# taz.de -- Bewerbungsdebatte im Parlament: Für Olympia erst auf Nachfrage | |
> Den Pro-Bewerbungs-Button trägt zu Sitzungsstart nur CDUler Frank Henkel. | |
> Fünf von acht Senatskollegen folgen nach Grünen-Kritik – nicht aber der | |
> Regierende. | |
Bild: Sportsenator Frank Henkel (CDU, links) bekennt sich mit dem rot-weißen O… | |
Viel hat Anja Schillhaneck schon vom Senat gefordert. Doch noch nie hat | |
Kritik der Grünen-Abgeordneten so unmittelbare Wirkung gehabt wie an diesem | |
Donnerstag. Das sehe ja nicht nach klarem Bekenntnis des Senats für Olympia | |
aus, mokiert sich die Grüne im Landesparlament, nur Sportsenator Frank | |
Henkel (CDU) trage einen Pro-Olympia-Anstecker – „ansonsten ist es da ein | |
bisschen nackig am Revers“. Da Satz ist kaum verklungen, da kramt der | |
Finanzsenator in seiner Tasche, da eilt die Bildungssenatorin zur | |
SPD-Fraktion, um Anstecker zu besorgen. Und Mario Czaja (CDU) schreitet | |
quer durch den Saal, um SPD-Kollegin Dilek Kolat einen Button anzuheften. | |
Olympia steht an diesem Vormittag gleich zu Beginn der Plenarsitzung auf | |
der Tagesordnung. Olympia und wie die Berliner darüber abstimmen sollen: | |
Henkel will eine einmalige Volksbefragung, die nicht rechtlich, aber | |
politisch bindend ist. Die Opposition hingegen hat auf den letzten Drücker | |
Anträge für eine Verfassungsänderung eingereicht, weil sie Henkels Weg für | |
rechtswidrig hält. | |
Nach Schillhanecks Drängen und vor allem Czajas Intervention steht es rein | |
optisch im Senat schließlich 6:3 für Olympia. Keinen dieser Buttons tragen | |
die CDUler Cornelia Yzer und Thomas Heilmann – und der Regierende | |
Bürgermeister Michael Müller (SPD). Yzer wolle sich mit dem Anstecker nicht | |
den Anzug kaputt machen, vertraut Czaja der taz an. Und Heilmann lässt | |
ausrichten, er trage nie Buttons. | |
Und der neue Regierungschef? Dem fehle mitnichten die Begeisterung, | |
versichert sein Sprecher – „bei Veranstaltungen dazu trägt er den Anstecker | |
ja“. Hier aber habe Müller Schillhanecks Beitrag nicht noch adeln wollen. | |
Dabei hat die Grüne nur aufgegriffen, was von der Zuschauertribüne alle | |
sehen können. Von den Ansteckern, die vor Sitzungsbeginn in einer Schachtel | |
durch die Reihen gehen, landen nicht nur bei den Senatsmitgliedern, sondern | |
auch in der SPD-Fraktion viele nur auf dem Tisch und nicht an der Kleidung. | |
Geredet wird auch noch an diesem Vormittag. Jedoch noch mehr aneinander | |
vorbei als sonst. Wozu allerdings die Verquickung der Themen Olympia und | |
Verfassungsänderung einlädt. SPD und CDU werben für die Spiele, die | |
Oppositionsredner für das von ihnen gewünschte Verfahren zu mehr | |
Bürgerbeteiligung. Eindruck macht dabei nicht allein Schillhaneck, sondern | |
auch SPDler Dennis Buchner, in den ersten Jahren von Rot-Schwarz wenig | |
beachtet, inzwischen aber durch die Diskussion um Bäder und Olympia | |
bekannter geworden und seit Herbst Landesgeschäftsführer der SPD. Neidvoll | |
schaue man nach Hamburg, sagt Buchner. Nicht wegen einer tollen Bewerbung, | |
„sondern weil die eine politisch verantwortungsvolle Opposition haben, die | |
den Sport nicht für parteitaktische Spielchen missbraucht“. Totalopposition | |
wirft er der Linken vor. „Das ist politisch unglaublich doof, was Sie da | |
machen.“ Merklich sauer kommt später in einer Sitzungspause | |
Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop vor dem Plenarsaal auf ihn zu und | |
beschwert sich über seine Attacke. | |
Dabei hat vorher Klaus Lederer, Landeschef und Rechtsexperte der | |
Linkspartei, auch gut ausgeteilt. Den Senat hält er schon mit dem | |
Alltagsgeschäft für überfordert und für unfähig, Olympische Spiele | |
auszurichten: „Sie können nicht kochen, verschicken aber schon weltweit | |
Einladungen für ein Gala-Diner.“ CDU-Mann Tim-Christopher Zeelen zitierte | |
daraufhin: „Wenn sich der DOSB für eine deutsche Olympia-Bewerbung | |
entscheidet, steht Berlin für eine Kandidatur bereit.“ Das stehe im | |
Koalitionsvertrag, sagt Button-Träger Zeelen – in dem von 2006 zwischen | |
Linkspartei und SPD. | |
29 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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