| # taz.de -- Todesursache Keuchhusten: Streitpunkt Impfstoffsicherheit | |
| > Am Keuchhusten sterben jährlich 300.000 Menschen. Nun gibt es einen | |
| > besser verträglichen neuen Impfstoff. Er kann zu schweren Nebenwirkungen | |
| > führen. | |
| Bild: Husten ist übel, Keuchhusten noch mehr. | |
| „Meine Kleine wurde mit drei Monaten zum ersten Mal gegen Keuchhusten | |
| geimpft und sie bekam Krämpfe und rang nach Luft“, schreibt eine Mutter im | |
| Internet. „Amina hatte Keuchhusten trotz Impfung“, berichtet eine andere | |
| Mutter. „Macht eine Impfung überhaupt Sinn?“ Im Internet sind kritische | |
| Stimmen zu vernehmen, die von einer Impfung gegen Keuchhusten abraten. | |
| Man befindet sich im Zwiespalt. Fest steht: Keuchhusten – auch Pertussis | |
| genannt – ist eine hochgefährliche Erkrankung. Es erscheint sinnvoll, sich | |
| vor ihr zu schützen. Weltweit erkranken bis zu 40 Millionen Menschen | |
| jährlich, etwa 300.000 sterben. Die Erkrankung kann zu Lungenentzündung, | |
| Krampfanfällen und dauerhaften Gehirnschäden führen. | |
| Vor allem Kinder sind betroffen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) am | |
| Robert-Koch-Institut rät, bereits ab dem zweiten Lebensmonat zu impfen. Wie | |
| die schweizerische Arbeitsgruppe für differenzierte Impfungen jedoch | |
| feststellt, kann erst im Alter von sechs Monaten mit einer ausreichenden | |
| Immunantwort des Körpers gerechnet werden. Ab der zweiten Impfdosis sei | |
| aber ein milderer Verlauf zu erwarten. | |
| Entsprechend der Stiko soll häufig nachgeimpft werden – ab dem 4. und 11. | |
| Lebensmonat, ab dem 5., ab dem 9. und ab dem 18. Lebensjahr. Offenbar hält | |
| der Impfschutz nicht lange an und ist schwach. So beobachtet man eine | |
| Verschiebung der Erkrankung hin zum Erwachsenen. Dies führt dazu, dass die | |
| Impfung auch für Erwachsene empfohlen wird und lebenslang aufgefrischt | |
| werden muss. | |
| ## Genetisch veränderte Keuchhustenerreger? | |
| Dokumentierte Ausbrüche von Pertussis zeigen, dass sich auch Geimpfte mit | |
| Pertussis infizieren und erkranken können. Wie die | |
| Weltgesundheitsorganisation feststellte, beobachtete man in den USA trotz | |
| einer hohen Impfrate von 94 Prozent sogar eine Zunahme der | |
| Keuchhusten-Sterbefälle. Dies warf die Frage auf, ob genetisch veränderte | |
| Keuchhustenerreger im Spiel sind. | |
| Die Keuchhustenimpfung wird heute im Rahmen der Sechsfachimpfung | |
| (Diphtherie, Tetanus, Polio, Hepatitis B, Hib) durchgeführt. Bei den neuen | |
| „azellulären“ Impfstoffen handelt es sich um Bestandteile von | |
| Pertussis-Bakterien. Hinzu kommen je nach Impfstoff Aluminiumhydroxid, | |
| Thiomersal oder Phenoxyäthanol. Der azelluläre Impfstoff ist besser | |
| verträglich und führt seltener zu Nebenwirkungen. | |
| Doch unerwünschte Wirkungen können nicht gänzlich ausgeschlossen werden. | |
| Lokalreaktionen wie Rötung und Schwellung sind mit einer Häufigkeit von | |
| etwa bis zu 10 Prozent zu erwarten und in der Regel mild. Bei wiederholt | |
| angewendeten azellulären Pertussis-Impfstoffen ist bei bis zu 5 Prozent der | |
| Geimpften mit einer vorübergehenden Zunahme des Umfangs des Oberarms zu | |
| rechnen. | |
| ## Nebenwirkungen wegen Aluminium | |
| Umfangreiche epidemiologische Studien zeigen zudem, dass die neuen | |
| Impfstoffe hohe Fieberreaktionen mit Krämpfen verursachen können. Wie eine | |
| große Studie an mehr als 600.000 Kindern erkennen ließ, ist es jedoch eher | |
| unwahrscheinlich, dass die Impfung eine Epilepsie auslöst. In diesem | |
| Zusammenhang fand man eine Genmutation (SCN1A). Der Nachweis dieser | |
| Mutation bei Kindern mit einer schweren Epilepsie wirft die Frage auf, ob | |
| diese Kinder von einer Impfung ausgeschlossen werden sollten. | |
| Für einen der beiden Sechsfachimpfstoffe wurde ein Zusammenhang mit einem | |
| vermehrten unerwarteten Kindstod im 2. Lebensjahr nachgewiesen. Die Zahl | |
| der Todesfälle lag bei den Geimpften über dem statistischen Erwartungswert. | |
| Beim plötzlichen Kindstod findet man trotz Autopsie und Untersuchung des | |
| Auffindeortes keine Ursache für das Versterben. | |
| Labor- und Tierversuche weisen auch daraufhin, dass Aluminium in | |
| Konzentrationen, wie sie die Impfstoffe enthalten, zu | |
| Nervenwachstumsstörungen und zum Untergang von Nervenzellen sowie zu | |
| neurologischen Funktionsstörungen führen kann. Impfen – ja oder nein? Die | |
| Entscheidung fällt oftmals schwer. Fest steht: Eine hundertprozentige | |
| Sicherheit wird es niemals geben. | |
| 25 Oct 2013 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudia Borchard-Tuch | |
| ## TAGS | |
| Impfung | |
| Nebenwirkungen | |
| Hepatitis C | |
| Indien | |
| Polio | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Neues Medikament gegen Hepatitis C: Der Wert des Lebens | |
| Das Arzneimittel Sovaldi kann Leben retten. 700 Euro kostet eine Pille. Die | |
| Krankenkassen halten es für zu teuer. Wer bestimmt, was angemessen ist? | |
| Seit drei Jahren keine neue Erkrankung: Indien besiegt die Kinderlähmung | |
| Dank einer massiven Impfkampagne ist Indien die vorläufige Ausrottung von | |
| Polio gelungen. Der Erfolg könnte Ländern wie Nigeria als Vorbild dienen. | |
| Krieg in Syrien: Nun auch noch Polio | |
| Wegen des Bürgerkrieges in Syrien sind eine halbe Million Kinder nicht | |
| gegen Kinderlähmung geimpft worden. Das rächt sich nun und kann Folgen für | |
| die Region haben. | |
| Masern in Grundschulen: Die Seuche der Dummheit | |
| Was sagt uns das? Viele Eltern wollen ihre Kinder nicht mehr impfen lassen. | |
| Und zack, sind jetzt in Berliner Grundschulen die Masern ausgebrochen. | |
| Geht's noch? | |
| Kampf gegen Krankheiten in Sierra Leone: Impfung für alle | |
| Jedes Kind in Sierra Leone soll geimpft werden. Deswegen reisen mobile | |
| Impfteams durchs ganze Land. Die Kampagne verläuft nicht ganz reibungslos, | |
| aber es gibt erste Erfolge. |