# taz.de -- Tempelhofer Feld: Senat spart sich Werbekampagne | |
> Die rot-schwarze Berliner Landesregierung gibt kaum Geld aus, um für ihre | |
> eigene Position beim Volksentscheid zu werben. | |
Bild: Auch dieser Bauzaun auf dem Tempelhofer Feld wartet auf den Volksentschei… | |
Der Senat plant keine eigene Werbekampagne zum Tempelhof-Volksentscheid. An | |
haushaltswirksamen Ausgaben gibt es lediglich ein 2.400 Euro teures Video | |
auf der Webseite der Senatskanzlei und 9.000 Euro für einen Flyer, schreibt | |
Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) als Antwort auf eine | |
parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Steffen Zillich und Katrin | |
Lompscher. In dem Flyer wirbt Müller für eine „bewährte Berliner Mischung�… | |
aus „Wohnen, Arbeiten und Freizeit in attraktiven, grünen und lebendigen | |
Quartieren“ auf dem Feld und spricht seine Empfehlung aus: „Gehen Sie zur | |
Wahl und stimmen Sie mit JA bei der zweiten Abstimmungsfrage." | |
Bei dem Volksentscheid über den Religionsunterricht im Jahr 2009 hatte der | |
Senat noch mit einer aufwändigen Kampagne für seine Position geworben. Der | |
Senat buchte damals etwa Anzeigen mit dem Slogan „Ethik für alle – Religion | |
freiwillig“ in vielen Zeitungen, darunter auch in der taz. Das | |
Oberverwaltungsgericht verbot die Kampagne damals, denn es sah „durch den | |
Einsatz von staatlichen Mitteln die Chancengleichheit der Initiatoren von | |
’Pro Reli‘ verletzt“. Die Gerichtsentscheidung gilt allerdings nur für d… | |
damalige Großkampagne; das Gericht entschied nicht, ob auch ein billiges | |
Online-Video und ein Flyer erlaubt wären oder nicht. | |
Im aktuellen Wahlkampf hatte die Volksentscheid-Initiative beim | |
Verwaltungsgericht beantragt, die Veröffentlichung von Plakaten und anderen | |
Texten zu verbieten: Die Initiatoren fanden, dass ihre Absichten vom Senat | |
„falsch und verfälscht dargestellt“ werden. Bei einem so weitreichenden | |
Verbot hätte der Senat auch keine Pressemitteilungen mehr veröffentlichen | |
oder Texte auf seiner Webseite veröffentlichen dürfen. | |
Das Verwaltungsgericht lehnte diesen Antrag ab – aus formalen Gründen, weil | |
es sich nicht für zuständig hielt. „Die Kammer hat sich inhaltlich gar | |
nicht mit der Sache beschäftigt“, erläutert Gerichtssprecher Stephan | |
Groscurth. Lediglich in einer Nebenbemerkung führen die Richter aus, dass | |
ein so weitreichender Antrag, der dem Senat faktisch jede Äußerung zum | |
Thema verbietet, wohl auch keine Chance bei dem zuständigen Gericht gehabt | |
hätte. | |
Unklar ist dagegen, wie viel Geld die landeseigenen Unternehmen in | |
Kampagnen zum Volksentscheid stecken. Die Wohnungsbaugesellschaften Degewo | |
sowie Stadt und Land beteiligen sich an der Kampagne „Tempelhofer Feld für | |
alle“, gemeinsam mit privaten Akteuren wie dem Bauindustrieverband, die | |
Fachgemeinschaft Bau, der Handwerkskammer, die Industrie- und | |
Handelskammer, dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller und dem | |
Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. „Die | |
Finanzaufwendungen werden im Rahmen der eigenverantwortlichen | |
Öffentlichkeitsarbeit der jeweiligen Akteure eingesetzt“, antwortet Senator | |
Müller auf eine parlamentarische Anfrage des Linken-Abgeordneten Klaus | |
Lederer. | |
Lederers Kollege Zillich kritisiert eine fehlende Waffengleichheit: „Die | |
Initiatoren eines Volksentscheides sind verpflichtet, größere Spenden für | |
ihre Kampagne offenzulegen – dann sollten auch landeseigene Gesellschaften | |
die Höhe ihrer Beteiligung an einer Gegenkampagne transparent machen." | |
27 Apr 2014 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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