# taz.de -- Aufstrebende FDP-Fraktionsschefin: „Bloß kein Liberallala“ | |
> Katja Suding strebt an die Spitze der Bundespartei und 2015 in den | |
> Hamburger Senat, sagt die Hamburger FDP-Politikerin im taz-Interview. | |
Bild: Katja Suding | |
taz: Frau Suding, was können Sie mit dem Begriff „Liberallala“ anfangen? | |
Katja Suding: Gar nichts. Für mich gibt es nur einen Liberalismus, der die | |
Freiheit des Individuums in den Mittelpunkt stellt. | |
Mit diesem Schmähwort hatte der Noch-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler | |
den sogenannten „mitfühlenden Liberalismus“ als Grund für das FDP-Desaster | |
bei der Bundestagswahl bedacht. | |
Das teile ich nicht. Liberalismus ist eine Geisteshaltung, die die | |
Entfaltung des Einzelnen und seinen Schutz vor dem Staat wie auch vor der | |
Datensammelwut privater Unternehmen betont. Es ist eine Haltung der | |
gesellschaftlichen Vernunft. | |
Klingt toll. Warum haben die Wähler trotzdem die FDP für verzichtbar | |
erklärt? | |
Wir haben es in den vier Jahren Koalition mit der CDU nicht geschafft, die | |
hohen Erwartungen zu erfüllen, die an die FDP gerichtet wurden ... | |
Hohe Erwartungen? An die FDP? | |
Vielleicht nicht die taz, aber sehr viele Menschen und vor allem unsere | |
Wähler – 2009 hatten wir bundesweit 14,6 Prozent! – hatten diese | |
Hoffnungen, und die haben wir nicht erfüllt. | |
Schauen wir nach vorne: Wie geht es weiter? Geht es überhaupt weiter? | |
Aber ja. Wir müssen uns inhaltlich und personell neu präsentieren. Wir | |
müssen unsere pro-europäische Politik schärfer herausstellen, unsere | |
hervorragende Bildungspolitik betonen, und auch unsere Gesellschaftspolitik | |
modernisieren und uns nicht wieder auf ein Thema verengen lassen. | |
Was ist an der FDP-Gesellschaftspolitik altbacken? | |
In einer Zeit, in der immer mehr Kinder nicht in der traditionellen | |
Mutter-Vater-Kind-Familie aufwachsen, müssen wir der Vielfalt der | |
Lebensbeziehungen mit rechtlichen Gleichstellungen in allen Bereichen | |
gerecht werden. | |
Und für einen solchen entstaubten und mitfühlenden Liberalismus werden Sie | |
sich demnächst in der FDP-Parteispitze einsetzen? | |
Ich bin bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Ohne eine | |
Bundestagsfraktion werden die Landesverbände und Landtagsfraktionen künftig | |
ein größeres Gewicht in der Bundespartei haben. In welcher Rolle ich | |
persönlich mich dort einbringe, klären wir in den nächsten Wochen. | |
Sie kandidieren auf dem Bundesparteitag Anfang Dezember für einen Sitz im | |
Vorstand? | |
Ja. | |
Als stellvertretende Bundesvorsitzende? | |
Es wird sich in den nächsten Wochen ein Team finden, das zusammen mit dem | |
designierten Vorsitzenden Christian Lindner die FDP führen wird. | |
Ein Team mit drei Nordlichtern? Schleswig-Holsteins Allzweckwaffe Wolfgang | |
Kubicki, Niedersachsens Landeschef Stefan Birkner und Hamburgs | |
Fraktionschefin Katja Suding? | |
Denkbar ist vieles. | |
Bei der Bürgerschaftswahl am 22. Februar 2015 in Hamburg treten Sie dann | |
mit bundespolitischem Gewicht erneut als Spitzenkandidatin an? | |
Das kann ich mir sehr gut vorstellen, wenn die Partei das möchte. Wir | |
stellen die Liste aber erst im Sommer nächsten Jahres auf. | |
Und das Wahlziel lautet, eine Koalition mit einem SPD-Bürgermeister Olaf | |
Scholz, der nicht erneut eine absolute Mehrheit erringen dürfte? | |
Das Wahlziel lautet, mit mehr Prozenten und Mandaten als jetzt wieder in | |
die Bürgerschaft einzuziehen. Wenn Herr Scholz und die SPD dann einen | |
Koalitionspartner brauchen, wovon auch ich ausgehe, werden wir zu | |
Gesprächen sicherlich bereit sein. | |
Allein schon, um ein rot-grünes Bündnis zu verhindern? | |
Hamburg würde mehr liberales Gedankengut gut tun, davon bin ich überzeugt. | |
An welchem liberalen Gedankengut mangelt es denn Olaf Scholz? | |
Wir legen Wert auf eine strengere und raschere Konsolidierung des | |
Haushalts, auf noch mehr Betonung einer selbstverantwortlichen Schule, und | |
wir würden auf weniger Staatseinfluss in der Wirtschaft drängen. | |
Also Hamburgs Anteile an der Reederei Hapag-Lloyd verkaufen? Und die laut | |
Volksentscheid rekommunalisierten Energienetze wieder feilbieten? | |
Der Volksentscheid ist zu respektieren und umzusetzen. Die | |
Teilverstaatlichung von Hapag-Lloyd haben wir immer abgelehnt, da würden | |
wir gern eine Re-Privatisierung sehen. Auch bei der HHLA können noch | |
weitere Anteile verkauft werden. | |
Und Saga und Hochbahn gleich auch noch? | |
Nein, das sind sinnvolle Beteiligungen. | |
Und Katja Suding wird 2015 Zweite Bürgermeisterin und Senatorin – für was? | |
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. | |
Glauben wir nicht. | |
Ist aber so. | |
11 Oct 2013 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
## TAGS | |
Hamburg | |
FDP | |
Katja Suding | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |