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# taz.de -- Türkei: Verwirrung um Selek-Prozess: Soziologin, vom Horror verfol…
> Die Feministin Pinar Selek wird in einem Strafverfahren angeklagt, das
> selbst für türkische Verhältnisse selten obskur ist.
Bild: Noch ist Pinar Selek nicht zu lebenslanger Haft verurteilt.
Türkische Soziologin Pinar Selek zu lebenslanger Haft verurteilt", meldeten
am Dienstag türkische und internationale Medien. Das Gute an der Nachricht:
Sie stimmt nicht. Das Schlechte: Sie könnte sich noch bewahrheiten.
"Dieser Prozess ist ein Horrorfilm, der mich seit zwölf Jahren nicht
loslässt", sagt die derzeit als Stipendiatin des PEN in Berlin lebende
39-Jährige am Mittwoch der taz. Selek hat sich in der Türkei mit Büchern
zum Umgang mit Homosexualität und Minderheiten einen Namen gemacht.
Ihre Studie "Zum Mann gehätschelt - Zum Mann gedrillt", in der sie
untersucht, wie der obligatorische Militärdienst in der Türkei zur
Konstruktion von Männlichkeit beiträgt, erschien in diesem Jahr auf
Deutsch. Gerade hat sie ihren ersten Roman fertiggestellt und ihre
Dissertation begonnen. Danach will sie in die Türkei zurückkehren - wäre da
nicht dieser Prozess, der selbst für türkische Verhältnisse selten obskur
ist.
## Freisprüche, die nichts bewirken
Ein Anschlag, bei dem ernste Zweifel bestehen, ob es überhaupt eine Bombe
und nicht ein Gasunfall war, durch den am 9. Juli 1998 auf einem Markt in
Istanbul sieben Menschen starben; eine Angeklagte, gegen die kein Beweis
vorliegt außer eine unter Folter erpresste und später zurückgenommene
Zeugenaussage; zweieinhalb Jahre Untersuchungshaft und Folter, am Ende eine
Staatsanwaltschaft und ein Strafgericht, die sie einvernehmlich
freisprechen.
Nur der berüchtigte 9. Senat des Kassationsgerichtshofs in Ankara sah die
Dinge anders. Das Verfahren wurde an das Istanbuler Strafgericht
zurückgewiesen, verbunden mit der Aufforderung, Selek zu lebenslanger Haft
zu verurteilen. Im September reichte das Gericht die schriftliche
Begründung nach, am 9. Februar 2011 wird neu verhandelt.
"Ein türkischer Journalist ist auf diese Begründung gestoßen und hat sie
als Neuigkeit verbreitet", sagt Selek. "Aber ich sehe das positiv: Das
Verfahren gegen mich ist eine Wunde, sobald die jemand aufkratzt, ist das
Interesse da." Nicht nur die große Anteilnahme im In- und Ausland stimmt
sie zuversichtlich: "Wir haben die Anklage mit etlichen Gutachten
entkräftet. Ich hoffe, dass sich das Gericht nicht einschüchtern lässt und
bei dem Freispruch bleibt.
25 Nov 2010
## AUTOREN
Deniz Yücel
## TAGS
Schwerpunkt Türkei
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