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# taz.de -- Kommentar über Religionsfreiheit durch Schulpflicht: Dank sei Gott…
> Durch das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bremen zur Schulpflicht hat
> die Religionsfreiheit gewonnen. Die nämlich ist kein Herrschaftsrecht
> superfrommer Eltern.
Bild: Sozialisierung mal nicht unter den Augen der Eltern: Schüler auf Klassen…
BREMEN taz | Gewonnen hat – die Religionsfreiheit. Die Religionsfreiheit
ist nämlich kein Herrschaftsrecht superfrommer Eltern. Sie ist ein
individuelles Recht. Und dieses hat das Oberverwaltungsgericht Bremen
gestärkt: Sein erster Senat hat gegen einen evangelikalen Familienvater aus
Bremerhaven entschieden, dass dieser – Glaube hin, Fanatismus her – seine
Kinder an einer Klassenfahrt teilnehmen lassen musste.
Sieben volle Jahre hat das Familienoberhaupt wie besessen für sein
vermeintliches Recht gekämpft, sieben Jahre, im Laufe derer die drei
Kinder, um deren Klassenfahrten gestritten wurde, allesamt die
Volljährigkeit erreicht haben. Auf die angebotenen Kompromisse – sogar die
Möglichkeit, die Jugendlichen allabendlich zu Gebet, Andacht und Kasteiung
aus dem Schullandheim abzuholen, wäre ihm eingeräumt worden – ist der Mann
nicht eingegangen. Selbstredend hat er die erstinstanzliche Niederlage vor
drei Jahren nicht akzeptiert. Es ist ein wahrer Segen, wenn nun das
Oberverwaltungsgericht die Sache beendet – und dabei die Fehlbarkeit jener
Vaterfigur so deutlich macht, dass auch Heranwachsende den Verdacht
bekommen können, er habe sich verrannt. Schließlich ermöglichen erst
Zweifel an vorgegebenen Autoritäten Heranwachsenden, sich für familiäre
Glaubenstraditionen zu entscheiden – oder gegen sie, sprich: ihre
Religionsfreiheit wahrzunehmen.
Wenn aber die Religionsmündigkeit laut Gesetz mit 14 Jahren einsetzen soll,
liegt es im Interesse des Staates – und ist sogar fast seine moralische
Pflicht – der dafür notwendigen Reflexionsfähigkeit ein Einlasstürchen zu
öffnen, wenigstens doch in die Köpfe der jüngsten jener zwölf Geschwister!
Denn, was Gott gefällt, mein frommes Kind, das weiß kein Mensch. Der Staat
aber braucht als Demokratie selbstbewusste, entscheidungsfreie und in ihren
Überzeugungen autonome Menschen – mündige BürgerInnen. Lenkbare Geschöpfe
aber sind fürs Gemeinwesen keine kleine Gefahr.
4 Dec 2013
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
Religion
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