| # taz.de -- Volksinitiativen gegen Mietprofit | |
| > Die Mietervereine stellen zwei Gesetzentwürfe vor, die das Wohnen in | |
| > Hamburg bezahlbar machen sollen | |
| Von Katharina Schipkowski | |
| „Keine Profite mit Boden und Miete“ ist der Titel für zwei | |
| Volksinitiativen, die Hamburgs Mietervereine am Donnerstag präsentierten. | |
| Neben Mieter helfen Mietern und dem Mieterverein zu Hamburg gehören zu den | |
| Initiatoren auch der Umwelt- und Friedensaktivist Gilbert Siegler sowie | |
| der Rechtsanwalt Bernd Vetter. Sie bezeichnen die Hamburger Wohnungspolitik | |
| als gescheitert und legen zwei Gesetzesvorschläge vor, über die die | |
| Hamburger*innen getrennt abstimmen sollen. | |
| Mit der ersten Volksinitiative fordern sie die Stadt auf, nie wieder ein | |
| Grundstück oder eine Wohnung zu verkaufen. Städtischer Boden wäre dann nur | |
| noch in Erbpacht zu vergeben. So soll die Stadt Gestaltungsmöglichkeiten | |
| behalten, statt sie in die Hände von Investor*innen zu legen. „Städtische | |
| Grundstücke sind die Voraussetzung für jede soziale und ökologische | |
| Stadtentwicklung, günstigen Wohnraum, soziale Infrastruktur, Erholung und | |
| andere öffentliche Interessen“, schreiben sie zur Begründung. | |
| Ausnahmen sollen aber möglich sein, etwa wenn ein öffentliches Interesse an | |
| einem Verkauf besteht. Dann aber soll nicht die Finanzbehörde den Verkauf | |
| einfach abwickeln, sondern die Bürgerschaft darüber entscheiden. | |
| Mit der zweiten Volksinitiative fordern die Initiatoren, dass Wohnungen auf | |
| städtischen Grundstücken nur noch günstig vermietet werden dürfen. „Die | |
| anfängliche Nettokaltmiete darf die Mietsätze des ersten Förderwegs im | |
| sozialen Wohnungsbau nicht überschreiten“, heißt es im Abstimmungstext. | |
| Dieser Wert liegt aktuell bei 6,60 Euro pro Quadratmeter. Auch später soll | |
| die Miete um höchstens zwei Prozent pro Jahr steigen. „Auf öffentlichem | |
| Grund neu gebaute Wohnungen müssen dauerhaft für alle bezahlbar sein“, | |
| schreiben die Mietervereine. Die Betonung liege auf „dauerhaft“, erläutert | |
| der Mieteranwalt Marc Meyer. Normalerweise gehen Sozialwohnungen nach 15 | |
| bis 30 Jahren in den freien Markt über, deshalb müssen ständig neue gebaut | |
| werden, um den sinkenden Bestand überhaupt zu erhalten. Durch die | |
| Volksinitiative soll sich das ändern. „Eine steigende Anzahl günstiger | |
| Wohnungen wirkt sich langfristig auch dämpfend auf das Mietniveau insgesamt | |
| aus“, so das Kalkül. | |
| Im neuen Jahr wollen die Mieterverbände und ihre Unterstützer*innen | |
| anfangen, Unterschriften zu sammeln. Im ersten Schritt brauchen sie 10.000, | |
| im nächsten muss ein Zwanzigstel der Wahlberechtigten für das Volksbegehren | |
| stimmen. Im dritten Schritt muss der Senat den Wahlberechtigten den Text | |
| zur Entscheidung vorlegen, ein Fünftel muss sich daran beteiligen und die | |
| Mehrheit dafür stimmen. | |
| Die Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeld (SPD) reagiert | |
| ausweichend. „Ich kann verstehen, dass viele Menschen die Frage | |
| beschäftigt, ob sie sich auch in Zukunft ihre Wohnung noch leisten können.“ | |
| Anlass für einen Kurswechsel in der Wohnungspolitik sieht sie aber nicht. | |
| 13 Dec 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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