# taz.de -- Bode Miller bei der Alpinen Ski-WM: Er rast schon wieder | |
> Bode Miller ist nach einer Bandscheibenoperation noch nicht gut für eine | |
> Medaille. Die Aufregung der US-Medien um ihn ist trotzdem groß. | |
Bild: Bode Miller vor einem Jahr beim World Cup in Lenzerheide. | |
VAIL taz | Der Blick auf den Fernseher war eher eine Verlegenheit. Bode | |
Miller interessierte sich nicht wirklich dafür, was beim Abfahrtstraining | |
der Frauen passierte, aber der amerikanische Skirennfahrer musste sich mit | |
seinen Kollegen vom US-Team die Zeit vertreiben. Fast gelangweilt schaute | |
er auf den Bildschirm, ehe er erlöst wurde. | |
Bode Miller kann nicht besonders gut verbergen, wenn ihn etwas nervt. Er | |
wirkte bei der anschließenden Pressekonferenz noch ein bisschen mürrischer | |
als eh schon. So gesehen hat er die Situation am Montagnachmittag ganz gut | |
gelöst. Denn er hätte aus Protest auch seine Sonnenbrille aufbehalten | |
können, um sein Desinteresse zu demonstrieren, oder später die Fragen nach | |
seiner Fitness, dem Rücken oder seinen Zielen bei der alpinen Ski-WM sehr | |
viel unfreundlicher beantworten können. | |
Aber vielleicht ist der 37-Jährige einfach nur froh, überhaupt dabei zu | |
sein und sowohl am Mittwoch im Super-G als auch am Samstag in der Abfahrt | |
starten zu können. Denn beinahe wäre es mit der WM in diesem Jahr nichts | |
geworden. Mitte November hatte er sich einer Bandscheibenoperation | |
unterziehen müssen. Doch gut sechs Wochen später raste er schon wieder in | |
Renntempo Skipisten hinunter. Die Trainingsläufe in Wengen und Kitzbühel | |
seien „der letzte Schritt“ gewesen, sagt Miller. Nun fühle er sich gut | |
genug, „um auf das Gaspedal zu treten und Rennen zu fahren. Ich bin | |
bereit“, wenngleich noch nicht bei 100 Prozent. „Aber der Rücken schmerzt | |
nicht mehr.“ | |
Auf der „Birds of Prey“, jener Piste, auf der die Männer-Wettbewerbe bei | |
diesen Titelkämpfen ausgetragen werden, hat Miller bereits viermal | |
gewonnen, das letzte Mal vor gut drei Jahren. „Es ist einer der Berge, der | |
sich gut anfühlt“, findet er. Für ihn ist die WM so etwas wie eine kleine | |
Zeitreise. Wie der Kroate Ivica Kostelic und Benjamin Raich aus Österreich | |
bestritt auch Miller vor 16 Jahren in Vail seine ersten Titelkämpfe. Der | |
damals 21-Jährige wurde Achter im Slalom, „für mich war das zu dieser Zeit | |
sehr gut“, erinnert er sich. Außerdem startete er 1999 im Super-G ( 26.) | |
und Riesenslalom (18.). | |
## „Klar gehe ich auf das Ende meiner Karriere zu“ | |
Damals hießen die Stars der WM Hermann Maier und Lasse Kjus, der Norweger | |
holte in fünf Wettbewerben fünf Medaillen und war nie schlechter als | |
Zweiter. Millers große Zeit kam später. Er wurde viermal Weltmeister, holte | |
sechs olympische Medaillen, darunter eine goldene, und ist noch immer einer | |
der außergewöhnlichsten Skirennläufer im Weltcup. Ob diese WM nun seine | |
letzte sein wird und er sich demnächst ganz dem Geschäft mit Rennpferden | |
widmet, hat er noch nicht entscheiden. „Klar gehe ich auf das Ende meiner | |
Karriere zu“, weiß Miller. „Doch ich liebe diesen Sport, ich liebe es noch | |
immer, Rennen zu fahren.“ | |
Bei den Titelkämpfen in Vail und Beaver Creek gehört Bode Miller nicht zum | |
Kreis der Favoriten. Andere aus seiner Mannschaft haben da bessere | |
Aussichten auf Edelmetall. Travis Ganong oder Steven Nyman, die beide in | |
diesem Winter bereits je eine Abfahrt gewannen, oder Ted Ligety, der | |
Titelverteidiger im Super-G und Riesenslalom. Trotzdem findet der | |
Alpindirektor des US-Teams, Patrick Riml: „Es ist fantastisch, Bode in der | |
Mannschaft dabeizuhaben.“ | |
Vielleicht auch, weil Miller viel Aufmerksamkeit in den kommenden Tagen auf | |
sich ziehen wird, und das nicht schaden kann. Denn die amerikanischen | |
Skirennläufer sind es nicht gewohnt, dass sich bei Weltmeisterschaften | |
alles um sie dreht. Wenn sie in Europa um Medaillen kämpfen, ist das | |
Interesse in der Heimat nicht besonders groß. Sie profitieren oft davon, | |
keinen hohen öffentlichen Erwartungsdruck zu spüren. In Vail ist das nun | |
etwas anders, denn zum ersten Mal werden in den USA alle WM-Rennen live im | |
Fernsehen übertragen, das Interesse der amerikanischen Medien ist insgesamt | |
ungewöhnlich groß. | |
Bode Miller kümmert das allerdings in etwa so viel wie das Abfahrtstraining | |
der Frauen. Also gar nicht. | |
4 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Elisabeth Schlammerl | |
## TAGS | |
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Felix Neureuther | |
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