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# taz.de -- Kommentar Chinesen in Vietnam: Jenseits der Solidarität
> In Vietnam geht der Mob auf Chinesen los. Zur Geltung kommt ein trübes
> Gefühlsgemisch, das sich ins Gewand verletzten Nationalstolzes hüllt.
Bild: Chinesen, die Vietnam verlassen.
Wie leicht es kommen kann, dass Nachbarn aufeinander losschlagen, sieht man
derzeit nicht nur in der Ukraine. Auch aus Vietnam kommen Bilder
fahnenschwingender Mobs und brennender Gebäude. Hier richtet sich der Zorn
gegen chinesische Geschäfte und Fabriken, deren Betreiber aus Angst für
sich und ihre Familien in Scharen das Land verlassen.
Ausgelöst haben diese Unruhen nicht etwa miese Arbeitsbedingungen. Nein, es
ist ein trübes Gefühlsgemisch, das sich in das Gewand verletzten
Nationalstolzes hüllt. Im Verhältnis zwischen Vietnam und China bedarf es
derzeit keiner großen Anstrengung, dieses Gefühlsgemisch zur Explosion zu
bringen. Eine Ölplattform, konkurrierende Fischerboote, Militärpatrouillen
in umstrittenen Gewässern und empörte Tiraden von Politikern reichen.
In beiden Ländern herrschen Regierungen, die ihre ideologischen Prinzipien
kommunistischer Solidarität längst abgestreift haben. Stattdessen
versprechen sie ihren Bürgern, ihr Land so stark zu machen, dass andere
Staaten ihnen endlich so viel Respekt zollen, wie sie es eigentlich
verdient haben.
Was die Sache vor allem in China so schwierig macht: Die offizielle
Geschichtsschreibung sieht die Chinesen stets als Opfer ausländischer
Aggressionen. Viele Chinesen können sich daher gar nicht vorstellen, warum
ihre Nachbarn Sorge vor der Übermacht der Volksrepublik haben könnten.
Zugleich fehlt die Bereitschaft zum Kompromiss: die Reichtümer im Meer
beispielsweise gemeinsam zu verwalten und zu verteilen und Streit vor einem
internationalen Gericht auszutragen.
16 May 2014
## AUTOREN
Jutta Lietsch
## TAGS
Vietnam
Kambodscha
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China
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