# taz.de -- Weniger Verbrechen: „Sozialpädagogischer Bedarf“ | |
> Abgenommen haben Straftaten der sogenannten „Miris“, allerdings wurden | |
> die Delikte schwerer. Die Bürgerschaft debattierte über die Entwicklung. | |
Bild: Einige Angehörige der Mhallamiye - etwa Ibrahim M. - beschäftigten die … | |
Statistisch abgenommen hat die Kriminalität unter Mitgliedern der unter dem | |
Namen „Miris“ bekannten Bremer Mhallamiye. 2.590 Menschen gehören in Bremen | |
zur Volksgruppe der Mhallamiye, sie leben in 31 Großfamilien. Mit einer | |
großen Anfrage wollte die CDU über deren Entwicklung informiert werden. | |
Anlass war ein Überfall in der Neustadt im August, bei dem vier Bauarbeiter | |
verletzt wurden. Am Donnerstag debattierte die Bürgerschaft über die | |
Antwort des Senats. | |
Während 2011 noch 918 Straftaten durch Angehörige der Mhallamiye begangen | |
wurden, sank die Zahl auf 816 Fälle im Jahr 2012. In der ersten Hälfte des | |
Jahres 2013 betrug die Zahl der Straftaten 348. Angestiegen allerdings ist | |
dabei der Anteil schwerer Straftaten, von 450 in 2011 auf 462 im Jahr 2012. | |
Tatverdächtig waren in den vergangenen Jahren insgesamt jeweils etwas über | |
400 Personen – eine Zahl, die auch auf den großen Anteil von Mhallamiye | |
verweist, die nicht straffällig waren. | |
Linken-Abgeordnete Cindi Tuncel kritisierte daher die Anfrage | |
grundsätzlich: „Nur weil man einen bestimmten Familiennamen hat, ist man | |
nicht gleich kriminell.“ Er arbeite täglich mit Menschen aus dieser Gruppe: | |
Sie würden auf Grund ihres Familiennamens stigmatisiert, viele hätten | |
deshalb ihren Namen geändert. Kinder würden in der Schule gemieden, die | |
Integration werde ihnen erschwert. Anfragen wie die der CDU trügen da nicht | |
zu einer Verbesserung bei. Tuncel betonte den unsicheren | |
aufenthaltsrechtlichen Status unter den Mhallamiye: Viele leben mit einer | |
„Duldung“. Tuncel sprach von einem „Türöffner für kriminelle Handlunge… | |
CDU-Innenpolitiker Wilhelm Hinners wies das zurück: Eine Duldung ertragen | |
zu müssen, sei kein Motiv, „dann müssten auch andere kriminell werden. Das | |
zu behaupten ist eine Frechheit.“ Er bezeichnete die Zahl der Delikte als | |
„besorgniserregend“. Auch mit Hinblick auf mögliche Abschiebungen | |
referierte er die Staatsangehörigkeiten der Mhallamiye: 1.311 haben eine | |
türkische, 257 eine libanesische, und 924 sind Deutsche. | |
Statt als Innenpolitiker ein besonders hartes Durchgreifen zu fordern, | |
kritisierte Hinners die mangelnden Integrationsbemühungen des Senats: Es | |
bestünde ein „erhöhter sozialpädagogischer Bedarf.“ Anders | |
SPD-Sozialpolitiker Klaus Möhle: Zwar lasse sich das Problem nicht einfach | |
mit polizeilichen Mitteln bewerkstelligen. Aber: „Ich brauche mit diesen | |
Menschen keinen Stuhlkreis zu machen.“ Ebenso kritisierte Möhle das Projekt | |
„Pro Düne“, das diese Volksgruppe nicht erreiche. | |
Dieses Modellprojekt ist erst im Mai 2013 gestartet und soll Familien in | |
Bremen-Grohn bei der Integration unterstützen. Innensenator Ulrich Mäurer | |
(SPD) hält an dem Weg und auch dem Modellprojekt fest: Viele seien | |
überhaupt nicht kriminell, „wir müssen darauf achten, dass die große | |
Mehrheit überhaupt eine Chance bekommt“, sagte er. Klar allerdings sei, | |
dass „überproportional viele“ Straftäter aus den Familien kämen. Weiterh… | |
gelte dabei eine „Null-Toleranz-Strategie“. Der Idee, diese Menschen | |
einfach abzuschieben, erteilte er eine Absage: Der Libanon nehme sie nicht | |
auf, dort gelten sie als Staatenlose. „Wir müssen davon ausgehen, dass sie | |
bleiben werden“, so Mäurer. | |
12 Dec 2013 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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