# taz.de -- Freikirchler: Evangelikale suchen Schutz | |
> Vielen Muslimen ist die Anerkennung als Körperschaft öffentlichen Rechts | |
> verwehrt, eine 700-Personen-Gemeinde bekommt sie. Und fühlt sich | |
> benachteiligt. | |
Bild: Die Bremer Paulus-Gemeinde hat Sorge, sich bald nicht mehr, wie hier in S… | |
Der evangelikalen [1][Bremer Paulus-Gemeinde] mit knapp 700 Mitgliedern | |
soll der Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen | |
werden. Einen entsprechenden Gesetzentwurf leitete der Senat vergangene | |
Woche an das Parlament weiter, das das Gesetz beschließen muss. | |
Bemerkenswert ist dies vor dem Hintergrund, dass den weitaus größeren | |
muslimischen Verbänden in Deutschland dieses Recht nicht eingeräumt wird. | |
Eine Ausnahme bildet die Abspaltung der Ahmadiyya, denen Hessen vor einem | |
Jahr die Körperschaftsrechte verliehen hat. | |
Nach Auffassung des Bremer Senats wären Anträge der drei großen Bremer | |
Verbände Schura, Ditib und Verband islamischer Kulturzentren (VIKZ) | |
chancenlos. Das Problem sei, dass muslimische Religionsgemeinschaften nicht | |
über Mitgliedschaften organisiert seien, sagte der Bremer Senatssprecher | |
Hermann Kleen gestern. Tatsächlich verlangen Moscheevereine von denen, die | |
ihre Einrichtungen nutzen, keinen Vereinsbeitritt. Und als | |
Religionsgemeinschaft gelten nur „Zusammenschlüsse natürlicher Personen“. | |
Sich irgendwie zum Beten oder in der Gemeinde treffen, reicht nicht. | |
Doch so einfach, wie es sich der Bremer Senat macht, ist es nicht. Denn | |
gänzlich unorganisiert sind die muslimischen Vereine und ihre Dachverbände | |
auch nicht. | |
Nach vorherrschender Rechtsauslegung muss im Einzelfall geprüft werden, ob | |
eine Religionsgemeinschaft „die Gewähr der Dauer bietet“, wie es im | |
Grundgesetz heißt. In seiner Begründung, warum dem Antrag der Habenhauser | |
Paulus-Gemeinde stattgegeben wurde, gibt der Senat den Zeitraum von | |
mindestens 30 Jahren an. Der Bundesverband von Ditib wurde 1984 gegründet, | |
der des VIKZ 1973, die Bremer Schura 2006. | |
Ob einer der Verbände für das Gesetz straff genug organisiert ist, bleibt | |
fraglich. Daher wollen die muslimischen Verbände derzeit keinen Antrag auf | |
Körperschaftsanerkennung stellen. „Solange wir keine Signale bekommen, dass | |
ein Antrag Aussicht auf Erfolg hat, gehen wir kein Risiko ein“, sagt Emine | |
Oguz, Juristin bei Ditib Bremen-Niedersachsen. Die Gefahr sei hoch, dass | |
mit einem negativen Grundsatzurteil alle Bemühungen um den Status zunichte | |
gemacht würden, so Oguz. Erstrebenswert sei die Anerkennung als | |
Körperschaft aufgrund organisatorischer und finanzieller Vorteile. „Und es | |
hat einen symbolischen Wert, wenn wir den anderen Religionsgemeinschaften | |
gleichgestellt wären.“ In Bremen sind dies die jüdische sowie einige | |
christliche Gemeinden. | |
Die Paulus-Gemeinde begründet ihrem Antrag anders. „In der Praxis ändert | |
das nichts für uns“, sagt der Gemeindeleiter und Vorstandsvorsitzende | |
Matthias Schultz. „Wir versprechen uns davon einen besseren juristischen | |
Schutz, unser Recht auf Meinungsfreiheit ausüben und unseren Glauben leben | |
zu können.“ Schultz beobachtet in Deutschland „einen Trend, der den | |
christlichen Glauben einschränkt“ – zugunsten von „Andersgläubigen“ w… | |
sagt. „Minderheiten werden deutlich stärker beachtet als die christliche | |
Mehrheit.“ Damit meint er vor allem Muslime. „Wenn wir uns als Freikirchler | |
kritisch zu Homosexualität oder der Gender-Ideologie äußern, beziehen wir | |
in den Medien dafür viel mehr Keile als Moslems etwa für das Kopftuch.“ | |
27 Jun 2014 | |
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## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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