# taz.de -- Olympiabewerbung: Dabei sein ist alles | |
> CDU setzt durch: Bei der Volksabstimmung im Herbst dürfen nur deutsche | |
> Berliner über 18 mitmachen. | |
Bild: Noch vor der Abstimmung ein klares Statement | |
Berlin soll am 13. September über eine Olympiabewerbung abstimmen. Genauer | |
gesagt: Jene 2,5 Millionen Bürger, die auch bei einer Abgeordnetenhauswahl | |
mitstimmen dürfen, können das tun. Nicht dabei aber sind nichtdeutsche | |
Berliner und Jugendliche ab 16 Jahren, die die SPD mitstimmen lassen | |
wollte: Eine weitere halbe Million Menschen. | |
Einen solchen Gesetzentwurf, der nun ins Parlament geht, setzte Innen- und | |
Sportsenator Frank Henkel (CDU) am Dienstag im Senat gegen seinen | |
Koalitionspartner durch. SPD-Fraktionschef Raed Saleh zeigte sich | |
enttäuscht: „Ich bedauere den Beschluss des Senats sehr.“ | |
Zur Abstimmung kommt es, falls der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) | |
sich am 21. März auf Berlin und nicht auf Hamburg als Bewerberstadt für die | |
Spiele 2024 und möglicherweise auch 2028 festlegt. Abgabeschluss für die | |
Bewerbung beim Internationalen Olypischen Kommitee (IOC) ist der 15. | |
September, zwei Tage nach der Berliner Volksbefragung. Hamburg peilt jetzt | |
offenbar auch einen Termin im September an. | |
Der Innensenator begründete die Beschränkung auf deutsche Erwachsene damit, | |
dass die Verfassung mehr nicht her gebe. „Ich hätte mir persönlich eine | |
breitere Beteiligungsmöglichkeit gewünscht, sagte Henkel, der bei Jüngeren | |
größere Sportbegeisterung vermutete. „Aber ich kann mir den Teilnehmerkreis | |
nicht zurecht biegen, wie ich will, sondern bin an Recht und Gesetz | |
gebunden.“ Anders als bei Volksentscheiden ist keine Mindestzahl von | |
Ja-Stimmen nötig: „Mehrheit ist Mehrheit“, sagte Henkel. Das Ergebnis sei | |
nicht rechtlich bindend, aber politisch. | |
Der Entscheidung über die Bewerberstadt gehen Meinungsumfragen im Auftrag | |
des DOSB in beiden Städten voran. Der Grad der Zustimmung habe „eine sehr | |
entscheidende Bedeutung, sagte Sportbund-Präsident Alfons Hörmann am | |
Dienstag. Dass der unterlegene Bewerber der DOSB-Abstimmung als Ersatz | |
bereit steht, falls sich im September in der anderen Stadt die Ablehner | |
durchsetzen, ist nach Darstellung eines DOSB-Sprechers nicht denkbar. | |
Die Volksbefragung soll nicht Teil einer Verfassungsänderung sein, die es | |
grundsätzlich erlauben würde, die Bürger vorab über Großprojekte abstimmen | |
zu lassen. Eine solche Möglichkeit hatte sich etwa Ex-Regierungschef Klaus | |
Wowereit wiederholt gewünscht. „Die Verfassung ist für mich der falsche Ort | |
für so eine einmalige Entscheidung“, sagte Henkel. | |
Grüne, Linkspartei und Piraten hielten Henkel vor, damit eine „Lex Olympia“ | |
zu schaffen. Sie hätten schon früh und mehrfach Gespräche über eine | |
Verfassungsänderung angestoßen. SPD und CDU hätten diese jedoch im Sande | |
verlaufgen lassen. Im Ergebnis gebe es nun „Volksentscheide von oben“. Auch | |
sie kritisieren, dass weder Unter-18-Jährige noch Nichtdeutsche mitstimmen | |
dürfen: „Der Senat hat die Chance für ein wichtiges Signal vertan – dass … | |
alle Berlinerinnen und Berliner ernst nimmt“, äußerten sich die drei | |
Oppositionsfraktionen unisono. Als Konsequenz kündigten sie einen eigenen | |
Gesetzentwurf an. | |
Das Bündnis „NOlympia“, das eine Bewerbung ablehnt, sieht in dem | |
Abstimmungstermin einen „Blindflug“, weil Bedingungen und Kosten vor der | |
Vergabe der Spiele noch offen sind. Das IOC will die Entscheidung im Sommer | |
2017 treffen. | |
20 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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