# taz.de -- Reform des Krankenhausgesetzes: Kliniken auf dem Prüfstand | |
> Gesundheitssenatorin plant engmaschige Qualitätskontrollen in Hamburger | |
> Krankenhäusern. | |
Bild: Was auf den Krankenhausfluren passiert, soll bald genauer kontrolliert we… | |
HAMBURG taz | Bessere Qualität durch mehr Kontrolle – so heißt das Ziel des | |
neuen Hamburgischen Krankenhaus-Gesetzes, das der Senat am Dienstag | |
beschlossen hat. Alle 35 Hamburger Kliniken werden künftig stärker als | |
bislang an ihrer medizinischen Qualität gemessen. Das Leistungsangebot der | |
Häuser soll künftig danach ausgerichtet sein, wo eine optimale Versorgung | |
der Patienten gewährleistet ist. „Wir wollen damit eine Qualitätsoffensive | |
starten“, gibt Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) den Kurs | |
vor. | |
Ob die Abteilung einer Klinik personell und technisch besonders gut | |
ausgestattet ist und vernünftige Operationsergebnisse liefert, hat in der | |
Krankenhaus-Planung bislang kaum eine Rolle gespielt. Der | |
Krankenhausplanungsausschuss genehmigt die Bettenanzahl danach, wie viele | |
Patienten sich in der entsprechenden Abteilung versorgen ließen. | |
Die Reform der Gesundheitssenatorin soll das jetzt ändern. „Ob ein | |
Krankenhaus etwa bei Hüftoperationen eine Komplikationsrate von 0,2 oder | |
3,0 Prozent hat, ist für die Qualität und vor allem für die Patienten | |
entscheidend“, sagt Prüfer-Storcks. Angedacht ist deshalb, dass Stationen | |
mit einer überdurchschnittlichen Versorgung ihre Kapazitäten weiter | |
ausbauen können, während andere Kliniken bestimmte medizinische Leistungen | |
gar nicht mehr erbringen sollen. | |
Für die Kliniken bedeutet das künftig vor allem Spezialisierung. „Nicht | |
alle Krankenhäuser sollten alle Behandlungen anbieten“, sagt die Senatorin. | |
Behandlungen müssten „in den Abteilungen mit den besten Ergebnissen | |
konzentriert werden“. Gerade in sensiblen Bereichen wie der Behandlung von | |
Kindern, Unfall-Opfern oder in der Neuro-Chirurgie und Gefäßmedizin sei | |
eine optimale Versorgung entscheidend. | |
Die dieser Planung zugrunde liegenden Mindestanforderungen und | |
Qualitätskriterien sollen gemeinsam mit den Krankenhäusern erarbeitet | |
werden. Die für die Qualitätssicherung notwendigen Kontrolldaten erhofft | |
sich die Senatorin nicht nur von den Kliniken selbst, sondern auch von den | |
Krankenkassen und dem bundesweiten Qualitätsinstitut, dessen Einrichtung | |
die Bundesregierung beschlossen hat. | |
Eine weitere wichtige Quelle könnten die Patientenbeschwerdestellen der | |
Krankenhäuser sein, deren Unabhängigkeit zukünftig besser gewährleistet | |
werden soll. In Zukunft müssen zudem alle Kliniken Qualitätsbeauftragte | |
berufen, die sich um die Qualitätssicherung und die Sicherheit der | |
Patienten kümmern. | |
Ein Problem der Neuregelung: Im Rahmen der Kostendämpfung werden immer mehr | |
Operationen ambulant in Arztpraxen mit angegliedertem OP-Bereich | |
durchgeführt. Diese Praxen werden von der geplanten Qualitätskontrolle aber | |
nicht erfasst. „Hier können wir nur hygienische Standards vorgeben“, klagt | |
Prüfer-Storcks. | |
Die Reform muss noch von der Bürgerschaft beschlossen werden, bevor sie | |
dann Anfang kommenden Jahres in Kraft treten soll. Hamburg folgt mit seinem | |
neuen Gesetz der Diskussion auf Bundesebene – auch die große Koalition in | |
Berlin will die Behandlungsqualität zur Richtschnur aller Bedarfsplanungen | |
machen. | |
5 Aug 2014 | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
Marco Carini | |
## TAGS | |
Gesundheitspolitik | |
Patientenrechte | |
Krankenhäuser | |
Patientenrechte | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Gesundheit künftig kommerzieller: Bock wird Gärtner | |
Die Unabhängige Patientenberatung steht vor dem Aus. Ein privates für | |
Krankenkassen tätiges Callcenter soll bei medizinischen Konflikten Hilfe | |
leisten |