| # taz.de -- Asyl: Vom Oranienplatz in Abschiebehaft | |
| > Ein Mann aus Mali soll nach Italien abgeschoben werden – obwohl sein | |
| > Verfahren auf der Grundlage des Oranienplatz-Papiers noch läuft. | |
| Bild: Von der Einigung mit dem Senat haben die Flüchtlinge vom Oranienplatz ni… | |
| Wieder kommt ein Flüchtling vom Oranienplatz in Abschiebehaft, obwohl sein | |
| Verfahren noch nicht abgeschlossen ist. Ali M. (der volle Name ist der | |
| Redaktion bekannt) aus Mali brachte am Mittwoch vergangener Woche einen | |
| Freund zum Flughafen Schönefeld. Das wurde ihm zum Verhängnis: Die in | |
| Flughäfen stets präsente Bundespolizei kontrollierte ihn und stellte dabei | |
| fest, dass es einen Abschiebebescheid von der Ausländerbehörde im | |
| Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt) gegen ihn gibt. Deswegen sitzt Ali M. nun | |
| im Abschiebegefängnis in Eisenhüttenstadt. | |
| Laut dem „Einigungspapier Oranienplatz“ des Senats mit den Flüchtlingen | |
| genießen Letztere Abschiebeschutz bis zum Ende ihres Verfahrens in Berlin. | |
| Die Berliner Ausländerbehörde will im Fall von Ali M. dennoch nicht tätig | |
| werden, erklärte eine Sprecherin am Dienstag der taz. Grund: Hier habe die | |
| Behörde eines anderen Bundeslandes „gehandelt“. Und: „Es gilt der | |
| Grundsatz, dass zwar die Berliner Behörden, nicht aber die Behörden anderer | |
| Länder in ihrem Verwaltungshandeln das Einigungspapier umsetzen.“ | |
| Schon im Sommer waren zwei Teilnehmer an dem Verfahren in Abschiebehaft | |
| genommen worden. Gegen beide gab es Haftbefehle aus Sachsen-Anhalt. In | |
| Gerichtsverfahren kam heraus, dass die dortige Ausländerbehörde offenbar | |
| nicht von Berlin über das Oranienplatz-Verfahren und die – wenigstens | |
| temporäre – Zuständigkeit Berlins für die jeweiligen Fälle informiert | |
| worden war. Beide Männer wurden vom Gericht freigesprochen. | |
| Auch der 22-jährige M. hofft, bald wieder nach Berlin zu kommen. „Ich habe | |
| am 10. Oktober meinen Termin bei der Ausländerbehörde“, erzählt er am | |
| Telefon. Auf keinen Fall wolle er zurück nach Italien, wo er eine | |
| Aufenthaltserlaubnis, aber keine Perspektive habe. „Es gibt dort nichts, | |
| keinen Job, keine Wohnung.“ Daher sei er nach Deutschland gekommen. Sein | |
| Asylantrag wurde Anfang 2013 abgelehnt, M. wurde nach Italien abgeschoben | |
| und mit einer Einreisesperre belegt. Rechtsanwältin Berenice Böhlo, die M. | |
| vertritt, hat Beschwerde gegen den Haftbeschluss des Amtsgerichts Königs | |
| Wusterhausen eingereicht. Obwohl sie hofft, vor dem Landgericht Frankfurt | |
| (Oder) recht zu bekommen, würde sie sich wünschen, dass Berlin den Fall an | |
| sich zieht. „Aber das machen sie ja nicht.“ | |
| 23 Sep 2014 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA |