# taz.de -- Politische Zwietracht: Lampedusa-Gruppe greift Kirche an | |
> Die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ ist von der Nordkirche enttäuscht. Die | |
> habe mit dem Senat über ihre Zukunft entschieden – ohne die Gruppe | |
> einzubeziehen. | |
Bild: Hat einen offenen Brief an die Nordkirche geschrieben: die Gruppe "Lamped… | |
Lange hat sie sich zurückgehalten. Nun übt die Gruppe „Lampedusa in | |
Hamburg“ Kritik am Verhalten der Nordkirche. In einem [1][offenen Brief] | |
wirft die Gruppe der 300 Afrikaner der Bischofskanzlei vor, über ihre Köpfe | |
hinweg mit dem Senat über ihr Schicksal entschieden zu haben. Die Kirche | |
hält diese Anschuldigung für unhaltbar. Sie sieht sich nach wie vor in der | |
Rolle des Vermittlers zwischen den Flüchtlingen und dem Hamburger Senat. | |
Bisher gab es zwischen der Kirche und der Lampedusa-Gruppe vor allem | |
Differenzen über die strategischen Ziele. Beide Parteien teilen zwar die | |
Forderung, dass die Flüchtlinge in der Stadt ein Bleibe- und Arbeitsrecht | |
bekommen sollen. Doch die Kirche hält die von den Flüchtlingen geforderte | |
Gruppenlösung nach Paragraf 23 des Aufenthaltsgesetzes für politisch nicht | |
umsetzbar. Um dieses Bleiberecht für „bestimmte Ausländergruppen“ aus | |
humanitären Gründen umzusetzen, bedarf es eines Einvernehmens der | |
Landesbehörde mit dem Bundesinnenministerium. | |
Die Lampedusa-Gruppe betrachtet die vom Senat nach Gesprächen mit der | |
Kirche in Aussicht gestellte Duldung für die Zeit des individuellen | |
Aufenthaltsverfahrens nicht als eine „konstruktive Lösung, sondern als ein | |
Spiel auf Zeit, um uns später einzeln abzufertigen“. | |
Denn für die 300 Afrikaner, die vor dem Libyen-Krieg nach Lampedusa | |
geflüchtet waren und im letzten Winter Hamburg erreichten, steht viel auf | |
dem Spiel: „Wir sollen uns in individuelle Aufenthaltsverfahren begeben. | |
Unser von Italien anerkannter Flüchtlingsstatus wird gegen eine Duldung | |
eingetauscht.“ Die Gruppe fürchtet, dass der Senat nicht die Absicht hat, | |
ihre Aufenthaltsgründe anzuerkennen und sie abschieben wird. | |
Gleichzeitig bedankt sich die Gruppe in dem Brief für die große | |
Unterstützung aus den christlichen Gemeinden in Hamburg. Der Dank gelte | |
insbesondere der Unterbringung und Versorgung in St. Pauli aber auch in | |
vielen anderen Stadteilen, wie der afrikanischen Gemeinde der Erlöserkirche | |
Borgfelde, die die Flüchtlingen jede Woche zweimal mit warmem Essen | |
versorgt und ihren Kirchraum für ihre Versammlungen offen halte. | |
„Wir schätzen es so hoch, wie ihr uns alle seit Monaten helft, zu überleben | |
und wie viele von Euch mit uns zusammen für unser Aufenthaltsrecht | |
protestieren“, erklärt die Gruppe. „Doch warum entscheidet sich die | |
Kirchenführung in einem Moment, in dem eine riesige Solidarität mit uns | |
entsteht, für eine Zusammenarbeit mit dem Senat gegen unsere Interessen? | |
Warum wird nicht akzeptiert, dass wir für unser Leben entscheiden?“ | |
Dazu will sich die Nordkirche nicht äußern. Auf taz-Anfrage sagt deren | |
Sprecher Mathias Benckert: „Auf offene Briefe antwortet die Landeskirche | |
grundsätzlich nicht.“ | |
Die Gruppe erklärt, sie habe gehört, dass der Druck des Senats auf die | |
Bischöfin und die Pastoren der St. Pauli-Kirche groß sei. Doch dann wäre es | |
fair, das so zu sagen, statt der Gruppe in den Rücken zu fallen und zu | |
versuchen, Einzelne zu überreden, dem zweifelhaften Vorschlag zu folgen. | |
Die Mehrheit lehne diesen Weg wegen der ablehnenden Haltung des Senats ab. | |
„Wir haben niemanden beauftragt, in unserem Namen zu verhandeln und immer | |
direkte Gespräche mit dem Senat gefordert.“ | |
19 Nov 2013 | |
## LINKS | |
[1] http://lampedusa-in-hh.bplaced.net/wordpress/17-11-13-offener-brief-an-die-… | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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