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# taz.de -- Brandanschlag: Brennende Gebetsteppiche
> Nach einem Brand an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
> ermittelt die Polizei wegen des Verdachts auf Brandstiftung.
Bild: Gehören zum muslimischen Gebet dazu: Teppiche
Weil an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Gebetsteppiche
brannten, ermittelt nun die Polizei wegen des Verdachts auf Brandstiftung.
Das Feuer war am 12. Juni im Keller des Maschinenbau-Gebäudes ausgebrochen,
wo ein Karton mit Gebetsteppichen muslimischer Studierender stand. Das
Gebäude musste evakuiert werden.
„Ich war schockiert, als ich das erfahren habe“, sagt Alireza Jobrani*. Der
Maschinenbau-Student war gerade in der Bibliothek, als der Feueralarm
ausausgelöst wurde. Auch sein Gebetsteppich verbrannte. „Es ist
offensichtlich, dass hinter der Tat ein islamfeindliches Motiv steht“, sagt
Jobrani.
Viele muslimische Studierende an der HAW ziehen sich für ihr Gebet in die
Flure im Keller des Maschinenbau-Gebäudes zurück. Einen „Raum der Stille“
wie ihn die Universität Hamburg für gläubige Studierende eingerichtet hat,
gibt es an der HAW nicht. Kein Platz, lautet die Erklärung der Hochschule.
Als Jobrani sich bei der Hochschule wegen des Falles kundig machen wollte,
antwortete ihm der Kanzler Bernd Klöver. Offenbar hatte der Hausmeister
einen betenden Studierenden kurz vor dem Brand noch darauf hingewiesen, die
Gebetsteppiche nicht im Flur abzustellen, sondern mitzunehmen. Der Grund:
Brandgefahr. Eine halbe Stunde später ging der Feueralarm los, die
Feuerwehr musste das Feuer löschen.
„Wir haben keinerlei Anhaltspunkte, dass der Brand einen islamfeindlichen
Hintergrund hat“, sagt Klöver. Er weist darauf hin, dass es sonst keinerlei
islamfeindliche Tendenzen an der Hochschule gebe. Welches Motiv sonst
hinter der Tat stehen könnte, dazu will er sich nicht äußern: „Wir warten
die Ermittlungen der Polizei ab.“
Was weder der Student noch Kanzler Klöver zu dem Zeitpunkt wussten: Schon
Tage zuvor, am Freitag den 6. Juni, wären die Gebetsteppiche beinahe
verbrannt. Dies schreibt der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) in
einer Stellungnahme. Das Feuer sei allerdings von einem Mitarbeiter der HAW
rechtzeitig gelöscht worden.
Jobrani sitzt der Schock noch in den Knochen. Die Tage direkt nach dem
Brand fühlte er sich fremd, wenn er durch die Hochschule ging. „Man weiß
nicht, was man von seinen Mitstudenten denken soll“, sagt er. „Die
Gesellschaft fordert von uns, dass wir uns integrieren. Aber wie können wir
uns in eine Gesellschaft integrieren, die uns nicht akzeptiert?“
Zum Beten geht er im Moment in eine nahe gelegene Moschee in St. Georg.
„Jetzt in der Lernphase geht das“, sagt er. „Wenn Prüfungszeit ist, kann
ich aber unmöglich mal schnell in die Moschee, um drei Minuten zu beten.“
Um die muslimischen Studierenden zu unterstützen, hat der Asta eine
Spendenkasse in der Mensa aufgestellt. Die HAW plant eine
Informationsveranstaltung für die Studierenden, um auf ihre
„weltanschauliche Neutralität“ hinzuweisen.
20 Jun 2014
## AUTOREN
Meret Michel
## TAGS
Brandanschlag
Hassverbrechen
Moschee
Schwerpunkt Rassismus
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