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# taz.de -- Weiter Hickhack um Hofgartenwiese
> ■ Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts über Abschlußkundgebung …
> Friedensbewegung in Bonn für Freitag erwartet / Koordinationsausschuß
> gibt sich optimistisch
Aus Bonn Charlotte Wiedemann
100.000 Teilnehmer werden für die Bonner Friedensdemonstration am Samstag
erwartet. Ob sich aber die Massen wie geplant auf der Bonner Hofgartenwiese
versammeln dürfen, wird vermutlich noch bis Freitag Gegenstand
gerichtlicher Auseinandersetzungen sein. Die Universität hatte als
Besitzerin der Wiese die Kundgebung untersagt, der Regierungspräsident hob
das Verbot auf, die Universität klagt nun wiederum gegen diesen Entscheid.
Das grotesk anmutende Hick– Hack um die Hofgartenwiese dauert im Grunde
seit dem 19. Jahrhundert an, als sich die Universität verpflichtete, ihr
Eigentum der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Nachdem das
zuständige Landgericht der Universität Recht gab und den Demo–Veranstaltern
für den Fall der Verbotsübertretung ein Zwangsgeld von 500.000 Mark
androhte, setzen die Organisatoren nun auf die verwaltungsrechtliche
Instanz. Die Entscheidung des Kölner Verwaltungsgerichts war bei
Redaktionsschluß noch nicht bekannt. Für den Koordinationsausschuß der
Friedensbewegung scheint aber jetzt schon klar: „Die Abschlußkundgebung
wird im Hofgarten stattfinden.“ Angesichts der erwarteten Teilnehmerzahl
gebe es ohnehin keine Ausweichmöglichkeit, und eine polizeiliche Absperrung
des Hofgartens sei „nicht vorstellbar“, so Thomas Schmidt von der
„Initiative Kirche von unten“. Entgegen früheren Beschlüssen des
Koordinationsausschusses (KA) werden bei dieser Demonstration auch
Parteiredner mit „Grußworten“ auftreten: Hans–Jochen Vogel für die SPD …
Petra Kelly für die Grünen. Daß für die SPD ausgerechnet Vogel spricht,
wird vom Koordinationsausschuß offiziell damit begründet, daß man einen
hochrangigen Fraktionsvertreter haben wollte. Gleichzeitig kritisierte der
KA die „enttäuschende Rolle“ der SPD bei der Bundestagsdebatte zur
Null–Lösung. Die Demonstration solle die „Forderung nach Rücknahme des
Stationierungsbeschlusses und sofortiger Schließung der Raketenbasen in
Mutlangen und Hasselbach bekräftigen“. Weitere Redner am Sonnabend sind
Detlef zum Winkel (für das linke Spektrum), Dorothee Sölle, Horst–Eberhard
Richter, Emil Carlebach (VVN), der Nobelpreisträger Klaus von Klitzing, der
Schriftsteller Bernt Engelmann sowie Ilse Brusis für den DGB–Vorstand.
Letztere war den Demo–Veranstaltern statt des eingeladenen Gustav
Fehrenbach zugeteilt worden. „Die Friedensbewegung ist es nicht gewohnt,
daß ihr von außen vorgeschrieben wird, welche Rednerinnen und Redner sie zu
ihren Kundgebungen einlädt“, monierte der KA.
11 Jun 1987
## AUTOREN
Charlotte Wiedemann
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