# taz.de -- Haushalt: Finanzspritzchen fürs Stadtwerk | |
> SPD und CDU wollen keine neuen Schulden machen, Geld für den BER bunkern | |
> und für das Öko-Stadtwerk 5,5 Millionen ausgeben. Grüne und Linke lehnen | |
> das ab. | |
Bild: 5,5 Millionen Euro will der Senat nun für das Öko-Stadtwerk ausgeben. | |
SPD- und CDU-Fraktion haben sich nach längerem Ringen über strittige Punkte | |
im Landeshaushalt für 2014 und 2015 geeinigt, den das Abgeordnetenhaus | |
Mitte Dezember beschließen soll. Immerhin 5,5 Millionen und damit vier | |
Millionen mehr als vom Senat vorgesehen soll es dabei für das geplante | |
Öko-Stadtwerk geben. Der Opposition gefällt das größtenteils überhaupt | |
nicht. Was die Koalition als Durchbruch betrachtet, ist für | |
Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop bloß ein „rot-schwarzer Kuhhandel“. | |
Wenn es in der SPD-CDU-Koalition nicht so richtig weiter zu gehen scheint, | |
setzen sich inzwischen schon routinemäßig ihre Fraktionschefs zusammen, | |
Raed Saleh (SPD) und Florian Graf (CDU). Die können ganz gut miteinander – | |
und heraus kommt dann etwas, was sie ein „Entscheidungspaket“ nennen, | |
manchmal noch jahreszeitlich ausgeschmückt als „Herbst der Entscheidungen“. | |
Das haben Saleh und Graf nun zum dritten Mal gemacht und dafür zu | |
Wochenbeginn die Unterstützung der eigenen Leute bekommen. | |
Am Ende gab es für fast alle Seiten etwas. Innensenator Frank Henkel, | |
zugleich CDU-Landeschef, muss nun beispielsweise doch nicht 70 | |
Objektschützer rauswerfen und soll sogar 130 weitere einstellen können. Die | |
Bezirke erhalten nach dem Willen der Koalitionsfraktionen zusammen fast 80 | |
Millionen Euro mehr als das, was Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos) | |
in den Entwurf des Haushaltsplan geschrieben hatte. Den | |
Vier-Millionen-Nachschlag fürs Öko-Stadtwerk wiederum, von dem | |
CDU-Fraktionschef Graf schon vor Monaten sagte, dass es nicht gerade eine | |
Herzensangelegenheit seiner Fraktion sei, konnte sich die SPD offenbar mit | |
einem Zugeständnis sichern: Eine gleich große Summe geht zusätzlich in die | |
Entwicklung des Tegeler Flughafengeländes, wenn es dort einst keinen | |
Flugbetrieb mehr gibt. | |
Die gegenüber dem Haushaltsentwurf höheren Ausgaben werden möglich durch | |
Steuereinnahmen, die nach jüngeren Schätzungen deutlich höher als erwartet | |
ausfallen werden. Das soll erlauben, künftig ohne neue Kredite auszukommen | |
und jeweils sogar leicht am Berg der 63 Milliarden Altschulden kratzen zu | |
können, also zu tilgen. | |
Noch in diesem Jahr soll das Land 270 Millionen Euro zurückzahlen, dank 400 | |
Millionen Euro unerwarteter zusätzlicher Steuereinahmen für 2013. Die | |
restlichen 130 Millionen sollen Risiken des angestrebten Großflughafens BER | |
abpuffern. | |
Gerade diese beiden Punkte verärgern die Fraktionen von Grünen und | |
Linkspartei. Sowohl Schuldentilgung als auch die BER-Absicherung erfolgt | |
aus ihrer Sicht am Parlament vorbei. Die haushaltspolitische Sprecherin der | |
Linksfraktion, Manuela Schmidt, erneuerte deshalb am Dienstag ihre | |
Forderung, für dieses Jahr noch einen Nachtragshaushalt aufzustellen, in | |
den die zusätzlichen Steuereinahmen eingearbeitet werden. | |
Grünen-Haushaltsexperte Jochen Esser mag nur eine symbolische | |
Schuldentilgung erkennen, die zudem aus seiner Sicht nicht viel nützt. Denn | |
zugleich müssten die landeseigenen Wasserbetriebe wegen des Rückkaufs der | |
privaten Unternehmensanteile 1,4 Milliarden Schulden aufnehmen und die | |
Wohnungsbaugesellschaften wegen der Neubauprogramme 700 Millionen. | |
Auch die aufgestockten Gelder für das Öko-Stadtwerk reichen den Grünen bei | |
weitem nicht – sie fordern dafür jährlich 60 Millionen: „Mit läppischen 5 | |
Millionen Euro und fünf Windrädern lässt sich bestenfalls ein | |
Pseudo-Stadtwerk auf die Beine stellen.“ | |
19 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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