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# taz.de -- Wildtiere machen sich die Stadt zu eigen: Fuchs und Hase sagen Hallo
> Säugetiere auf der Landflucht: Der Fuchs hat sich bereits über das ganze
> Stadtgebiet ausgebreitet, von Osten her kommt der Feldhase bis nach
> Mitte. Beide verlieren die Angst vor dem Menschen.
Bild: Hier noch auf der Landflucht, bald schon in Berlin: Ein Fuchs.
An so manchen Nachbarn haben sich die Berliner inzwischen gewöhnt:
Wildschweine, Biber oder Waschbären sind in der Hauptstadt längst keine
Seltenheit mehr. Von der menschlichen Öffentlichkeit bislang wenig beachtet
wurde dagegen der Feldhase. Dabei mache sich das Langohr leise, still und
heimlich überall in Berlin breit, erklärte Dieter Köhler von der
Nabu-Fachgruppe Säugetierschutz in seinem Vortrag beim 10. Naturschutztag
am Samstag in der Kreuzberger Jerusalemkirche. Köhler selbst nahm vor
einiger Zeit die Stadthasen in seinem Wohngebiet Marzahn-Hellersdorf
erstmals wahr. "Die größte Chance, Hasen zu sehen, hat man, wenn man
zwischen 5 und 8.30 Uhr unterwegs ist." Die Stadthasen hätten es aber auch
schon ins Zentrum geschafft: So seien sie auf dem Gelände der heutigen
O2-Arena oder auf dem ehemaligen Zentralfriedhof nahe dem S-Bahnhof
Storkower Straße zu sehen.
Überhaupt ist der Osten Berlins laut Köhler das stärkste Verbreitungsgebiet
der Feldhasen. Und sie verweilten gerne in der Nähe von Schulen: Die
Umzäunungen und die angrenzenden Büsche seien ein guter Schutz für den
Nachwuchs. Die Stadt biete für Hasen aber nicht nur viele
Versteckmöglichkeiten: Hier herrschen meist auch mildere Temperaturen als
auf dem Land, das Nahrungsangebot sei größer, sie würden nicht gejagt und
es gebe weniger Feinde.
Allerdings habe der Stadthase Konkurrenten, so Köhler: die Kaninchen. Doch
die bewohnten vorwiegend den Westen der Stadt. Andere Gefahren stellten die
zunehmende Bebauung der Stadt dar sowie der Straßenverkehr. Doch Köhler
glaubt, die Eroberung der Stadt durch die Hasen sei durch derlei
Widrigkeiten nicht aufzuhalten: "Sie haben erfolgreich gelernt, die Straße
zu überqueren." Auch vor dem Menschen verlören sie ihre Scheu, wie Köhler
erleben konnte: "Einer rannte 1,5 Meter neben mir auf dem Fahrrad eine
Weile her."
Eine geringe Fluchtdistanz weisen auch die Feinde der Stadthasen auf: die
Füchse. Mit dessen Heimischwerden in der Stadt befasste sich der Vortrag
von Konstantin Börner, der an der Humboldt-Universität (HU) Biologie
studiert hat. "Vor 100 Jahren wurde der Fuchs noch als ein scheues Waldtier
beschrieben, aber man sieht, er ist sehr anpassungsfähig", so Börner.
Der erste Fuchs sei 1959 im Berliner Tierpark entdeckt worden. Seitdem
entwickele sich der Fuchs in der Nähe der Menschen weiter. Über das ganze
Stadtgebiet habe er sich bereits ausgebreitet, so der Biologe. Füchse
wüssten zum Beispiel sehr gut, wo sie Nester für den Nachwuchs bauen
könnten - etwa an den Gleisen in der Nähe von S-Bahn-Haltestellen. Und
Füchse wüssten gut, wo sie Nahrung bekommen: Zu über 50 Prozent ernähre
sich der Fuchs von dem, was der Mensch wegwirft und seinen Hunden und
Katzen zu fressen gibt. Das habe eine Auswertung von über 800 Mägen von
Berliner Füchsen ergeben, die an der HU durchgeführt wurde. "Der Fuchs
kennt die Stellen, an denen die Hunde und Katzen gefüttert werden", sagt
Börner. Sie fräßen aber auch Vögel, Nager und andere Tiere, meist, wenn sie
diese als Aas vorfinden.
An Nahrung mangele es den Füchsen in Berlin jedenfalls nicht. Auf die
Entwicklung der Tiere habe das natürlich positive Auswirkungen: Künftig sei
mit noch viel mehr Füchsen zu rechnen, so Börner. Allerdings würden die
Tiere in der Regel nur zwei Jahre alt. Und sollten es zu viele werden: Sie
sind im Gegensatz zu den Stadthasen zur Jagd freigegeben.
2 Mar 2009
## AUTOREN
Franziska Böhl
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