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1938 - Schiff ohne Klassen - Die Wilhelm Gustloff
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9000 Tote auf einen Schlag
Sie war das groe te Kreuzfahrtschiff der Welt, und ihr
Untergang gilt als groe te Katastrophe der
Seefahrtsgeschichte. Dennoch blieb das Schicksal der
"Wilhelm Gustloff" im Gegensatz zu dem der "Titanic"
lange unbeachtet - weil die Opfer Deutsche waren. Auf der
Flucht vor der heranrueckenden Roten Armee hatten Anfang
1945 rund 10 000 Menschen, hauptsaechlich Frauen und
Kinder, ihre Hoffnung auf den ehemaligen Feriendampfer
der NS-Organisation "Kraft durch Freude" (KdF) gesetzt.
Das Schiff, 1937 vom Stapel gelaufen, trug den Namen des
Schweizer NSDAP-Landesgruppenleiters. Der war im Februar
1936 von dem juedischen Studenten David Frankfurter in
Davos ermordet worden.
Die "Wilhelm Gustloff", 25 000 Bruttoregistertonnen gro ,
fuhr zunaechst Urlauber in den Atlantik, nach Norwegen
und Schweden, in die Nord- und Ostsee. Im KdF-Rahmen
konnten sich erstmals auch deutsche Arbeiter und kleine
Angestellte Kreuzfahrten und Fernreisen leisten. Das
wurde im In- und Ausland als eine der sozialpolitischen
Gro taten des Dritten Reiches bewundert. Der Zweite
Weltkrieg beendete jaeh den gerade in Schwung gekommenen
Volkstourismus. Aus der praechtigen "Wilhelm Gustloff"
wurde ein Lazarettschiff. 1945 lag es in Gotenhafen
(polnisch heute "Gdynia") an der Danziger Bucht. Es
sollte nun auf Befehl von Gro admiral Karl Doenitz
Fluechtlinge ueber die Ostsee nach Westen in Sicherheit
bringen ("Operation Hannibal").
Auch Retter beschossen
Drei Torpedoschuesse des sowjetischen U-Boots "S 13"
besiegelten aber am 30. Januar 1945 das Schicksal der
"Gustloff" auf schreckliche Weise. Die meisten
Fluechtlinge gingen mit dem sinkenden Schiff unter oder
erfroren innerhalb weniger Minuten in der eiskalten
Ostsee. 937 Menschen konnten gerettet werden, weil sich
zwei deutsche Torpedoboote trotz der U-Boot-Warnung an
die Untergangsstelle wagten und dort Schiffbruechige
unter hoechstem Risiko aufzunehmen vermochten. Auch sie
wurden von dem Sowjet-U-Boot beschossen.
In frueheren Veroeffentlichungen ist von 5000 bis 6000
Toten die Rede. Nach neuerem Forschungsstand wird aber
von 9000 Todesopfern ausgegangen.
Obwohl es sich um ein offenkundiges Kriegsverbrechen an
wehrlosen Zivilisten handelte, ist dem Kommandanten des
sowjetischen U-Bootes, Alexander Marinesko, noch heute in
Sankt Petersburg ein ehrendes Museum gewidmet. Darin wird
behauptet, die "Gustloff" sei kein Fluechtlingsdampfer,
sondern ein Kriegsschiff mit soldatischer Besatzung
gewesen. Tatsaechlich aber hatte die "Gustloff"
Signallichter eingeschaltet und war fuer den sowjetischen
Kommandanten leicht als das weithin bekannte Zivilschiff
zu identifizieren.
Spaetere Hinweise, da sich unter den Fluechtlingen auch
(teilweise schwerverwundete) Soldaten befunden haetten,
aendern nichts an der Qualifizierung als
Kriegsverbrechen. Denn die Torpedierung diente keinem
militaerischen Zweck. Der sowjetischen Fuehrung war die
Evakuierung deutscher Zivilisten und Verwundeter ueber
die Ostsee keineswegs verborgen geblieben. Auch auf dem
Land walzten und schossen Panzer der Roten Armee
bedenkenlos in die Fluechtlingstrecks hinein. Frauen und
Kinder wurden massenhaft vergewaltigt. Nach der
Versenkung der "Gustloff" torpedierten sowjetische U-
Boote weitere Fluechtlingsschiffe, darunter die "Steuben"
mit 3600 und die "Goya" mit 6700 Menschen an Bord. In
keinem dieser Faelle machten die sowjetischen U-Boot-
Kommandanten auch nur den geringsten Versuch, Status und
Ladung der anvisierten Schiffe zu pruefen. Auch
Rettungsma nahmen unterblieben.
58 Jahre nach dem Untergang der "Gustloff", im Februar
2002, veroeffentlichte Literatur- Nobelpreistraeger
Guenter Grass sein Buch "Im Krebsgang". Darin spielt das
Schicksal des Fluechtlingsschiffs eine tragende Rolle.
Die Kritik sprach von einem "Tabubruch", weil deutsche
Schriftsteller und Intellektuelle bis dahin die
Leidensgeschichte des eigenen Volkes weitgehend ignoriert
hatten. Dem bekennenden SPD-Blechtrommler Grass lie sich
aber keine "revisionistische" oder gar NS-apologetische
Haltung unterstellen.
Deutsche Politiker eruebrigten jetzt zum 60. Jahrestag
der "Gustloff"-Katastrophe kein Wort des Gedenkens. 9000
deutsche Opfer eines alliierten Kriegsverbrechens passen
einfach nicht zu den "Befreiungs"-Feierlichkeiten, die
gegenwaertig im Rueckblick auf den 8. Mai 1945
umfangreich vorbereitet werden. Dazu faehrt der
Bundeskanzler nicht nach Gotenhafen oder in die Danziger
Bucht, sondern nach - Moskau
Quelle: Nation & Europa Heft 2 (Feb 2005)
Date Published: 2010-12-08 00:34:58
Identifier: 1938-SchiffOhneKlassen-DieWilhelmGustloff
Item Size: 310757698
Media Type: movies
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Wilhelm Gustloff; Titanic; National S...
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