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# taz.de -- Kolumne American Pie: Rassismus im Mannschaftsnamen
> „Rothäute“ nennt sich das Football-Team aus Washington. Native Americans
> kritisieren das. Ein offener Brief von 50 US-Senatoren heizt die Debatte
> an.
Bild: Hat das umstrittene Redskins-Logo auf seinem Helm: Washingtons Quarterbac…
Die Washington Redskins sind ein in der Hauptstadt der USA beheimateter
Football-Klub. Die Washington Redskins haben einen Quarterback, der, wenn
er gesund ist, der aufregendste Spielmacher der NFL ist. Zuletzt war er
aber nur sehr selten gesund. Die Washington Redskins haben eine Mannschaft,
die ziemlich gut verdient, aber in den letzten Jahren meist ziemlich
schlecht gespielt hat.
Viele Menschen in Washington glauben, dass daran ein gewisser Dan Snyder
schuld ist. Dan Snyder ist Besitzer der Washington Redskins, hat nach
allgemeiner Einschätzung von sportlichen Belangen nur sehr bedingt Ahnung,
mischt sich aber trotzdem ausgiebig in die sportlichen Belange der
Washington Redskins ein.
Die Washington Redskins haben also eine Menge Probleme. Ihr größtes ist
aktuell aber mal wieder, dass sie Washington Redskins heißen. Dagegen, dass
sich ausgerechnet das Hauptstadtteam im beliebtesten Sport der USA Redskins
nennt, kämpfen nicht nur „Rothäute“, die nicht mehr „Rothäute“ und a…
nicht „Indianer“ genannt werden wollen, seit Jahren.
In der Auseinandersetzung ist nun eine neue Runde eröffnet worden. Nachdem
die NBA in den vergangenen Wochen Donald Sterling, den Eigentümer der Los
Angeles Clippers, wegen rassistischer Bemerkungen suspendiert hat und zum
Verkauf seines Teams zu drängen versucht, nutzen Aktivisten die aktuell
gestiegene Sensibilität für das Thema, um die NFL unter Druck zu setzen.
Vergangene Woche haben 50 Senatoren einen [1][offenen Brief] unterzeichnet,
in dem die Liga aufgefordert wird, „das rassistische Schimpfwort aus dem
Namen eines ihrer wichtigsten Klubs zu entfernen“. Unterschrieben haben,
weil Republikaner nicht angefragt wurden, nur demokratische Abgeordnete,
aber dafür nahezu die Hälfte der 100 Mitglieder der zweiten Kammer des
US-Parlaments.
Die Kontroverse um die Redskins ist – neben [2][Chief Wahoo], der
Karikatur, die als Team-Logo des Baseballteams der Cleveland Indians dient
– schon seit Jahrzehnten einer der prominentesten Schauplätze der Debatte
zwischen progressiven und konservativen Kräften um die sogenannte Political
Correctness im Sport. Dabei werden stets dieselben Argumente ausgetauscht.
Auch diesmal führen die Kritiker an, dass mehr als dreihundert
Stammesorganisationen mit mehr als zwei Millionen Mitgliedern eine
Namensänderung fordern. Die Gegenseite kontert daraufhin stets, auch
diesmal wieder, mit niemals näher bezeichneten Umfragen, in denen angeblich
große Mehrheiten von „Native Americans“ den Namen Redskins nicht als
rassistisch eingestuft hätten.
Auch sei das Team-Logo, das einen indianischen Krieger im Profil zeigt, von
einem Ureinwohner gestaltet worden. In einer offiziellen Entgegnung des
Klubs auf den Brief der demokratischen Senatoren wird gar behauptet, der
Gebrauch der Bezeichnung „Rothäute“ sei „respektvoll und zeige Verehrung
gegenüber dem stolzen Vermächtnis und den Traditionen der Native
Americans“. Warum sie die Rothäute aber nicht mehr Rothäute nennen, wenn es
um ihre stolze Tradition geht, erklärten die Washington Redskins nicht.
Zwar werden meist nur die bekannten Argumente ausgetauscht, doch scheint
nun durch den Brief der demokratischen Senatoren Bewegung in die Diskussion
zu kommen. So massiv hat sich das politische Washington noch nie
positioniert. Auch Barack Obama ließ schon Ende vergangenen Jahres in einem
Interview wissen, er würde, wäre er Eigentümer der Redskins, über einen
Namenswechsel nachdenken. Ein Besitzer Obama dürfte nicht nur dieses eine
Problem der Redskins lösen: Ihm wird auch ein größerer
Football-Sachverstand attestiert als Dan Snyder.
27 May 2014
## LINKS
[1] http://www.cantwell.senate.gov/public/index.cfm/press-releases?ID=5fce3396-…
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Chief_Wahoo
## AUTOREN
Thomas Winkler
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