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# taz.de -- Viertelfinale Champions League: Ein bisschen Brasilien in Bayern
> 6:1! Der FC Bayern München hat trotz schlechter Ausgangslage den FC Porto
> besiegt und steht im Halbfinale der Champions League.
Bild: Zwie erhobene Zeigefinger? 1:1? Ach was, Pep Guardiola konnte zufrieden s…
MÜNCHEN taz | Bayern-Trainer Pep Guardiola wirkte nervös in jener 72.
Minute, ein bisschen zappelig – und irgendwie unzufrieden mit dem Spiel,
das er da gerade von seiner Mannschaft serviert bekam. Dabei stand es 5:0
für den FC Bayern. Gegen einen FC Porto, der in der ersten Halbzeit
regelrecht filetiert worden war.
Erinnerungen an das WM-Halbfinale zwischen Brasilien und Deutschland wurden
wach. Den Torreigen hatte Thiago per Kopf eröffnet (14. Minute). Dann
trafen Boateng (22.), Lewandowski (27.), Müller (36.) – er ist mit 27 Toren
nun der erfolgreichste Champions-League-Torjäger eines Teams aus
Deutschlands vor Mario Gomez – und wieder Lewandowski (40.).
Auf die Brasilien-Doublette angesprochen, antwortete Philipp Lahm: „Ne, an
Brasilien habe ich überhaupt nicht gedacht.“ Es fand schließlich nur ein
Viertelfinale statt, und kein Halbfinale. Und es war auch kein WM-Spiel,
sondern nur eines von vielen in der Champions League. So gesehen ist ein
5:0 zur Halbzeit, Endstand 6:1 (nicht mal 7:1!), dann doch nicht so
überraschend. Oder?
Zur etwas besseren Einordung, welch grandiosen Europapokalabend die 70.000
Zuschauer in der ausverkauften Münchner Arena erlebt hatten, sei an das
Hinspiel erinnert: [1][Mit 1:3 hatten das die Bayern gegen Porto verloren.]
Rund um die Säbener Straße war ein gewisser Druck entstanden, die Medien
hatten bereits zu einer lästigen Alles-Hinterfragerei angesetzt.
Natürlich hing das auch mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zusammen, dem
Bayern-Arzt, der nach dem Hinspiel in Porto [2][kein Bayern-Arzt mehr sein
wollte.] Und schließlich existierte noch eine beunruhigende Statistik. Sie
besagte, dass die Bayern in bislang vier Versuchen auf europäischer Ebene
immer daran gescheitert waren, im Rückspiel einen Zwei-Tore-Rückstand aus
dem Hinspiel wettzumachen.
Hätten sie es dieses Mal wieder nicht geschafft, wäre es für Guardiola
ausgerechnet nach seinem 100. Pflichtspiel als Bayern-Trainer
[3][ungemütlich geworden.] Zwar betont man in München gerne, dass die
deutsche Meisterschaft der wichtigste Titel sei. Als größere
Herausforderung gilt aber die Champions League. Dort vorzeitig im
Viertelfinale gegen einen Gegner zu scheitern, der nicht Real Madrid oder
FC Barcelona heißt, hätte das bajuwarische Selbstverständnis, eine
europäische Fußballmacht zu sein, schwer angekratzt.
Angesichts dieser schier erdrückenden Sachlage sollte man also meinen, dass
eine 5:0-Führung nach 72 Minuten jeden Trainer der Welt durchaus zufrieden
stellt. Aber Pep Guardiola ist eben kein Allerweltstrainer, höchstens ein
Welttrainer. Deshalb lehnte er sich nicht glückselig auf seinem Sitzplatz
zurück als die 72. Minute lief. Er zitierte stattdessen die Spieler Lahm,
Thiago, Müller und Götze an die Seitenlinie und redete wie besessen auf sie
ein.
Auf der Pressekonferenz erklärte er danach seine Gründe: „Klar, Porto
brauchte noch drei Tore, aber in der Champions League kann alles passieren.
Wir mussten schauen, dass wir das Spiel wieder kontrollieren. Der Gegner
hatte das System gewechselt, Porto war da viel besser. Das müssen wir
sofort verstehen.“
Tatsächlich traf Portos Kapitän Jackson Martínez nur drei Minuten nach
Guardiolas Anweisungen zum 1:5. Nichts war es mit sofort verstehen. Dass
sich Martínez bei seinem Tor im Abseits aufhielt, verstand nicht mal der
Linienrichter. Das kommt hin und wieder mal vor. Nur flimmerte eine
Wiederholung des Treffers unmittelbar danach über die Anzeigentafel. 70.000
stellten fest: Aha, Abseits. Sauerei!
Wütende Pfiffe folgten – dann wurde es kurios. Weil der Videobeweis im
Fußball nicht erlaubt ist, streute die Regie für wenige Sekunden einfach
eine Störung ein. Anschließend war Marténez' Tor nur noch aus einer
Perspektive heraus zu sehen, aus der man keine Abseitsposition mehr
erkennen konnte.
Abgesehen davon, funktionierte aus Bayern-Sicht aber alles reibungslos.
Auch Guardiolas Anweisungen fruchteten noch. Mehr als eine gute
Martínez-Chance (77.) ließ München nicht zu und kam seinerseits durch einen
herrlichen Alonso-Freistoß zum 6:1-Endstand (88.). Ein bisschen
Zufriedenheit dürfte der Welttrainer dann doch verspürt haben.
22 Apr 2015
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## AUTOREN
David Joram
## TAGS
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