# taz.de -- Kommentar zum Flüchtlingscamp: Henkel rettet Grüne aus der Not | |
> Bürgermeisterin Monika Herrmann verstrickt sich in Widersprüche. Doch der | |
> CDU-Innensenator hilft. | |
Die grüne Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, Monika Herrmann, | |
hat sich im Streit über den Oranienplatz in einen offensichtlichen | |
Widerspruch verwickelt. Sie sagt, sie dulde die Schlafzelte der Flüchtlinge | |
nicht länger. Gleichzeitig beteuert sie, nichts gegen den Willen der | |
Flüchtlinge zu unternehmen, eine Räumung lehnt sie ab. Das bedeutet aber | |
nichts anderes, als dass sie das Camp eben doch weiter duldet. | |
Sosehr man Herrmanns Engagement für die Flüchtlinge und ihr Anliegen zu | |
schätzen weiß: Diese Haltung wirkt doch sehr unentschlossen. Wer eine | |
Duldung aufhebt, muss auch die Konsequenzen ziehen. | |
Die Bürgermeisterin hatte dafür gute Argumente: Ein Winterquartier für die | |
Flüchtlinge war gefunden, das Infozelt für die politische Arbeit soll | |
ohnehin erhalten bleiben. Die Lage auf dem Oranienplatz, die Kälte und den | |
Hunger beschreiben viele Flüchtlinge selbst als zermürbend. Die Gefahr, | |
dass einer der Bewohner irgendwann die Nerven verliert und die Situation | |
eskaliert, war durchaus real. Konnte Herrmann das länger verantworten? | |
Am frühen Sonntagnachmittag wäre eine gute Gelegenheit dafür gewesen, den | |
Abbau der Schlafzelte unaufgeregt durchzusetzen: Die meisten Flüchtlinge | |
waren in den Wedding gezogen, die Unterstützer noch nicht vor Ort. Doch | |
Herrmann zögerte - und findet sich nun in einer argumentativen Sackgasse | |
wieder. Denn diejenigen Flüchtlinge, die unbedingt im Camp bleiben wollen, | |
werden nicht freiwillig weichen. | |
Die Bürgermeisterin kann von Glück reden, dass ihr nun Innensenator Frank | |
Henkel (CDU) zu Hilfe kommt. Er stellt dem Bezirk ein Ultimatum: Bis zum | |
16. Dezember muss der Platz geräumt sein. Er übernimmt damit die Rolle des | |
Hardliners, die Herrmann unter allen Umständen vermeiden möchte. Er greift | |
Herrmann an - und ist gleichzeitig ihr Retter in der Not. Denn die | |
Bürgermeisterin muss nun nicht mehr allein als Feindbild herhalten. | |
Besser noch: Sie kann sich entspannt zurücklehnen und abwarten. Wenn der | |
Senat am Ende die Sache an sich zieht und den Platz räumen lässt, muss sie | |
keinen Deut von ihrer eigentlich widersprüchlichen Position abrücken. Dann | |
hätte sie geschafft, was ihr offenbar besonders wichtig ist: nicht als | |
diejenige grüne Bürgermeisterin ins Geschichtsbuch einzugehen, die die | |
Polizei rief, um Flüchtlinge gewaltsam vom Platz zu tragen. | |
29 Nov 2013 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
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