# taz.de -- Das Verfassungsgericht verhandelt über eine Klage der Piraten: Pir… | |
> Piraten fordern mehr Rechte für einzelne Abgeordnete. Damit werden sie | |
> kaum durchkommen | |
Bild: Die Piraten-Fahne wird eingerollt. | |
Irgendwann konnte sich einer der neun Richter nur noch in Ironie flüchten: | |
„Sie wollen also wirklich diese bedeutende verfassungsrechtliche Frage | |
durch Gerichtsbeschluss geklärt wissen?“ Die Frage ging an die klagenden | |
Piraten, die ihre Rechte als Abgeordnete geschmälert sahen – unter anderem, | |
weil sie ihre Post nicht direkt, sondern über ihre Fraktion bekommen. | |
Die Piraten hatten nach ihrem Einzug ins Abgeordnetenhaus im Herbst 2011 | |
viele Dinge im parlamentarischen Ablauf zu kritisieren. Sie sahen sich | |
durch die Geschäftsordnung in ihren verfassungsgemäßen Rechten | |
eingeschränkt. Und zudem als Fraktion diskriminiert, weil es nur zwei | |
Vizepräsidenten gibt und nicht für jede Fraktion einen. Zudem forderten | |
sie, dass jede Fraktion eine Sondersitzung des Parlaments beantragen können | |
soll, und reichten darum im April 2012 eine Klage beim | |
Landesverfassungsgericht ein. | |
Doch gerade die beiden letzten Punkte lassen die Piraten gleich zu Beginn | |
fallen, als es nach eineinhalb Jahren am Mittwoch endlich zur | |
Gerichtsverhandlung kommt. „Wir finden das in der Sache zwar weiter | |
wichtig“, wird der Abgeordnete Fabio Reinhard später der taz sagen. Doch | |
man habe sich auf die Rechte der Abgeordneten konzentrieren wollen. | |
Und da geht es ihnen vor allem darum, dass jeder Abgeordnete sich selbst | |
aussuchen können soll, in welchem Ausschuss er mit Stimmrecht sitzt. | |
Bislang entscheiden die Fraktionen darüber. Außerdem wollen sie, dass jeder | |
einzelne Abgeordnete Anträge stellen kann. Bisher funktioniert das nur | |
namens der Fraktion oder mit sechs anderen Parlamentariern. Das so | |
kritisierte Abgeordnetenhaus mit seinem Präsidenten Ralf Wieland (SPD) hält | |
das für nicht umsetzbar, weil es die Funktionsfähigkeit des Parlaments | |
gefährde. | |
„Wir sind vorsichtig optimistisch, dass uns das Gericht in vielen Punkten | |
zustimmen wird“, hatte Pirat Reinhard tags zuvor im taz-Interview gesagt. | |
Doch je mehr sich die Diskussion im Gericht auf Verfahrensdetails und | |
ebenjene Postzustellung an die Abgeordneten zubewegte, umso öfter war auf | |
den Gesichtern der Richter ein ungläubiges Staunen zu sehen. Es hatte auch | |
nicht optimal begonnen für die Piraten. Ihr Rechtsbeistand, immerhin | |
Jura-Professor, bezeichnete seine Mandanten als „Fraktion Die Republikaner“ | |
und korrigierte diesen Lapsus erst später, vertauschte zudem | |
„Freizeitparlament“ mit „Teilzeitparlament“ und berichtete, die Piraten | |
würden „ihre Fraktionsbindung eher als Belastung empfinden“. | |
Die Parlamentsseite ergänzte das mit einem passenden Zitat von Pirat | |
Christopher Lauer aus einem Spiegel-Interview zu Jahresbeginn. Dort hatte | |
er sich für Professionalisierung bei den Piraten ausgesprochen und einen | |
Vergleich bemüht: „Wir sind eine Mannschaft von Volleyballern und spielen | |
auch ganz gut Volleyball. Das Spiel heißt aber Fußball und hat seine | |
eigenen, erprobten Regeln.“ Dass das Verfassungsgericht das anders sehen | |
wird, wenn es im Januar sein Urteil verkündet, ist nach dieser Verhandlung | |
nicht zu erwarten. | |
13 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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