# taz.de -- Vidal Sassoon gestorben: Mit dem Bob als Paradefrisur | |
> Vidal Sassoon kämpfte als 17-jähriger gegen Faschisten und als junger | |
> Mann für Israel. Dann wurde er als Friseur zum Millionär. Am Mittwoch | |
> erlag er der Leukämie. | |
Bild: Vidal Sassoon hat am Mittwoch den Kampf gegen den Krebs verloren. | |
Sie nannten ihn „Bauhaus-Friseur“. Vidal Sassoon experimentierte Anfang der | |
sechziger Jahre mit geometrischen Schnitten, die Trockenhauben und | |
Lockenwickler überflüssig machten. | |
Mit seinem „Bob“, wie der Haarschnitt hieß, erregte er so viel Aufsehen, | |
dass die Modedesignerin Mary Quant, Erfinderin des Minirocks, ihn als | |
„Chanel der Haare“ bezeichnete. | |
Sassoon wurde am 17. Januar 1928 im Londoner Stadtteil Hammersmith geboren. | |
Er war 17, als der Zweite Weltkrieg vorbei war. Seine Mutter brachte ihn zu | |
einem Barbier in Whitechapel und überredete den Besitzer, ihm eine | |
Lehrstelle zu geben. Damals trauten sich die Faschisten unter Führung | |
Oswald Mosleys in England wieder auf die Straße. | |
Sie riefen dazu auf, Synagogen niederzubrennen, jüdische Einrichtungen | |
wurden mit Hakenkreuzen beschmiert. Morris Beckman und drei andere jüdische | |
Exsoldaten der britischen Armee beriefen ein Treffen von Gleichgesinnten | |
ein, um über das Vorgehen gegen die Faschisten zu beraten. 43 Leute kamen – | |
die „43 Group“ war geboren. | |
Einer dieser 43 war Vidal Sassoon. Die Gruppe setzte auf Gewalt gegen | |
Mosleys Leute, zertrümmerte deren Straßenstände und schlug die Faschisten | |
zusammen, wo sie sie traf. Die Gruppe erhielt ständig Zulauf, am Ende waren | |
900 Mitglieder eingetragen. | |
1950 löste man sich wieder auf, die Faschisten waren von der Straße | |
vertrieben. „Wir hatten zum letzten Mal die Wange hingehalten“, schrieb | |
Sassoon im Vorwort zu Beckmans Buch „The 43 Group“, „und ich als | |
17-jähriger Neuling war stolz, dabei zu sein.“ | |
1948 kämpfte er als Freiwilliger im israelischen Unabhängigkeitskrieg. Doch | |
in Israel bleiben wollte er nicht. Zehn Jahre später eröffnete er seinen | |
eigenen Friseursalon in Londons Bond Street. Eigentlich hätte er lieber | |
Architektur studiert, sagte er, und daher stammte seine Kreativität beim | |
Erfinden neuer Frisuren. | |
„Beim Haareschneiden ging es mir darum, neue Formen zu erfinden, und ich | |
ließ mich durch Gebäude inspirieren“, sagte er. Seine Frisuren wurden so | |
berühmt, dass ihn Mia Farrow 1968 nach Hollywood einfliegen ließ, um sie | |
für den Film „Rosemarys Baby“ zu frisieren. | |
Sassoon baute eine Kette von Friseursalons in Großbritannien und den USA | |
auf und entwickelte Haarpflegeprodukte, die ihn zum Millionär machten. Am | |
Mittwoch ist er im Alter von 84 Jahren in Los Angeles an Leukämie | |
gestorben. | |
10 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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