Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- "Twin Peaks" auf Arte: Alles - nur nicht normal
> Grausam gut und unheimlich spannend: Die Kult-Serie von 1990, "Twin
> Peaks" von David Lynch, wird ab Dienstag um 22 Uhr auf Arte wiederholt.
Bild: Für Agent Dale B. Cooper (Kyle MacLachlan, li.) und Sheriff Harry S. Tru…
Seine Figuren können alles sein, schöne verstörte Frauen, unschön
psychopathische Männer, tanzende Zwerge - nur nicht normal. Das Übermaß an
Normalität, das Hollywoodproduktionen oft ihrer Glaubwürdigkeit beraubt,
verkehrt er ins Gegenteil und schafft Realitäten, die von Verrücktheit,
Krankheit und Boshaftigkeit dermaßen zersetzt sind, dass man sich manchmal
fast dabei ertappt, sich einen Bruce Willis herbeizuwünschen.
"Twin Peaks" ist anders. Das meint man zumindest am Anfang. Die
mittlerweile zu einem Kultstatus avancierte Serie von 1990, die Lynch in
Zusammenarbeit mit dem Autor Mark Frost auf den Weg brachte, setzt zwar mit
dem Mord an der 17-jährigen Schülerin Laura Palmer direkt mit Gewalt ein,
der Rest scheint aber in den gewohnten filmischen Bahnen Amerikas zu
verlaufen.
Die Welt der Eltern zerbricht in Verzweiflung und Fassungslosigkeit und das
kleinstädtische Umfeld versucht der Familie Beistand zu leisten, befindet
sich aber selbst in Schockstarre wegen dieser plötzlichen Grausamkeit, die
ihren Ort heimsucht.
Als schließlich der überbordend freundliche FBI-Agent Dale Cooper
auftaucht, wägt man sich fast in Sicherheit vor David Lynch. Der
Enthusiasmus und die Fröhlichkeit, die Kyle MacLachlan in seiner Rolle so
fabelhaft ausstrahlt, diese kindlich überbordende Leidenschaft für Kaffee
und Kuchen und der Witz, den seine Übertriebenheit in die Serie bringt -
Lynch scheint den Zuschauer zur Abwechslung mit seinem psychotischen
Pessimismus zu verschonen.
Die freundliche Fassade der Bürger von Twin Peaks, der Kleinstadt an der
Grenze zu Kanada, beginnt gerade glaubhaft zu werden, um genau dann
anzufangen zu bröckeln und sich langsam, aber unaufhaltsam aufzulösen. Die
Psychose, der stets verheerende Blick David Lynchs auf die Menschheit,
schleicht sich diesmal einfach nur ganz sachte von hinten an. Grausam gut
und unheimlich spannend.
19 Apr 2011
## AUTOREN
Max Büch
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.