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# taz.de -- Yoga rockt, Yoga heilt
> YOGA-TRENDS Sonnengruß zu Zimbelmusik. Das war Yoga gestern. Heute wollen
> Berliner auf der Matte schwitzen und „abrocken“. Neue Stile wie Acro-Yoga
> und Jivamukti-Yoga befriedigen dieses Bedürfnis
VON JANET WEISHART
Den Raum füllen Melodien von Bob Dylan. Etwa 20 Brustkörbe bewegen sich im
Yoga-Loft in Berlin-Mitte auf und ab. Geräuschvoll ziehen die Yoga-Jünger
die Luft durch die Nase ein und atmen aus. Die Ujaji-Atmung soll dem Körper
Energie verleihen, und die ist beim Jivamukti-Yoga neben viel Kraft auch
vonnöten.
Denn beim Jivamukti werden unzählige Asanas, Übungen, wie der Hund, die
Krähe oder der Fisch schnell im Wechsel mit dem Atem gemacht. Zu den Beats
von Moby biegen sich die Körper rastlos. Viel Schweiß rinnt da über die
Haut. Gabriela Bozic, die auch in Berlin Jivamukti-Workshops leitet,
erklärt: „Die Musik ist bei dieser Yogaform neu, die Botschaft alt. Aber
gerade das zieht junge Menschen an. Jivamukti übersetzt das traditionelle
Yoga ins Jetzt.“ Oder wie der Guru des Yogastils, David Life, sagt: „Wir
haben Gott hip gemacht.“ Jivamukti kam aus Amerika, sah und siegte. Bald
benennt sich das Berliner Yoga-Loft als zweites Studio Deutschlands in
Jivamukti-Yoga-Center um, wie sein New Yorker Vorbild. Mancher wird sich
dann vielleicht noch ein wenig mehr wie Sängerin Madonna oder Popstar Sting
fühlen, die diesen Trend populär machten.
Immerhin jeder fünfte Berliner besucht nach einer TNS-Infratest-Umfrage aus
dem Jahr 2009 Yogakurse, 20 Prozent sind Männer. Bei Jivamukti sind es mit
40 Prozent noch mehr. „Schauspieler, Manager, Philosophen, Studenten“, sagt
Bozic, seien das. Jivamukti heißt „Befreiung der Seele“, und darum gibt es
in jeder Stunde auch Meditatives. Hauptlohn sind aber straffe Haut und
schlanke Taille.
„Einen tollen Körper zu bekommen, darum geht es den meisten Teilnehmern der
progressiven, schnellen Yogastile. Die Zielgruppe ist cool, trendy und will
auch in ihrer Freizeit busy sein. Junge Leute fahren auf die Kurse mit
lauter Musik ab“, sagt Anke Rebetje, die Pressesprecherin des
Berufsverbandes der Yogalehrenden Deutschlands (BDY). Wer sprichwörtlich
noch höher hinausturnen will, sollte Acro-Yoga probieren. Der neueste Trend
aus Kalifornien mischt Akrobatik, Thai-Massage und Yoga. Der Berliner
Acro-Yogi Kai Ribereau fand darin vor einem Jahr seine Berufung. Nach Turm-
und Fallschirmspringen erturnt er sich nun damit seinen täglichen
Adrenalinschub. Was ihn am Acro-Yoga fasziniert? „Das kann ich endlich zu
zweit ausüben“, sagt er.
Beim Acro-Yoga liegt ein Partner am Boden, „Base“ genannt. Der andere
trainiert auf den Fußsohlen der „Base“ und heißt „Flyer“. Wie Kinder …
den ausgestreckten Füßen ihrer Eltern turnen, tun es beim Acro-Yoga
Erwachsene. Yoga-Profi Kai Ribereau ist von dem Gefühl, „da oben die
Kontrolle über seinen Körper abzugeben“, begeistert. Ribereau schwärmt:
„Das geht über reine Körperarbeit hinaus. Denn ich muss bereit sein, mit
anderen zu interagieren und ihnen zu vertrauen.“ Ein positiver Nebeneffekt
ist die Thai-Massage, die die „Base“ beim „Flyer“ mit ihren Füßen bew…
indem sie ihn in der Luft balanciert und knetet. „Da oben“, sagt Ribereau,
„nimmt der ‚Flyer‘ dann Yogaübungen wie die ‚Heuschrecke‘ ein – da…
Unterschied zur reinen Akrobatik.“ Damit die Übungen korrekt ausfallen,
helfen Assistenten den Paaren; was auch in Jivamukti-Stunden so sein
sollte. Ribereau schränkt aber ein: „Acro-Yoga ist nichts für Leute mit
Rückenproblemen.“
BDY-Sprecherin Rebetje betont: „Nur Gesunde sollten die kraftintensiven
Yogakurse besuchen. Wer körperliche Einschränkungen wie Knie- oder
Herzprobleme hat, sollte sie meiden!“ Die Yogalehrerin überrascht der
Erfolg der „lauten Trends“, und sie wundert sich: „Warum wollen die Leute
nicht zur Ruhe kommen?“ Traditionelle Yogis sehen die Yogaphilosophie darin
verraten, ja sogar verkauft, sagt Rebetje. Für ein Zurück zu mehr Stille
und innerer Einkehr plädiert Petra Ehlich. Die Dresdnerin praktiziert eine
ungewöhnliche Yogaform. „Ich verbinde klassisches Hatha-Yoga mit dem
positiven Einfluss des Mondes“, erklärt sie. Ehlich entdeckte einen
Zusammenhang zwischen Mondrhythmus, Yogaübungen und der Wirkung auf
Körperregionen und Organe. „Steht der Mond z. B. im Widder, hat er auf den
Kopf und die Lunge Einfluss. Wer in dieser Zeit etwa die Yoga-Übung ‚das
Boot‘ macht, bei der das Lungengewebe gestärkt wird, verdoppelt die
Übungswirkung.“ Deshalb wendet Ehlich ausgewählte Asanas nur während
bestimmter Mondphasen an. Dazu gibt sie Tipps, wie an Widdertagen spazieren
zu gehen, um die Lunge zu kräftigen. „Der Mond wirkt, auch wenn man nicht
dran glaubt“, sagt Ehlich. Wissenschaftliche Untersuchungen gibt es dazu
nicht.
Anders bei der Yogatherapie. „Sie wirkt laut zahlreichen Studien gegen
chronische Schmerzen und Stress. Darum vertrauen immer mehr Menschen dieser
ganzheitlichen Behandlung“, bestätigt BDY-Sprecherin Antje Rebetje. Studien
der vergangenen drei Jahre zeigen, dass Yoga das Herz-Kreislauf-System
stärkt, Stress oder Rückenschmerzen reduziert, Migräne lindert und den
Blutdruck senkt. Yogalehrerin und Heilpraktikerin Carmen Mager begleitete
seit 1998 Studien für Rheumapatienten, gemeinsam mit dem Therapeutenteam
vom Gesundheitszentrum „Weg der Mitte“ in Berlin-Zehlendorf. „Etwa 80
Prozent der Teilnehmer haben dank der Yogatherapie weniger oder gar keine
Schmerzen mehr.“
Manche Yogatherapien verwundern jedoch. Lin Ananda Holmqvist aus Finnland
legt ihre Patienten zum Beispiel auf ein Nagelbett. Das entspanne und
stille Schmerzen, sagt sie. Beim Berliner Yogafestival will sie die Technik
erklären.
■ Geprüfte Yoga-Lehrer unter [1][www.bdy.de]
27 Jun 2009
## LINKS
[1] http://www.bdy.de
## AUTOREN
JANET WEISHART
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