# taz.de -- Disput über Wohnungsbau: Ärger mit dem Sakuth-Park | |
> Im hinteren Teil des früheren Büroparks Oberneuland soll Wohnraum | |
> entstehen. Die CDU fürchtet Mauscheleien. | |
Bild: Von oben ganz friedlich: Gelände des Büroparks Oberneuland. | |
Großes Polittheater: Mit hochrotem Kopf sitzt Heiner Heseler in der | |
Wirtschaftsdeputation. Wiederholt hat der Wirtschaftsstaatsrat versichert, | |
nichts von weiteren Bietern für den en gros gescheiterten Büropark | |
Oberneuland, wo jetzt Wohnbebauung entstehen soll, zu wissen. Doch der | |
Mann, der ihm gegenüber steht, kann ebenfalls stur sein: „Warum sagen Sie | |
nicht die Wahrheit?“, insistiert Siegfried Fliegner, altgedienter Sprecher | |
des Beirats Oberneuland. Heseler blafft zurück: „Weder ich noch der Senator | |
wissen etwas von weiteren Angeboten.“ So schildern es mehrere Augenzeugen. | |
Insgesamt gibt es vier Bieter, die sich für die 35.000 Quadratmeter in | |
bester naturnaher Lage interessieren, darunter Justus Grosse und das | |
Bauatelier Nord. Wenige Minuten nach Heselers Showdown mit dem | |
Beiratsvertreter meldet sich in der Deputation denn auch schüchtern ein | |
Verwaltungsmensch zu Wort: Leider sei nicht gänzlich zutreffend, was die | |
Behördenspitze gerade vertreten habe. Heselers Laune wird nicht besser. | |
Diese Szene, die sich am 12. März abspielte, hat morgen in der Bürgerschaft | |
ein Nachspiel. Die CDU behauptet, „Rot-Grün mauschelt bei Büropark“ und h… | |
eine aktuelle Stunde beantragt. | |
Hintergrund ist die Tatsche, dass der Aufsichtsrat der städtischen | |
Wirtschaftsfördergesellschaft (WFG) eine Woche nach dem Zwischenfall in der | |
Wirtschaftsdeputation über den Verkauf des Baugeländes entschieden hat – an | |
den angeblich einzigen Interessenten: eine Bietergemeinschaft, die vom | |
früheren Bremer SPD-Senator Peter Sakuth angeführt wird, Mitinhaber der | |
Gebr. Rausch Wohnbau GmbH. Warum gab es keine öffentliche Ausschreibung? | |
„Eine freihändige Vergabe ist juristisch völlig in Ordnung“, sagt | |
Wirtschaftsressort-Sprecher Holger Bruhns. Und politisch sei es sinnvoll, | |
ergänzt auf Nachfrage Ralph Saxe, der grüne Vorsitzende der | |
Wirtschaftsdeputation, weil eine Ausschreibung zu viel Zeit koste. Die aber | |
habe man nicht: Oberneuland ist eines der beiden Schlüsselprojekte, mit dem | |
Rot-Grün den sozialen Wohnungsbau voranbringen will. Von den 250 geplanten | |
Wohneinheiten soll ein Viertel Sozialstandards erfüllen. | |
Fliegner schnaubt verärgert in den Telefonhörer, als er von dieser | |
Argumentation erfährt. „Dann hätten sie halt schon im Oktober korrekt | |
ausschreiben sollen!“, sagt er. „Anstatt uns jetzt den Schwarzen Peter | |
zuzuschieben.“ Sein Beirat hat sich mehrfach und einstimmig gegen die | |
freihändige Vergabe stark gemacht, unter anderem, um schon in der | |
Ausschreibung die Beibehalung größerer Grünflächen durchzusetzen, aber auch | |
die Einplanung von Einkaufsmöglichkeiten, öffentlicher Verkehrsanbindung | |
und eines Kindergartens. | |
Aus Sicht der Landes-CDU ist das größte Problem der fehlenden | |
Ausschreibung, dass die Wirtschaftsförderung Geld verschenke, indem sie | |
Sakuth konkurrenzlos zum Zug kommen lässt. Der zahlt 140 Euro pro | |
Quadratmeter und beteiligt sich mit 750.000 Euro an den | |
Erschließungskosten. Als Anhaltspunkt: In der Überseestadt hat die WFG | |
kürzlich für 225 Euro pro Quadratmeter verkauft – für ein Gelände, auf dem | |
noch abzureißende Gebäude stehen. | |
Kritiker sprechen nun davon, dass sich die Stadt in Obervieland an die | |
900.000 Euro durch die Festlegung auf Sakuth entgehen lasse. Ralph Saxe | |
sieht das nicht so. Aber in der Tat gebe es in Bezug auf den Büropark | |
„mehrere nachvollziehbare Interessenskonflikte“ und eine Kommunikation, | |
„die mit Sicherheit nicht optimal gelaufen ist“. In Oberneuland drückt man | |
das so aus: „Der Beirat fühlt sich verschaukelt“, sagt Ortsamtsleiter | |
Rainer Kahl. Ihn irritiert insbesondere, dass Verkaufsgespräche mit Sakuth | |
bereits für den 10. Dezember 2013 angesetzt waren – als in seinem Ortsamt | |
noch vorschriftsgemäß die Unterlagen zur Änderung des Bebauungsplanes für | |
den nicht realisierten Teil des Büroparks auslagen. Kahl: „Hier sollte | |
politisch etwas durchgedrückt werden, dass noch gar nicht beschlussreif | |
war.“ | |
Die WFG hält ihr Vorgehen trotzdem für richtig. „Bei einer Aufgabe der | |
freihändigen Vergabe“, heißt es in einem internen Papier, sei „ein | |
Vertrauensverlust“ gegenüber Sakuths Bietergemeinschaft zu befürchten: | |
„Dies könnte die Projektumsetzung insgesamt behindern.“ | |
24 Mar 2014 | |
## AUTOREN | |
Henning Bleyl | |
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