# taz.de -- Deutscher in Bahrain gefangen: Wenn Gerichte nicht Recht sprechen | |
> Seit zwei Jahren sitzt der Deutsche Jürgen Ziebell wegen eines | |
> Rechtsstreits in Bahrain fest. Auch die Deutsche Botschaft ist keine | |
> Hilfe. | |
Bild: Sieht schön aus, die Skyline von Manama. Doch aus dem Kurzbesuch wurden … | |
BONN taz | Wer sich auf deutsche Botschaften im Ausland verlässt, ist | |
manchmal verlassen. Abwiegeln, wegschicken heißt die Devise. Das erfuhr | |
auch Jürgen Ziebell, auslandserfahrener Manager im arabischen Königreich | |
Bahrain. Seinen Geschäftsführerjob bei einer Firma in Bahrain mit deutschem | |
Inhaber hatte er wegen Differenzen mit seinem Chef gekündigt, war nach | |
Hamburg gereist und kam am 10. Mai 2012 im Rahmen eines Kurztrips nach | |
Bahrain. | |
Doch aus dem vermeintlichen Kurztrip sollten Wochen, Monate und | |
mittlerweile fast zwei Jahre werden. Denn am 14. Mai 2012 erfuhr er, dass | |
gegen seinen letzten Arbeitgeber seit April 2012 ein Gerichtsverfahren | |
anhängig war und sein Name als Geschäftsführer nicht aus dem | |
Handelsregister entfernt wurde. Die gegen seinen früheren Arbeitgeber | |
klagende Firma erwirkte ein „Ausreiseverbot“ gegen Jürgen Ziebell, | |
verbunden mit einer Kontosperre. | |
„Der travel ban ist eine sehr typische Maßnahme, die für nur 60 Euro in | |
Bahrain erstaunlich einfach zu erwirken ist“, sagt Ziebell. Es bedarf | |
keines Gerichtsverfahrens oder einer Anhörung. Es gibt nicht einmal eine | |
schriftliche Mitteilung über diese Maßnahme. Da die letzten Gehaltsschecks | |
seines ehemaligen Arbeitgebers nicht gedeckt waren, war der Manager | |
plötzlich mittel- wie auch obdachlos und festgehalten in Bahrain. | |
Verzweifelt wandte er sich bereits im Juni 2012 an die Deutsche Botschaft – | |
und wurde abgewiesen. Die deutschen Diplomaten gaben ihm lediglich eine | |
Liste bahrainischer Anwälte, die Honorare im fünfstelligen Bereich | |
verlangten. Später erhielt er vom Königreich Bahrain – und nicht etwa über | |
die deutsche Botschaft – einen Anwalt, der ihn aber nicht in der | |
Hauptsache, sondern lediglich im Teilbereich des „travel ban“ vertritt. | |
Bis heute wird Jürgen Ziebell in den bahrainischen Unterlagen als | |
angeblicher „Miteigentümer“ des beklagten Unternehmens geführt. Eine | |
Überprüfung dieser sachlich falschen Behauptung würde – Ziebell zufolge – | |
eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nehmen – ist aber seit mittlerweile fast | |
zwei Jahren nicht erfolgt. | |
## Die Botschaft verweigert Rechtshilfe | |
Das Gerichtsverfahren, in dem alle Fragen geklärt werden könnten, findet | |
einfach nicht statt. Die Gegenseite verzögert es mit allen Mitteln. Dafür | |
genügt es in Bahrain, zu den Gerichtsterminen nicht zu erscheinen. So gehen | |
die Wochen und Monate ins Land. | |
Ziebell wird in dem Hauptsacheverfahren nicht anwaltlich vertreten. Die | |
bahrainischen Behörden gewährten ihm lediglich einen Anwalt für den | |
Teilbereich des Ausreiseverbots. Der Streit zwischen den Firmen, der ja die | |
Begründung für das Ausreiseverbot lieferte, bleibt außen vor. Die Deutsche | |
Botschaft verweigert die nach dem Konsulargesetz mögliche Rechtshilfe, | |
behauptet aber – etwa auf Nachfragen der Bundestagsabgeordneten Claudia | |
Roth (Grüne) und Annette Groth (Linke) –, sie sei in Kontakt und um Lösung | |
bemüht. | |
Ziebell sieht eine Diskrepanz zwischen den Antworten in Berlin und seiner | |
Realität in Manama. So habe die Botschafterin Sabine Taufmann in den fast | |
zwei Jahren kein persönliches Wort mit ihm gewechselt. Die angebliche | |
„Betreuung“ durch die Botschaft erschöpfte sich in der Auszahlung der vom | |
Land Hamburg gewährten Sozialhilfe an Ziebell. [1][Er selbst berichtet in | |
einem Blog über seine Situation]. | |
31 Mar 2014 | |
## LINKS | |
[1] http://me-livingontheedge.blogspot.de | |
## AUTOREN | |
Helmut Lorscheid | |
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