Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- BER: Mehdorns Sprint
> Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat angekündigt, dass der Airport in
> Schönefeld wohl erst 2016 eröffnen wird. Nun erntet er Häme und Kritik.
Bild: Nicht Hartmut Mehdorn, höchstens sein heimliches Vorbild.
Mit einem Sprintprogramm wollte Hartmut Mehdorn Tempo beim BER machen. Nun
wechselt der Flughafenchef in den Schneckenmodus. Mit seiner Ankündigung,
der Großflughafen in Schönefeld könne womöglich erst 2016 an den Start
gehen, hat Mehdorn eine Welle der Kritik ausgelöst – und das nicht nur bei
der Opposition.
„Der Flughafen muss endlich fertig werden“, sagte Berlins
SPD-Verkehrspolitiker Ole Kreins der taz. „Mehdorns ganze Spielereien wie
die Offenhaltung von Tegel oder Schönefeld-Alt sind nicht zielführend.“
Sein CDU-Kollege Oliver Friederici sagte: „Die Kluft zwischen Ankündigung
und Umsetzung bei Mehdorn wird immer größer.“ Während die Grünen nun ein
Expertengremium vorschlagen, halten Piraten und Linke das für wenig
hilfreich. Sie wollen stattdessen die Projektsteuerung stärken.
## Überraschende Mail
Die jüngste Lagebeurteilung Mehdorns war am Montagabend bekannt geworden.
Da hatte der Sonderausschuss BER des Brandenburgischen Landtags bereits
eine Weile heftig diskutiert, als Flughafen-Staatssekretär Rainer
Bretschneider (SPD) überraschend aus einem zuvor nicht bekannten Brief
Mehdorn zitierte, der ihn während der Sitzung per E-Mail erreicht haben
soll. Darin schreibt der Vorsitzende der Flughafengesellschaft, man
befürchte, „dass beim Eintreten weiterer unvorhergesehener Ereignisse wie
in den letzten Monaten eine Inbetriebnahme erst im Jahr 2016 umsetzbar
wäre.“
Ursprünglich sollte der BER, das wichtigste Infrastrukturprojekt der Region
Berlin-Brandenburg, bereits im Herbst 2011 an den Start gehen (siehe
Spalte). Eine Eröffnung 2016 würde eine Verschiebung von fünf Jahren
bedeuten. Darüber hinaus wird 2016 in Berlin gewählt. Fällt der Start des
BER in den Herbst des Wahljahres, steht für Klaus Wowereit (SPD) ein
wichtiger Termin auf der Kippe. Nichts wünscht sich der Regierende
Bürgermeister sehnlicher, als den Pannenflughafen höchstpersönlich zu
eröffnen.
Kaum war Mehdorns Schreiben an Bretschneider bekannt geworden, setzte der
Parlamentsausschuss in Potsdam eine Sondersitzung für Donnerstagabend an,
bei der Mehdorn und Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) erscheinen
sollen. Vergangene Woche war bereits ein Brief Mehdorns an die Mitarbeiter
der Flughafengesellschaft bekannt geworden, in dem er sich von der Idee
einer bereits mehrfach verschobenen vorgezogenen Teil-Eröffnung
verabschiedete und fehlenden Rückhalt im Aufsichtsrat dafür verantwortlich
machte.
## Mehdorn bleibt
Anders als von CDU-Mann Friederici und seinem SPD-Kollegen Kreins war vom
rot-schwarzen Senat offiziell keine offene Kritik an Mehdorn zu hören. Für
Regierungssprecher Richard Meng ist die verschobene Sanierung der Nordbahn
„kein Grund für eine Verzögerung“. Mehdorns zentrale Aufgabe sei „die
zügige Eröffnung des Flughafens“, sagte Meng nach der Senatssitzung am
Dienstag. Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zeigte
sich am Dienstag optimistisch, dass die Verschiebung der Sanierung der
Nordbahn nicht automatisch eine Verschiebung des BER-Starts bedeute.
Während SPD-Politiker Kreins Mehdorn Spielereien vorgeworfen hatte, betonte
Meng, Mehdorn habe ehrgeizige Pläne – und das sei auch in Ordnung. Der
Flughafen-Aufsichtsrat unter Vorsitz des Regierenden Bürgermeisters Klaus
Wowereit soll erst wieder im April tagen.
Eine Forderung, den erst im Frühjahr 2013 als Vorstandschef der
Flughafengesellschaft verpflichteten Mehdorn abzulösen, war nicht zu hören.
Martin Delius (Piraten) gab lediglich zu bedenken, Mehdorn werde den
Flughafen nicht fertig bauen, „wenn er nicht anfängt, als Teamspieler zu
agieren“.
Exwirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) drängte sich zwar der Eindruck
auf, „dass Mehdorn beim Flughafen keinen Überblick hat“. Doch auswechseln?
„Wen kriegen Sie denn da für den Job?“, fragte Wolf. „Da kommt doch nur
noch Rehhagel.“
Hertha BSC hatte den damals wie Mehdorn schon über 70-jährigen
Fußballtrainer 2012 als Retter verpflichtet – und stieg wenig später in die
Zweite Liga ab.
25 Feb 2014
## AUTOREN
Stefan Alberti
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.