# taz.de -- Herrchens Frauchen über Flüchtlings-Hilfe: „Irrsinnige Umständ… | |
> Um unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen zu helfen, veranstalten | |
> Herrchens Frauchen seit 18 Jahren einen Benefiz-Abend. Dieses Mal mit | |
> dabei: Rainer Trampert & Thomas Ebermann und Die Goldenen Zitronen | |
Bild: Preisgekröntes Kabarett-Duo: Lisa Politt und Gunter Schmidt sind Herrche… | |
taz: Frau Politt, Herr Schmidt, warum haben Sie sich seinerzeit | |
entschieden, nicht mehr die Aids-Hilfe zu unterstützen, sondern jugendliche | |
unbegleitete Flüchtlinge? | |
Lisa Politt: Das Thema Aids war entpolitisiert, in der damals maßgeblichen | |
Gruppierung der Schwulen hatte sich die Gruppe durchgesetzt, die gesagt | |
hat: Wir müssen erst mal alles tun, um unter Beweis zu stellen, dass wir so | |
normal sind wie die anderen. Das war nicht unser Ziel. Dieses „Wir wollen | |
ja alle dasselbe“-Gefühl war mit dem Angriff auf Jugoslawien atomisiert. | |
Wir haben gedacht, wenn Deutschland angreifen kann, dann kann es auch | |
Flüchtlinge beherbergen. | |
Wie sieht die Situation für jugendliche Flüchtlinge aus? | |
Gunter Schmidt: Jugendliche Flüchtlinge sind die, die am schlechtesten dran | |
sind. Sie kommen ohne Begleitung durch Erwachsene hierher, leben dann unter | |
ganz schlechten Bedingungen. Das Notwendigste wird getan, aber jegliche | |
Extras, das fängt an bei Fahrkarte und Gesundheitskosten, sind nicht drin. | |
Politt: Es sind irrsinnige Umstände. Sie leben vom abgesenkten | |
Sozialhilfesatz, dürfen zur Schule, können aber mit ihrer Fahrkarte zu den | |
Kernzeiten gar nicht die Bahn benutzen, um zur Schule zu kommen. | |
Sie haben damals erlebt, dass Solidarität klare Grenzen und Konjunkturen | |
hat. Gibt es immer noch Ablehnung gegen das Thema? | |
Politt: Ich glaube es nimmt ab, auch weil unsere Position dazu klar ist. | |
Die [1][Lampedusa-Flüchtlinge] haben zweimal ihre Pressekonferenz bei uns | |
im Theater gemacht. Es gibt gelegentlich Diskussionen, warum wir eine | |
Spendendose für Flüchtlinge auf dem Tresen haben. Aber viele von denen | |
wollen einfach nachfragen. Ich war überrascht von den positiven Stimmen zu | |
den Lampedusa-Flüchtlingen. Dass die Stadtteilschule St. Pauli dem Senat | |
einen Brief geschrieben hat und gesagt hat, die sollen hier in unsere | |
Turnhalle kommen, und auch Positionierung der Kirche, das ist super. | |
Seit drei Jahren geht die Hälfte des Erlöses an die Aktion [2][„Kein Mensch | |
ist illegal“]. | |
Politt: Das ist eine grundsätzliche politische Positionierung, weil sie | |
sich auch um Illegale kümmern und politische Aufklärungsarbeit machen. | |
Abends machen sie wie die Wohngruppe einen Stand mit Infomaterial. | |
Zuschauer, die sich informieren wollen, finden genügend Material vor und | |
auch Fachleute, die ihre Fragen beantworten. | |
Wie präsent sind die Flüchtlinge auf dem Benefiz? | |
Schmidt: Es sind immer einige mit den Betreuern gekommen und haben für das | |
Catering gesorgt, mit „internationaler Küche“. | |
Politt: Früher haben wir die Jugendlichen gebeten, sich kurz auf der Bühne | |
vorzustellen, wenn sie Lust haben. Das ist dann unter der Hand zu einer | |
Reklameveranstaltung für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) geworden. Das wollten | |
wir nicht. | |
Auf der Bühne steht also die Unterhaltung im Vordergrund? | |
Schmidt: Wir wollen einen tollen Abend machen, der mehr wert ist, als die | |
Leute an Eintritt bezahlen. Das Programm ist vielfältig und die Stimmung | |
ist jedes Jahr fantastisch. Wer wegen der Special Guests kommt, kann das | |
andere auch gut mitnehmen. | |
Herrchens Frauchen, Thomas Ebermann und Rainer Trampert und die Gruppe | |
Tuten & Blasen sind immer dabei. | |
Politt: Ja, und es gibt immer eine Gruppe, die den zweiten Teil des Abends | |
gestaltet: Gustav Peter Wöhler, Stoppok, Robert Stadlober mit seiner | |
Gary-Band, Jochen Distelmeyer war schon zwei Mal dabei. | |
Schmidt: Einmal war Helge Schneider spontan da, der spielte im Tivoli und | |
konnte nicht fest zusagen, kam aber spontan, als eigentlich alles schon | |
vorbei war, setzte sich an den Flügel und hat eine halbe Stunde | |
improvisiert. | |
Und dieses Jahr treten dann auch die [3][Goldenen Zitronen] auf. | |
Politt: Trotzdem ist es diesmal schwierig, es sind wenig Tickets verkauft | |
worden. Dabei hätte ich erwartet, dass es besonders viele Zuschauer gibt, | |
die sich engagieren wollen, weil das Flüchtlingsthema ja wirklich | |
erfreulicherweise in aller Munde ist. | |
Schmidt: Es war in den letzten Jahren aber immer sehr kurzfristig, ein | |
Benefiz zu dem Thema ist einfach kein Selbstgänger. | |
## ■ Benefiz für jugendliche, unbegleitete Flüchtlinge mit Rainer Trampert | |
& Thomas Ebermann, Herrchens Frauchen, Tuten & Blasen und den Goldenen | |
Zitronen: Fr, 14. 2., 21 Uhr, Hamburg, Fabrik | |
## ■ Spendenkonto „AWO-Jugendwohnungen“, Haspa, Kontonummer 1038 21 97 78 | |
9 Feb 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://lampedusa-hamburg.info/ | |
[2] http://kein-mensch-ist-illegal-hh.blogspot.de/ | |
[3] http://youtu.be/UIRyLUKeKeI | |
## AUTOREN | |
Robert Matthies | |
## TAGS | |
Flüchtlinge | |
Goldene Zitronen | |
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