| # taz.de -- Die taz im Radio: Der einzigartige Sound der taz | |
| > Man braucht ein unabhängiges Webradio, eine Radiolegende, eine | |
| > außergewöhnliche Musikredaktion und fertig ist die Radioshow der taz – | |
| > fast. | |
| Es gibt einen Mitarbeiter der taz, der seit Jahren davon erzählt, dass er | |
| gerne ein „taz-Radio” hätte. Es ist Christian Specht, unter anderem als | |
| zeichnender Kolumnist für das Ressort taz2 tätig. Als die taz plante, mit | |
| dem Autor und Radio-DJ Klaus Walter und dem Hamburger Internetradio | |
| [1][ByteFM] eine wöchentliche Radiosendung zu machen, war Christian Specht | |
| skeptisch. | |
| ## Keine Volksmusik | |
| Es war nicht das Radio, wie er es sich vorgestellt hatte. Er hätte gern ein | |
| Lokalradio aus Kreuzberg, in dem ausschließlich über politische | |
| Stadtteilbewegungen geredet und Volksmusik gespielt wird, das er auf seinem | |
| alten Radiogerät empfangen könnte. Für das Internetradio brauche er ja | |
| nunmal Internet, das habe er nicht. | |
| Nun, nach über einem halben Jahr taz.mixtape ist Christian Specht | |
| zufrieden. Er hat sich die Magazinsendung, in der die taz-Texte zu Pop und | |
| Musikkultur aus der zurückliegenden Woche jeweils am Freitag vorgestellt, | |
| von den Autoren vorgelesen, diskutiert und mit entsprechender Musik hörbar | |
| gemacht werden, ein paar Mal angehört und fand es „okay”. Wer es nicht | |
| weiß: Christian Specht ist amtlich anerkannter Analphabet und | |
| Politaktivist. | |
| ## Freitags um 17 Uhr | |
| Aber auch taz-Redakteure mit Internetanschluss brauchten eine Weile, bis | |
| sie die Sendung zum ersten Mal hörten, denn man muss halt freitags um 17 | |
| Uhr im Internet sein. Wer das nicht ist, kann allerdings Mitglied des | |
| Vereins „Freunde von ByteFM” werden. Für gerade mal 50 Euro Jahresbeitrag | |
| unterstützt man damit dieses vollständig werbefreie Radio und kann alle | |
| seine Sendungen jederzeit im Archiv nachhören. | |
| Wer die Sendung taz.mixtape bis jetzt hörte, war begeistert – selbst | |
| Redakteure, die ähnlich wie Christian Specht, nicht allzugroße Freunde der | |
| Popmusik sind. Rückmeldungen, die wir von Hörern der Sendung erhielten, | |
| waren überwältigend gut. „Weiter so”. „Endlich!” „Ihr habt euch den… | |
| Moderator geangelt, den man im deutschen Radio kriegen kann.” | |
| ## Eine überraschende Hörstunde | |
| Der Moderator ist Klaus Walter. Aber er ist eigentlich mehr als der | |
| Moderator. Aus dem, was ihm die taz jede Woche anbietet, komponiert er eine | |
| für alle immer wieder überraschende Hörstunde, nach der man, selbst wenn | |
| man alle Texte vorher gelesen hat, nochmal ganz anders über das Gelesene | |
| nachdenkt. | |
| Wir Zeitungsmacher jedenfalls sind sehr zufrieden. Und der Gründer und | |
| Geschäftsführer von ByteFM, Ruben Jonas Schnell, ist es auch: „Wir sind | |
| sehr glücklich über die Zusammenarbeit und finden immer mehr, dass die taz | |
| und ByteFM vom Spirit aber auch in Bezug auf die Inhalte perfekt | |
| zusammenpassen. Zumal einige KollegInnen von ByteFM auch für die taz | |
| schreiben und es viele andere Berührungspunkte gibt.” | |
| ## Zufrieden und unzufrieden | |
| Das freut uns. Und was sagt Klaus Walter, der Experte, der seit über 30 | |
| Jahren Popmusiksendungen im Radio macht? „Nach einem halben Jahr | |
| taz.mixtape bin ich zufrieden und unzufrieden”, konstatiert er. „Sehr | |
| zufrieden mit dem Einsatz des Musikredakteurs Julian Weber und den | |
| taz-AutorInnen, die alle unbezahlt mitarbeiten, ihre Texte sprechen und | |
| dafür quer durch die Stadt ins Berliner Studio kommen oder ihre Beiträge | |
| per Home-Recording produzieren.” | |
| Und genau hier sieht Klaus Walter Verbesserungsbedarf: „Unzufrieden bin ich | |
| über die Low-Budget-Produktion. Mit den schlechten Aufnahmemöglichkeiten | |
| der Autoren können wir leider nicht das Beste aus den guten Texten | |
| rausholen. Trotzdem funktioniert die spezielle Idee des taz.mixtape schon | |
| ganz gut. Es sollte ja darum gehen, die Popthemen der taz in einem Magazin | |
| abzubilden und die Qualitäten des Musikteils zu betonen. Der ist meiner | |
| Ansicht nach der beste unter den deutschsprachigen Tageszeitungen, weil er | |
| sich eine Vielfalt an Themen leistet, die man weder in der SZ noch in der | |
| FAZ oder sonst wo findet. Und weil er – ähnlich wie das Filmressort der taz | |
| – auch nicht vor spezielleren Diskursen zurückschreckt. Diese Qualitäten | |
| kommen im taz.mixtape ganz gut zur Geltung, auch wenn schon mal ungeübte | |
| SprecherInnen Texte vortragen, die nicht per se fürs Radio geschrieben | |
| wurden. Andererseits habe ich viele Rückmeldungen bekommen, denen das | |
| Patchwork der Stimmen und Themen gefällt. Und viele Leute, die die taz | |
| nicht regelmäßig lesen, sind erstaunt über das breite Spektrum der | |
| Popthemen in der taz.” | |
| ## Eine Engelsgeduld | |
| Das Berliner Studio von ByteFM gibt es erst seit 2013. Ohne dieses wäre das | |
| taz.mixtape wohl kaum möglich. Denn die Autoren nutzen das Studio auch zum | |
| Einlesen ihrer Texte. Oliver Stangl, der das Studio leitet und selbst | |
| Sendungen bei ByteFM moderiert, und seine Kollegin Diviam Hoffmann machen | |
| mit den Autoren Termine aus und haben eine Engelsgeduld mit den | |
| Laiensprechern. Oft müssen Passagen zig Mal gelesen werden. Die beiden | |
| geben wertvolle Tipps und hin und wieder sogar eine Empfehlung, welche | |
| Wörter man beim Lesen besser weglässt, damit das Ganze einen Flow bekommt. | |
| Die taz hofft weiter auf eine gute Zusammenarbeit mit Byte FM und hofft, | |
| dass auch die taz-Hörer mehr werden. | |
| DORIS AKRAP, 40, ist Redakteurin der taz.am wochenende | |
| 13 Oct 2014 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.byte.fm/ | |
| ## AUTOREN | |
| Doris Akrap | |
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