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# taz.de -- Jon Stewarts Nachfolger bei „Daily Show“: Zu schwarz, zu weiß
> Trevor Noah ist eine gute Wahl. Kein anderer zieht so viel Politik aus
> seiner Biografie. Doch was ist mit den vermeintlich antisemitischen
> Tweets?
Bild: Der südafrikanische Comedian Trevor Noah.
Eigentlich hätte Trevor Noah erst einmal einen harten Drink gebraucht, als
er erfuhr, dass er der neue Anchorman der „Daily Show“ bei Comedy Central
wird. „Und dann bist du leider an einem Ort, wo du so gut wie keinen
Alkohol bekommst“, sagte er der [1][New York Times], die ihn telefonisch
erreichte. In Dubai.
Irgendwann in diesem Jahr folgt er Jon Stewart nach. Das ist eine mutige
Entscheidung des Senders. Noah ist erst 31. Noah ist Südafrikaner. Noah ist
noch kein Superstar. Und die „Daily Show“ ist in den USA viel mehr als nur
eine Comedy-Sendung. Sie ist für viele der politische Informationsanker
geworden, in einer Fernsehwelt, die – angetrieben vom rechtskonservativen
Sender Fox News – immer mehr zum Kampfplatz der Ideologien verkommen ist.
Doch genau in so einem Feld kennt Noah sich aus, daraus speisen sich seine
Witze. Noahs Vater ist ein weißer Schweizer, seine Mutter eine schwarze
Xhosa. Mitte der 80er Jahre wird er in ein Apartheidsregime hineingeboren,
das Menschen permanent kategorisierte. Doch Noah passte in keine Schublade.
Für die einen war er zu weiß, für die anderen zu schwarz.
Diese Erfahrungen nutzt Noah für sein Stand-Up-Programm. Er erzählt, wie er
als kleiner Junge in Soweto als Albino galt – ohne Albino zu sein.
„Daywalker“ wurde er genannt, weil er nicht immer im Schatten spielen
musste, wie die anderen Albinos, sondern auch unter der Sonne spazieren
konnte. Als er erstmals in die USA reiste, wollte er gerne als cooler
Schwarzer durchgehen. Kaum dort gelandet, sprach ihn jemand auf Spanisch
an. „18 Stunden Flug und ich war immer noch nicht schwarz, ich war
Mexikaner. Na toll.“
## Die Freiheit, nirgendwo dazuzugehören
Er spielt mit seiner Biografie, er lässt offen, was wahr ist, was nicht.
Nirgendwo dazuzugehören, ermöglicht eben Freiheiten – und Noah nutzt sie.
Er macht sich über den seit dem Ende der Apartheid regierenden ANC und
Südafrikas Präsident Jacob Zuma ebenso lustig wie über die weiße Lady aus
der Oberschicht, die nach der nächsten Wahl – dann aber wirklich! – nach
Australien auswandern will. Und er parodierte sogar Nelson Mandela zu
dessen Lebzeiten.
Als Trevor Noah das erste Mal in der „Daily Show“ auftrat, spielte er mit
dem Publikum „Spot the Africa“: Er zeigte Fotos kaputter Straßen oder
verwahrloster Kinder und stellte die Frage: Kenia oder Detroit? Die USA
kamen nicht gut weg dabei. Comedy Central hat auf der Suche nach einem
Jon-Stewart-Nachfolger also womöglich die perfekte Besetzung gefunden.
Allerdings wurden schon ein paar alte, vermeintlich [2][antisemitische und
sexistische Tweets] von Trevor Noah ausgegraben. Um die zu ertragen,
braucht man auch den einen oder anderen harten Drink. Weder Comedy Central
noch Noah haben sich bislang dazu geäußert. Doch er dürfte bereits gelernt
haben: Jetzt ist er ein Star, jetzt hat das, was er sagt, tatsächlich
Gewicht.
31 Mar 2015
## LINKS
[1] http://www.nytimes.com/2015/03/31/arts/television/trevor-noah-to-succeed-jo…
[2] http://www.buzzfeed.com/jaimieetkin/some-old-tweets-are-getting-trevor-noah…
## AUTOREN
Jürn Kruse
## TAGS
The Daily Show
Jon Stewart
Trevor Noah
The Daily Show
Jon Stewart
Fox News
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