# taz.de -- Der Norden wählt Europa: Nicht so europamüde wie 2009 | |
> Deutlich höhere Beteiligung im Norden bei der Europawahl: CDU und SPD | |
> abwechselnd vor Grünen, AfD liegt überall über fünf Prozent, die FDP | |
> überall drunter | |
Bild: Spitzenkandidaten lächeln pflichtschuldig am Wahlabend | |
HAMBURG taz | Jetzt jubeln sie alle über die Wahlbeteiligung. Und in der | |
Tat lag sie bei der Europawahl am strahlend sonnigen Sonntag in allen | |
norddeutschen Bundesländern höher als bei der vorigen Wahl 2009. Wachsende | |
Begeisterung für Europa mag ein Grund gewesen sein, wichtiger aber ist: In | |
Niedersachsen und Schleswig-Holstein fanden in vielen Städten zugleich | |
Direktwahlen von Landräten und Oberbürgermeistern statt, in Hamburg wurden | |
parallel die sieben Bezirksparlamente gewählt. Überall dort war die | |
Wahlbeteiligung besonders hoch. | |
Am höchsten war sie in Niedersachsen mit 49,1 Prozent gegenüber 40,5 | |
Prozent vor fünf Jahren. Auch in Schleswig-Holstein mit 43,7 Prozent (2009: | |
36,8%) und Hamburg mit ebenfalls 43,7 Prozent (2009: 34,7%) stieg das | |
Interesse deutlich an. Größte Wahlmuffel waren diesmal die BremerInnen mit | |
nur 40,3 Prozent (2009: 38,9%). | |
In beiden Flächenländern liegt die CDU an der Spitze: In Niedersachsen mit | |
39,4 (+0,2) Prozent vor der SPD mit 32,5 (+5,2) Prozent, in | |
Schleswig-Holstein mit 34,4 (-3,5) Prozent vor der SPD mit 32,0 (+7,4) | |
Prozent. Umgekehrt in den Stadtstaaten: In Hamburg liegt die SPD mit 33,8 | |
(+8,7) Prozent vor der CDU mit 24,5 (-5,2%), in Bremen erreicht die SPD | |
34,4 (+5,1) Prozent, die CDU 22,6 (-2,1) Prozent. | |
Überall dritte Kraft trotz leichter Verluste bleiben die Grünen mit | |
Ergebnissen zwischen 10,6 und 17,6 Prozent, überall an der | |
Wahrnehmbarkeitsgrenze rangiert die FDP mit Resultaten zwischen 2,5 und 3,7 | |
Prozent – bei Verlusten von 5,6 bis 9,0 Prozent – knapp vor den Piraten mit | |
1,2 bis 2,2 Prozent. | |
Durchgängig über der Fünf-Prozent-Marke rangiert die AfD mit Ergebnissen | |
zwischen 5,4 und 6,8 Prozent. Das kann bedeutsam werden im Hinblick auf die | |
Bürgerschaftswahlen im Februar 2015 in Hamburg und im Mai 2015 in Bremen. | |
Darauf mag auch die Linke hoffen, die in den Stadtstaaten mit 8,6 und 9,6 | |
Prozent deutlich besser abschnitt als in den beiden Flächenländern mit 4,5 | |
und 4,0 Prozent. | |
Doch nicht überall stieß die Europawahl auf Begeisterung. In Lüneburg | |
verklebten Unbekannte in der Nacht zum Wahlsonntag die Türschlösser in vier | |
Wahllokalen. Die Wahlhelfer konnten nur durch Nebeneingänge und verspätet | |
in die Gebäude gelangen. Die Polizei ermittelt. | |
In Niedersachsen und Hamburg geht die Qual der Wahl weiter. In 46 Kommunen | |
des größten norddeutschen Bundeslandes stehen in drei Wochen Stichwahlen um | |
Bürgermeister-Posten an. Und in Hamburg begann am Montag die Auszählung der | |
Bezirksversammlungswahlen, ein Endergebnis wird für den heutigen Dienstag | |
erwartet. Erst daraus werden sich verlässliche Schlüsse auf die politische | |
Stimmung in der Hansestadt neun Monate vor der Bürgerschaftswahl ziehen | |
lassen. | |
26 May 2014 | |
## AUTOREN | |
Sven-Michael Veit | |
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