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# taz.de -- Sportbegeisterte Frauen im Iran: Der Weg ins Stadion ist noch weit
> Im Iran wird darüber diskutiert, ob Frauen Sportwettbewerbe besuchen
> dürfen. Volleyball könnte bald gehen, Fußball wohl eher nicht.
Bild: Muss draußen bleiben: fußballverrückte Frau in Teheran.
Wird iranischen Frauen der Zutritt zu Sportstadien nun endlich erlaubt oder
nicht? Das ist trotz unterschiedlicher offizieller Ankündigungen immer noch
nicht klar. Das Zutrittsverbot wurde trotz häufiger Proteste im In- und
Ausland bislang aufrechterhalten. Selbst ein Versuch des damaligen
Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, das Verbot aufzuheben, scheiterte wegen
des vehementen Widerstands der konservativen Geistlichkeit.
Im vergangenen Jahr hatte das Zulassungsverbot für Frauen dazu geführt,
dass Iran als Gastgeber für die internationale Volleyball-Meisterschaften
der Jugend nicht akzeptiert wurde. In den letzten Wochen spitzte sich die
Diskussion erneut zu. Anlass war der Protest des Fifa-Präsidenten Joseph S.
Blatter, der im Fifa-Wochenblatt das Zutrittsverbot für Frauen als
„inakzeptabel“ bezeichnet hatte. Er forderte die Verantwortlichen auf, die
Maßnahme zu beenden.
„Als ich im November 2013 Iran besuchte, fiel mir nicht nur die große
Begeisterung der Bevölkerung für Fußball auf. Ich stellte auch fest, dass
es ein Gesetzt gibt, das den Frauen den Zugang zu den Stadien verbietet“,
schrieb Blatter. Er habe Präsident Hassan Rohani gebeten, „mittelfristig
das inakzeptable“ Verbot aufzuheben. Aber seitdem sei nichts unternommen
worden. Dieser Zustand könne nicht fortdauern, erklärte Blatter. „Ich
fordere die Verantwortlichen auf, die Tore der Stadien für Frauen zu
öffnen.“
Der Präsident des iranischen Fußballverbands, Ali Kaffaschian, reagierte
auf die Äußerung Blatters mit der Aussage, das Frauenproblem sei „definitiv
lösbar“, sollte die Fifa Iran als Gastgeber des nächsten Asien Cup
akzeptieren. Es war nicht klar, wie Kaffaschian zu dieser Aussage gekommen
war, ohne für eine Entscheidung über das Verbot befugt zu sein.
Am 4. April erklärte der Vizeminister für Sport und Jugend, Abdolhamid
Ahmadi, der Rat der Nationalen Sicherheit habe einer Vorlage seines
Ministeriums zur Zulassung von Frauen zu Stadien zugestimmt. Der Rat ist
eine Abteilung des Innenministeriums. In der Vorlage seien „kulturelle,
soziale und religiöse Aspekte“ berücksichtigt worden, sagte Ahmadi.
Konkrete Einschränkungen nannte er nicht. Er sagte nur, es gebe bestimmte
Sportarten, an denen die Teilnahme der Frauen weder von den Familien
gewünscht werde noch möglich sei. „Denn einige dieser Sportarten sind
männlich.“
## Anwesenheit von Frauen „nicht notwendig“
Am nächsten Tag folgte ein Dementi des Nationalen Sicherheitsrats. Der
Pressesprecher des Innenministeriums, Babak Dinparast, erklärte, der Rat
habe über die Zulassung von Frauen zu den Stadien nichts beschlossen. Am 6.
April erklärte die Vizepräsidentin für Angelegenheiten von Frauen und
Familien, Schahindocht Mollawerdi, es habe im Innenministerium mehrere
Sitzungen über eine Vorlage zur Teilnahme von Frauen an Volleyball-Spielen
gegeben. Die Vorlage sei nun genehmigt, aber noch nicht offiziell
angekündigt worden.
In der Vorlage würden nicht alle Sportarten gleich behandelt, denn sie
seien verschieden, sagte Mollawerdi. Bei manchen sei die Anwesenheit von
Frauen „nicht notwendig“. Das gelte für Sportarten wie Schwimmen, Boxen und
Fußball. Hingegen sei der Zugang von Frauen zu Volleyball-, Basketball- und
Tennis-Wettkämpfen frei. Man sei nun übereingekommen, dass es für die
Zulassung von Frauen zu den Stadien keinerlei religiöse Hindernisse gebe.
Es gebe nun eine entsprechende Rangliste unterschiedlicher Sportarten, die
von einem Gremium, bestehend aus Vertretern des Sportministeriums, des
Innenministeriums und des Präsidialamts, genehmigt worden sei, sagte
Mollawerdi.
Aus welchen Gründen die Teilnahme an Volleyball- und Basketball-Spielen
erlaubt, aber an Fußball-Spielen verboten sein soll, sagte Mollawerdi
nicht. Offenbar haben sich die ideologischen Hardliner wieder einmal gegen
die Reformer durchgesetzt. Wie die Fifa auf diese Entscheidung reagieren
wird, ist noch ungewiss. Sicher ist, dass das Thema weiter in der
Islamischen Republik für kontroverse Diskussionen sorgen wird.
12 Apr 2015
## AUTOREN
Bahman Nirumand
## TAGS
Joseph Blatter
Schwerpunkt Sport trotz Corona
Frauen
Schwerpunkt Iran
Gedöns
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