Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Geldnöte einer Spielbank: Kunst soll Casino sanieren
> Zwei Bilder von Paula Modersohn-Becker stehen zum Verkauf. Sie gehören
> der defizitären Spielbank. Hinter verschlossenen Türen wird schon seit
> Monaten verhandelt.
Bild: Noch sind sie Dauerleihgaben des Bremer Spielcasinos: "Häuser, Birken un…
Die Bremer Spielbank verkauft zwei Bilder der Worpsweder Malerin Paula
Modersohn-Becker. Sie hängen zwar seit langem im Museum in der
Böttcherstraße – doch nur als Dauerleihgabe. Nun aber trennt sich der
defizitäre Casino-Betreiber „Westspiel“ von Teilen seiner wertvollen
Kunstsammlung. Und der ist mit 51 Prozent am Bremer Casino beteiligt, der
Rest gehört der Bremer Landesbank.
Hinter verschlossenen Türen wird schon seit Monaten über den Verkauf
geredet, öffentlich wurde er aber erst jetzt, durch Medienberichte.
Entsprechend „überrascht“ waren am Montag auch die Kulturpolitiker von den
Grünen wie der CDU. „Es laufen Gespräche“, sagt der Sprecher des
Kulturressorts nur, deren Ergebnis sei aber „noch offen“.
Alle Beteiligten reden jedoch davon, dass „eine Bremer Lösung“ gefunden
werden soll. Konkret heißt das: Die Werke sollen weiter im Paula
Modersohn-Becker Museum (PMBM) hängen bleiben. Allerdings muss sich ein
Mäzen finden, der die Spielbank dafür bezahlt. Die Rede ist von einem
sechsstelligen Betrag.
Konkret geht es um zwei Werke von 1902, die „Anbetung“ beziehungsweise
„Häuser, Birken und Mond“ heißen. Von allem an letzterem hängt das Museu…
Es sei „eng mit der Sammlungsgeschichte verknüpft“, sagt die kommissarische
Direktorin Verena Borgmann: Kaffee HAG-Kaufmann und Mäzen Ludwig Roselius,
der die Sammlung einst aufbaute, kaufte das Werk 1922 direkt von Otto
Modersohn. Das Bild „darf das Haus nicht verlassen“, sagt Borgmann.
1988 wurden große Teile der Gebäude der Böttcherstraße, darunter die der
Museen, von der Sparkasse übernommen, der Kernbestand der Kunstwerke wurde
von der Stadtgemeinde Bremen übernommen – nur diese beiden Bilder eben
nicht. Zwar gibt es für sie ein Rückkaufrecht, unklar ist aber, wer das
bezahlen soll. Private Sammler werden ebenso ins Spiel gebracht wie die
Bremer Landesbank oder die Kulturstiftung der Länder.
Insgesamt besitzt die Bremer Spielbank laut Westspiel-Sprecher Christof
Schramm sechs Kunstwerke, ein Ölbild aus dem 16. Jahrhundert ist darunter,
aber auch Kunst aus dem 20. Jahrhundert, doch die Künstler sind weniger
namhaft als Paula Modersohn-Becker. In Nordrhein-Westfalen erntete
Westspiel harsche Kritik, weil sie zwei Bilder von Andy Warhol, die früher
einem Casino als Deko dienten und nun im Safe liegen, versteigern lassen
will. Das klamme Casino hofft auf 100 Millionen Euro.
Sollte es im Falle von Modersohn-Becker wirklich zu einer „Bremer Lösung“
kommen, wäre das „Okay“, sagt Class Rohmeyer, kulturpolitischer Sprecher
der CDU im Landtag. Allerdings wendet er sich „strikt“ gegen einen Verkauf
von „Kunst nach Kassenlage“. Er hat bereits eine kleine Anfrage zum Thema
ins Parlament eingebracht – schon bevor die Bremer Verkaufsabsichten
öffentlich wurden.
Auch Carsten Werner, kulturpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion ist
nicht grundsätzlich gegen den Verkauf: „Das kann eine intelligente Lösung
sein.“ Nur die Finanzierung von Spielcasinos sei „das Allerletzte“, was m…
mit Geld machen solle, sagt Werner. Die Casino-Einnahmen sinken auch in
Bremen seit Jahren dramatisch. Entsprechend sinken auch die Abgaben an die
Stadt – mit denen sie früher die Kultur finanziell unterstützt hat. Jetzt
kehrt sich das Geschäftsmodell um.
3 Nov 2014
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
Paula Modersohn-Becker
Versteigerung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Doku über eine Mädchenfreundschaft: Die Geschichte von Paula und Clara
Mit „... einen anderen Weg“ hat die Kunsthistorikerin Fenja Pretzsch eine
Dokumentation über die Worpsweder Künstlerinnen gemacht.
Kommentar Warhol-Versteigerung: 121 Millionen Euro erzielt
Die NRW-eigene Aachener Spielbank hat sich saniert und zwei Werke des
Pop-Art-Künstlers Andy Warhol gewinnbringend versteigert. Gut so.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.