# taz.de -- Angst um Flughafen Lübeck | |
> STANDORTPOLITIK Flughafengesellschaft wechselt Geschäftsführer und | |
> Eigentümer und hält es nicht für nötig, dies mitzuteilen. Nach Ostern | |
> wird über den Ausbau verhandelt | |
Verwirrung in Lübeck: Der Flughafen hat einen neuen Eigentümer und hält es | |
nicht für nötig, die Stadt zu informieren. Die Mutter der | |
Betreibergesellschaft hat laut Handelsregister neue Geschäftsführer und | |
Gesellschafter, auf deren Schultern nun die Hoffnung ruht, dass in den | |
schwächelnden Airport investiert wird. | |
Der Geschäftsmann, der den Flughafen entwickeln möchte, Mohamad Rady Amar, | |
fungiert nun eine Hierarchieebene tiefer: Er ist nicht mehr Geschäftsführer | |
der Muttergesellschaft 3 Y Logistic und Projektbetreuung, sondern der | |
Flughafenbetreibergesellschaft Yasmina. SPD-Fraktionschef Jan Lindenau | |
findet, das sei nicht besonders aufregend. „Es gibt keine Hinweise, dass | |
die Verträge mit der Stadt nicht erfüllt werden.“ | |
Ginge es nach dem Lübecker Rat, hätte der defizitäre Flughafen schon 2009 | |
geschlossen werden sollen, nachdem der damalige Investor Infratil das | |
Handtuch geworfen hatte. Doch die Lübecker Bürger entschieden 2010 anders. | |
Die Stadt musste einen neuen Investor suchen. Amar, mit großen Plänen einem | |
arabischen Geldgeber im Hintergrund, erhielt mit den Zuschlag. | |
In der Folge übernahm die Firma Yasmina die Flughafengesellschaft zum 1. | |
Januar 2013 für einen symbolischen Euro von der Stadt und pachtete die dazu | |
gehörenden Grundstücke und Anlagen. Als Teil des Geschäfts durften die | |
Investoren 20 Hektar am Rand des Flughafens kaufen. Amar kündigte an, er | |
wolle seine Flugzeugwerft hierher verlegen und ein Kongresszentrum bauen. | |
Außerdem versprach der neue Eigentümer, in den Ausbau des Airports zu | |
investieren. | |
Die Stadt wollte den Vorgang am Dienstag nicht kommentieren. Der Flughafen | |
bestätigte lediglich den Wechsel der Geschäftsführer. Nach Auskunft der | |
Gewerkschaft Ver.di sollten die Mitarbeiter am Nachmittag informiert | |
werden. Gewerkschaftssekretär Andreas Riedel hofft nicht, dass sich die | |
Warnungen, die im vor dem Verkauf geäußert wurden, bestätigen. „Da nennt | |
sich etwas ’strategischer Partner‘ und das Ganze ist nur ein Witz“, | |
befürchtet er. | |
Die Lübecker Grünen sehen sich bestätigt. „Die Mehrheit der Bürgerschaft | |
hat damals den grünen Wunsch nach gründlicher Prüfung abgelehnt“, sagt | |
Fraktionschef Thorsten Fürter. „Jetzt haben wir den Salat.“ Das | |
Vertragswerk von Bürgermeister zum Flächenverkauf habe eine Halbwertszeit | |
von nicht einmal anderthalb Jahren gehabt. | |
SPD-Fraktionschef Lindenau sagt, das Schlimmste, was der Stadt passieren | |
könnte, dass die mit veräußerten Randflächen „in der Betreibergesellschaft | |
untergehen“. Das Betriebsrisiko liege bei Yasmina. Und am Ausbau beteilige | |
sich die Stadt nur dann zur Hälfte, wenn die Betreiber nachgewiesenermaßen | |
elf Millionen Euro investierten. | |
Ob es dazu überhaupt kommt, muss freilich nach Ostern das | |
Oberverwaltungsgericht klären. Vier Nachbargemeinden haben gegen den Ausbau | |
geklagt. | |
17 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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