Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sprinter sammelt im Internet: Mit der Crowd nach Rio
> Der Wolfsburger Sprinter Sven Knipphals will sich seinen Traum von den
> Olympischen Spielen 2016 mit Spenden im Internet finanzieren, denn mit
> Sponsoren allein ist nicht genug Geld aufzutreiben.
Bild: Holte Silber mit der Staffel bei EM in Zürich: Sven Knipphals
WOLFSBURG taz | Ricardo Rodriguez unterschreibt in diesen Tagen einen neuen
Vertrag beim Bundesligisten VfL Wolfsburg. Über vier Millionen Euro soll
der junge Schweizer dann verdienen. Eine Summe, von der Vereinskollege Sven
Knipphals nur träumen kann. Um reich zu werden, hat er sich den falschen
Sport ausgesucht. Der 29-Jährige ist kein Fußballer, sondern Sprinter.
Über 100 und 200 Meter gehört er zu den schnellsten Männern Deutschlands.
Doch in der Leichtathletik werden Höchstleistungen längst nicht so gut wie
bezahlt wie in anderen Sportarten. Deshalb setzt Knipphals jetzt auf
Crowdfunding, um sich so seinen größten Traum zu erfüllen – die Teilnahme
an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.
## Autogramm gegen Spende
„Ich wollte nicht einfach immer nur jammern, sondern das Problem wirklich
angehen“, erklärt der Wolfsburger. Im November ging er mit der
Internetseite [1][www.sven-knipphals-crowdfunding.de] online. Das Prinzip
ist einfach: Gegen kleinere oder mittlere Spendenbeträge bietet Knipphals
besondere Leistungen an. Es geht los mit Autogrammkarten und T-Shirts, aber
auch persönliche Trainingsstunden mit ihm stehen im virtuellen
Schaufenster.
„Im Grunde ist es eine Mischung aus Crowdfunding und Merchandise“, sagt der
Sprinter, der das Konzept gemeinsam mit Ingo Bartels von der Wolfsburger
Agentur Talententdecker entwickelt hat. „Die Crowdfunding-Idee vermag für
viele ungewöhnlich erscheinen, aber sie wird immer populärer, auch im
Sport“, sagt Bartels. Gerade in der Leichtathletik sei bei den Sportlern
oftmals Kreativität in Sachen Finanzierung gefragt.
Sponsoren stürzen sich meist nur auf die wenigen Stars der Szene, der große
Rest muss sehen, wo er bleibt. Knipphals kennt das. Seit Kurzem hat er zwar
einen neuen Sponsor, der ihn unterstützt. Doch für seinen Lebensunterhalt
arbeitet der Wolfsburger halbtags als Chiropraktor in einer Praxis in
Leipzig. Im Gegensatz zu vielen ausländischen Konkurrenten kann er nicht
unter Profi-Bedingungen trainieren. Erfolge wie die Silbermedaille bei der
Europameisterschaft 2014 in Zürich mit der deutschen Staffel zeigen zwar,
dass Knipphals das Zeug dazu hat, international mitzuhalten. Doch für mehr
müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. „Dafür muss ich optimal
trainieren und das geht nur mit einer gewissen finanziellen Unterstützung“,
sagt er.
Immerhin: Im Dezember konnte Knipphals zum ersten Mal zu einem Lehrgang
nach Südafrika reisen. „Das war überragend“, sagt Knipphals, der aus einer
sportlichen Familie stammt. Seine Großmutter Christel war Leichtathletin
und Gründungsmitglied des VfL Wolfsburg. Sein Großvater Hans-Jürgen war
deutscher Nationaltorwart im Feld-Handball und sein Vater Jens wurde als
Weitspringer deutscher Meister und gehörte 1980 zum Olympia-Aufgebot für
die Spiele in Moskau. Die Spiele wurden jedoch von der Bundesrepublik
boykottiert. Was dem Vater aus politischen Gründen verwehrt wurde, will der
Sohn nun 36 Jahre später schaffen. Und mit der Staffel-Weltmeisterschaft
Anfang Mai auf den Bahamas beginnt schon die Qualifikationsphase für die
Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro.
## Emotionale Entscheidung
Knipphals hofft, bis dahin über seine Crowdfunding-Seite noch einige
Spenden zusammenzubekommen. „Ich glaube, es wird bei vielen auch eine
spontane emotionale Entscheidung sein, ob sie dort etwas kaufen und mich so
unterstützen“, sagt er. Die ersten T-Shirts, Autogrammkarten und Logos hat
er bereits verkauft. Der ganz große Run blieb bisher zwar aus, „aber das
erste Feedback ist sehr ordentlich“, so der 29-Jährige, der mit seiner
Aktion in der deutschen Leichtathletik-Szene für Aufsehen sorgt.
Wie viel er einnehmen muss, um seinem Traum von der Teilnahme an den
olympischen Spielen einen guten Schritt näherzukommen, hat Knipphals nicht
ausgerechnet: „Ich glaube, es hat keinen Sinn, Zielsummen zu nennen“, sagt
er. Im Prinzip helfe jeder Betrag. Aber ein Beispiel nennt er dann doch:
„Für etwa 2.000 Euro könnte ich ein zusätzliches Wintertrainingslager
machen. Das wäre schon eine extrem große Hilfe.“
4 Jan 2015
## LINKS
[1] http://www.sven-knipphals-crowdfunding.de
## AUTOREN
Timo Keller
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Crowdfunding
Sprinter
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.