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# taz.de -- Weniger Studenten bei Demos: Bildungsstreik - Klappe, die zweite
> Die Luft scheint raus zu sein: Rund 70.000 Studierende und Schüler
> demonstrierten am Mittwoch für bessere Bildung. Das waren deutlich
> weniger als im Vorjahr.
Bild: Botschaft auf dem Shirt: Protest in Berlin für ein besseres Bildungssyst…
BERLIN taz | Rund 70.000 Schüler und Studierende demonstrierten am Mittwoch
bundesweit in 40 Städten gegen die Unterfinanzierung des Bildungssystems
und für bessere Studienbedingungen. Mit der bundesweiten Demo wollten sie
Druck auf die Bildungspolitiker ausüben. Denn am Donnerstag lädt Angela
Merkel zum dritten Bildungsgipfel. Dort verhandelt die Kanzlerin mit den
Ministerpräsidenten um zusätzliche Bildungsausgaben - es geht um
Milliarden.
"Wir konnten zeigen, dass tausende Schüler und Studierende bereit sind,
ihren Forderungen vehement Nachdruck zu verleihen", sagte Jörg Rostek vom
Bildungsstreikbündnis. Besonders zahlreich waren die Proteste in Berlin,
Dortmund und Stuttgart. In Aachen und Erlangen besetzten Studierende
spontan Uni-Gebäude. In Freiburg wurde zeitweise der Hauptbahnhof blockiert
und in Münster drangen rund 50 Studierende in die Bezirksregierung ein.
Nachdem sie den Politikern ihre Anliegen vortrugen, zogen sie jedoch wieder
ab. Die Studierenden beklagen unter anderem verkürzte Lernzeiten, größeren
Prüfungsstress, zu wenig Masterstudienplätze und fordern mehr
Mitspracherechte. Die Schüler protestieren gegen die verkürzte Abiturzeit
und fordern mehr Lehrpersonal.
Im Vergleich zu den Bildungsprotesten im vergangenen Jahr waren deutlich
weniger Demonstranten auf der Straße. Im Juni 2009 demonstrierten noch
270.000 Studis und Schüler. Im darauffolgenden Herbst hatten Studierende
bundesweit Hörsäle und Universitäten besetzt. "Der Bildungsstreik braucht
eine Denkpause", sagte Peter Grottian, Politikprofessor und Mitinitiator
des Streiks. Die Mobilisierung verlief vor allem unter den Studierenden
schleppend, hinzu kämen organisatorische, interne Probleme. Das
Streikbündnis ist dezentral organisiert, dies machte die
Entscheidungsfindung in der Vergangenheit oftmals schwer. Anfang der Woche
wurde zudem bekannt, dass Bildungskürzungen nur in geringem Maße
stattfinden sollen. Merkel verhandelt am am heutigen Donnerstag mit den
Ministerpräsidenten um zusätzliche Bildungsausgaben. Insgesamt will sie ab
2015 jeden zehnten Euro des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr investieren.
Unklar ist bisher, wie Bund und Länder die Ausgaben stemmen. Die
Studierenden befürchten dennoch Kürzungen und wollen mit einer
Fahrradkolonne vor der Hessischen Landesvertretung in Berlin demonstrieren.
Bildungsstreiksprecher Rostek will einen Erfolg der Demonstration nicht an
der Zahl der Teilnehmer festmachen: "Wir wollen das Bildungssystem
verändern, das ist unser vorrangiges Ziel. Unabhängig davon wieviel tausend
Demonstranten wir auf die Straße bringen." Von der Zahl der Demo-Teilnehmer
hängt jedoch auch der politische Druck ab, den das Bildungsstreikbündnis
auf die Politiker ausüben kann. Knapp 200.000 Teilnehmer weniger lassen
sich nicht ohne weiteres verschmerzen. Ende Juni will das
Bildungsstreikbündnis die Aktionen auswerten und sich auf den Herbst
vorbereiten.
10 Jun 2010
## AUTOREN
Laurence Thio
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