| # taz.de -- Olympiasiegerin Nasse-Meyfarth: "Ich fühlte mich nie bedroht" | |
| > Dass Journalisten strengere Sicherheitskontrollen durchlaufen als andere | |
| > Besucher, findet die zweifache Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth | |
| > nicht erforderlich. | |
| Bild: Ulrike Nasse-Meyfarth auf einem Foto von früher (1997) vor einem Foto vo… | |
| taz: Frau Nasse, wie sicher fühlen Sie sich, wenn sie sportliche | |
| Großereignisse besuchen? | |
| Ulrike Nasse: Ich muss da an die Spiele in Athen 2004 denken. Damals wurde | |
| ja über mögliche Anschläge von Terroristen gesprochen. Über der Stadt | |
| schwebte immer ein Zeppelin, der alle Einrichtungen überwachen sollte. Ich | |
| war fast jeden Tag in irgendeinem Stadion und habe mich eigentlich | |
| wohlgefühlt. Ich glaube, man blendet das völlig aus. | |
| Denkt ein Sportler an mögliche Bedrohungen, wenn er ein voll besetztes | |
| Stadion betritt? | |
| Ein Sportler empfindet diesen Moment eher als gerechten Lohn für die | |
| Trainingsarbeit. Da gibt es in dem Moment keine Angst. Wenn man sich als | |
| Zuschauer Sorgen macht, was in so einer Situation passieren könnte, sollte | |
| man vielleicht lieber zu Hause bleiben. Aber ich denke, viele Leute blenden | |
| das aus und fühlen sich sicher und geschützt. | |
| Müssen sich Sportler auch einem Sicherheitscheck unterziehen? | |
| Das ist schon lange so. Wenn man durch eine Tür ins Stadion möchte, wird | |
| man kontrolliert. Das ist wie am Flughafen. Da muss man sich eben genug | |
| Zeit nehmen und entsprechend früher anreisen. In Athen ging das alles sehr | |
| zügig. Ich sehe darin grundsätzlich kein Problem. Eine Kontrolle über sich | |
| ergehen zu lassen nimmt man in Kauf. Das bringt einem mehr Sicherheit. | |
| Sie fühlen sich dadurch also sicherer? | |
| Ja, ich denke, schon. | |
| Wie war das denn 1972 in München, als Sie zum ersten Mal Olympiasiegerin | |
| wurden? | |
| Damals gab es solche Kontrollen gar nicht. | |
| Die Spiele wurden überschattet von der Terroraktion im Olympischen Dorf, | |
| bei der elf israelische Olympiateilnehmer getötet wurden. Wie haben Sie das | |
| als Sportlerin wahrgenommen? | |
| Davon habe ich auch nicht viel mehr mitbekommen, als die Menschen im | |
| Fernsehen sehen konnten. Ich habe mich dann von den Häusern ferngehalten, | |
| in denen das Attentat stattgefunden hatte. Das alles war ja unmittelbar | |
| nach meinem Olympiasieg. Da ist man in einer merkwürdigen Stimmung. | |
| Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Das war schon eine seltsame | |
| Situation. | |
| Sind in der Folge die Sicherheitsvorkehrungen ausgeweitet worden? | |
| In Montreal 1976 fing das an. München war sicher dafür ausschlaggebend, | |
| dass die Kontrollen verstärkt wurden. In Los Angeles 1984 wurde dann schon | |
| sehr genau kontrolliert. Da sind die Amis ja eh rigoros. | |
| Hat Sie das genervt? | |
| Damit muss man leben. So wie man es auf dem Flughafen hinnimmt, dass die | |
| Kontrollen rigoroser werden, wenn irgendwo ein Attentat verübt wurde. | |
| Journalisten besonders gründlich zu untersuchen, kann dies der Sicherheit | |
| dienen? | |
| Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Veranstaltung sicherer wird, wenn | |
| die Kontrollen bei Journalisten über das hinausgehen, was ohnehin jeder | |
| Besucher über sich ergehen lassen muss. Wenn etwas wirklich dazu dient, den | |
| Terrorismus zu bekämpfen, muss man schon mit Einschränkungen leben, um der | |
| Lage Herr zu werden. Dass es sinnvoll ist, da vor allem auf Journalisten | |
| abzuzielen, das kann ich mir nicht vorstellen. | |
| Haben Sie sich jemals von Journalisten bedroht gefühlt? | |
| Ich habe mich von der Yellow Press vielleicht einmal belästigt gefühlt, | |
| aber bedroht fühlte ich mich noch nie. | |
| INTERVIEW: ANDREAS RÜTTENAUER | |
| 13 Aug 2009 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Rüttenauer | |
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