Eine weitere Erklärung sah sie darin, dass
Rot-Grün immer unwahrscheinlicher wurde, eine große Koalition hingegen
näher rückte und rot-grüne Wähler die SPD so stark wie möglich in ein
Bündnis mit der CDU schicken wollten.
## Piraten unter 5 Prozent
Die Berliner SPD gewann gegenüber ihrem historischen Tiefpunkt von 2009,
als sie mit 20,2 Prozent noch hinter der Linkspartei landete, fast fünf
Prozentpunkte hinzu – immer noch weniger als CDU mit sieben Punkten mehr.
Die Piraten, bei der Abgeordenetenhauswahl 2011 abrupt auf fast neun
Prozent gestiegen, blieben auch in ihrer Berliner Hochburg unter der
Fünf-Prozent-Hürde, der magischen Grenze für einen Parlamentseinzug. Sie
erreichten hier 3,6 Prozent, immerhin leicht mehr als bei der Bundestagwahl
2009 mit 3,4 Prozent. Die FDP, die bei der Abgeordnetenhauswahl mit 1,8
Prozent aus dem Parlament fiel, erhielt nun bei der Bundestagswahl in
Berlin fast genausoviele Stimmen wie die Piraten, nämlich 3,5 Prozent.
Wegen ihrer großen Gewinne steuerte die CDU berlinweit auf bis zu neun
Bundestagsmandate zu. Deshalb kann auch Spitzenkandidatin Monika Grütters,
in ihrem Wahlkreis Marzahn-Hellersorf chancenlos, aufatmen: Sie hatte wegen
der zu erwartenden vielen CDU-Direktmandate befürchtet, dass ihr die
CDU-Landesliste nicht wieder in den Bundestag helfen würde. Im Osten räumte
die Linkspartei alle Wahlkreise ab – nicht vor SPD-Kandidaten, sondern
stets vor CDUlern als Zweitplatzierten.
22 Sep 2013
## AUTOREN
Stefan Alberti
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