# taz.de -- Wenig Chancen auf Asyl: Fußballerinnen vermisst | |
> Fünf junge Nigerianerinnen sind in Bremen verschwunden. Ob sie in Bremen | |
> Asyl beantragen wollen, ist unklar. | |
Bild: Seit Januar waren die fünf Fußballerinnen in Bremen. Jetzt sind sie unt… | |
Seit Samstag vermisst werden fünf Nigerianerinnen im Alter von 17 bis 19 | |
Jahren. Sie waren seit Januar in Bremen, um in der Mädchenmannschaft des | |
TUS Komet Arsten Fußball zu spielen. Am Sonntag sollten sie den Rückflug | |
antreten. Nun fehlt von ihnen jede Spur. | |
Die Polizei hat nach Angaben einer Sprecherin zwar „Vermisstenanzeigen | |
aufgenommen“, aber „noch keine Suchtrupps“ entsandt. Bislang habe man das | |
„nicht als nötig“ erachtet, hieß es weiter – „und wo sollen wir auch … | |
der Suche anfangen“? Die Einsatzkräfte und StreifenpolizistInnen seien | |
jedoch „alle sensibilisiert“, so die Polizei. Anzeichen für ein Verbrechen | |
gibt es derzeit nicht. | |
Die fünf jungen Frauen aus Westafrika kamen vor sechs Monaten nach Bremen, | |
auf Initiative des Pan-Afrikanischen Kulturvereins. Deren Vorsitzender Tala | |
Awolola hatte 2010 in Süd-Nigeria das Mädchenfußballteam „Moje Queen“ | |
gegründet – um den jungen Frauen eine Perspektive aufzuzeigen, frühe Heirat | |
sowie Frühschwangerschaften zu vermeiden, um Bildung, Sport und Ausbildung | |
zu ermöglichen, das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen zu | |
fördern. | |
2013 waren erstmalig Spielerinnen der Moje Queens in Bremen – auf Einladung | |
von Werder. „Fußball kann für viele Mädchen und Frauen in Afrika ein Weg | |
sein, sich selbst zu verwirklichen und ein eigenständiges Leben zu führen“, | |
heißt es beim Kulturverein. Die Mädchen seien „Vorbilder in ganz Nigeria“. | |
Die fünf Frauen gingen in Bremen zur Schule, besuchten vier Mal die Woche | |
einen Deutsch-Kurs, lernten Schwimmen und den Umgang mit Computern. „Sie | |
konnten sich hier gut verständigen und zurechtfinden“, sagt ihr Trainer | |
Sascha Mahler vom TUS Comet Arsten, und dass sie „sehr schnell | |
selbstständig“ wurden. Am Ende wollten sie offenbar nicht mehr zurück – d… | |
Frauen hätten die Hausschlüssel bei ihren Gasteltern gelassen und ihre | |
Facebook-Einträge gelöscht, sagte Mahler. | |
Sowohl beim Kultur als auch Sportverein ist man indes vom Verschwinden der | |
Mädchen überrascht. Die Frauen seien in Nigeria „überhaupt nicht bedroht“ | |
und hätten auch „keinen Grund, Asyl in Deutschland zu beantragen“, sagte | |
Awolola. | |
Zwar hat die anhaltende Krise im Nordosten Nigerias nach Angaben der | |
Vereinten Nationen in den letzten Jahren tausende Menschen gezwungen, ins | |
benachbarten Niger zu fliehen. | |
Doch die dschihadistisch-militante Gruppierung Boko Haram – sie entführte | |
im April mehr als 200 Schülerinnen – ist vor allem im Norden Nigerias | |
vertreten, wo sie einen eigenen Staat errichten will. Boko Haram wird für | |
den Tod von mehreren tausend Menschen verantwortlich gemacht. Die jetzt | |
vermissten Frauen kommen jedoch alle aus dem Süden – und Nigeria ist | |
dreimal so groß wie Deutschland. | |
„Es gab nie irgendwelche Anzeichen, dass die Frauen abhauen wollen“, sagt | |
Mahler. Auch wenn sie die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, in | |
Deutschland zu bleiben, bejaht hätten. Er habe „keine Idee“, wo die Frauen | |
nun sind, geht aber davon aus, dass sie hier Hilfe bekamen. | |
Ihre Chancen, in Deutschland Asyl zu bekommen, sind gering – kaum ein | |
Flüchtling aus Nigeria werde hier anerkannt, sagt Pro Asyl. Dabei seien die | |
Probleme in dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas groß, auch jenseits | |
religiös motivierter Kämpfe: Korruption, Menschenhandel, | |
Zwangsprostitution, geschlechtsspezifische Verfolgung von Frauen. | |
30 Jun 2014 | |
## AUTOREN | |
Jan Zier | |
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Asyl | |
Nigeria | |
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