# taz.de -- Obama: Berlin dreht sich um Obama | |
> Wenn US-Präsidentschaftsanwärter Barack Obama am Donnerstag vor der | |
> Siegessäule seine lang erwartete Rede hält, ist Kritik unerwünscht | |
Bild: Barack Obama | |
Innerhalb der USA garantiert der erste Verfassungszusatz nahezu | |
uneingeschränkte Redefreiheit. Dort dürfen etwa Neonazis mit | |
Hakenkreuzarmbinden demonstrieren, den Holocaust leugnen und "Mein Kampf" | |
von Adolf Hitler verteilen. Doch wenn der Möchtegernpräsident Barack Obama | |
(Demokraten) am Donnerstag an der Siegessäule spricht, will er die Meinung | |
des Publikums nicht wissen: "Plakate oder Transparente sind nicht | |
gestattet", heißt es auf der Website Obamas. | |
Kritik an ihm könnte es etwa geben, weil Obama mehr europäische Soldaten in | |
Afghanistan verlangt. Aber Kritik soll nicht die Bilder trüben, die der | |
Kandidat ab 19 Uhr bei seiner Rede über den großen Teich an sein Wahlvolk | |
senden will. | |
Das Plakatverbot wird von der SPD "ausdrücklich sehr bedauert", heißt es in | |
einer Mitteilung, mit der die Zentrale des Landesverbands die | |
Parteimitglieder zur Teilnahme an der Veranstaltung aufruft. Die Aktivisten | |
der Naturschutzorganisation WWF werden vor die Absperrungen ausweichen. Sie | |
wollen Obama austricksen und setzten auf T-Shirts statt Plakate: 2.000 | |
eigens gedruckte Hemden will WWF an die Besucher verteilen. Darauf zu sehen | |
ist ein Eisbär, der mit den Worten "Yes, You Can!" den | |
Präsidentschaftskandidaten auffordert, sich stärker für den Klimaschutz | |
einzusetzen. Von der globalisierungskritischen Bewegung bis in die | |
antimilitaristische Szene sind dagegen bislang noch keine Veranstaltungen | |
für Donnerstag angekündigt. | |
Die Polizei ist dennoch mit einem großen Aufgebot dabei: 700 Beamte sind am | |
Donnerstag im Einsatz, 400 am Freitag - hauptsächlich, um Obama vor | |
Anschlägen zu schützen. Es gilt Gefährdungsstufe 2 - ähnlich wie bei | |
Veranstaltungen von Kanzlerkandidaten im Bundestagswahlkampf. Die Kosten | |
für den Polizeieinsatz trägt die öffentliche Hand - das ist auch bei | |
anderen größeren Privatveranstaltung wie etwa bei den Fußballspielen von | |
Hertha BSC der Fall. Zur genauen Höhe der Kosten mochte sich die Polizei | |
nicht äußern. Nach der Faustformel, wonach ein Polizist pro Stunde 20 Euro | |
kostet, ergibt sich jedoch eine Summe von mehreren hunderttausend Euro. Die | |
Kosten für die Absperrung, die Einlasskontrollen und die Rednertribüne | |
zahlt dagegen Obama aus seiner Wahlkampfkasse. | |
Obamas Tribüne wird direkt nördlich von der Siegessäule aufgebaut, sodass | |
er in Richtung Brandenburger Tor spricht. Die Straße des 17. Juni wird mit | |
Zäunen abgeriegelt, Einlass gibt es ab 16 Uhr, drei Stunden später soll die | |
Rede beginnen. Damit Obama auch von weiter hinten aus zu sehen ist, werden | |
wie zur EM mehrere große Leinwände aufgebaut. Die ARD überträgt die Rede | |
live. Von Mittwochmorgen an ist die Straße des 17. Juni gesperrt. | |
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) unterbricht extra | |
für den Obama-Besuch seinen Urlaub in Griechenland - ein Termin für ein | |
Treffen steht allerdings noch nicht fest. | |
22 Jul 2008 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
Martin Kaul | |
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